Traumreisende
wirklich mit uns zu vergleichen. Ich nehme sie besser mit.«
Es war ein kurzer Weg über das kahle, staubige Grundstück bis zu dem hölzernen Palisadentor ihres Wohnhauses. Sie bemühte sich erfolgreich, beide Babys zu halten und gleichzeitig das Tor zu öffnen. Als sie im Haus war, ging sie ins Schlafzimmer und zögerte einen Augenblick, bevor sie die nackten Kinder auf ihren kostbarsten Besitz legte, einen bunten handgenähten Quilt, den ihre Großmutter ihr geschenkt hatte, als sie vor vier Jahren aus England nach Australien abgereist war.
Der Korb, den sie suchte, stand hoch oben auf einem Küchenregal; sie stieg also auf einen Stuhl, um ihn herunterzuholen. Feierlich trug sie ihn ins Gästezimmer, nahm ein Kissen vom Bett und legte es in den leeren Korb. Auf der hinteren Veranda stand ein Pappkarton von der letzten Lieferung von Mehl und Zucker, den sie hereinholte. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus, nahm das andere Gästekissen und richtete den Karton her, um das zweite Baby hineinzulegen.
Ihre wunderbaren Kissen aus Gänsedaunen zu ersetzen würde nicht leicht sein, aber dieses Problem würde sie zu gegebener Zeit lösen. Sie schnitt sich Windeln zurecht, indem sie ein Geschirrtuch in zwei Hälften teilte und je eine davon um die schlafenden Säuglinge wickelte. Bei den Aborigines hatte sie noch nie ein Baby gesehen, das in eine Decke gehüllt war. Das war auch jetzt nicht nötig. Alice Enright hatte die Verantwortung dafür übernommen, die lästigen Dinge des Alltags zu regeln. Ihr Mann, der Reverend, befasste sich mit dem religiösen Leben im großen und ganzen.
Er erinnerte sie oft daran, wie wichtig es für sein zukünftiges berufliches Fortkommen sei, dass er nicht mit Trivialitäten belästigt wurde. Sie tat alles, um sein Leben so bequem zu machen, wie es in diesem entlegenen und fremden Land, so weit von ihrem geliebten Großbritannien entfernt, überhaupt nur möglich war. Als sie geheiratet hatten, war man besorgt gewesen, sie könnte zu jung und innerlich nicht reif genug sein, um mit einem älteren Mann zurechtzukommen, nicht darauf vorbereitet, ihren Part eines geistlichen Ehepaars auszufüllen.
Sie versuchte täglich, ihren Wert unter Beweis zu stellen. Sie wusste, dass ihr Ehemann sie niemals wirklich geliebt hatte. Er war ein Mann ohne sexuelle Leidenschaft, aber sie musste zugeben, dass auch sie ihn nicht wirklich liebte. Sie war jung gewesen und hatte sich verzweifelt gewünscht, ihr Zuhause zu verlassen, zu reisen und die Welt zu sehen. Die Heirat mit Reverend Enright und die Reise nach Australien waren eine Gelegenheit, die sich genau im richtigen Augenblick ergeben hatte. Sie ging zum Telefon und nahm den Hörer ab. Mit dem Hörer in der Hand drückte sie den seitlichen Hebel, bis sich die Vermittlung meldete, und verlangte dann eine Fernverbindung. Alice wusste, dass die örtliche Telefonvermittlerin in der Leitung blieb, um sich die neuesten Ereignisse anzuhören, die sich hinter den Mauern der Mission abspielten. Doch Gott sei Dank lebten sie so entlegen, dass ihr Klatsch meist nur den Leuten zu Ohren kam, die sich mehr für die Sünder ihrer näheren Umgebung interessierten.
»Birdie, ich bin's, Alice Enright. Es tut mir leid, dass ich schon wieder um Hilfe bitte, aber es ist dringend nötig. Ich habe einen neugeborenen Jungen, der untergebracht werden muss. Eigentlich sind es zwei Kinder, Zwillinge, aber das Mädchen wird im katholischen Waisenhaus aufgenommen. Ich habe letzte Woche mit denen gesprochen und mich vergewissert, dass sie Platz haben, aber wir haben natürlich nur mit der Geburt eines Kindes und nicht mit zweien gerechnet. Unsere wöchentliche Einkaufsfahrt für die Mission soll morgen früh abgehen, aber ich kann Alex schon heute Abend losschicken, dann kann er noch die zusätzliche Strecke zu Ihnen fahren, um den Jungen abzuliefern. Können Sie uns helfen und einen Platz für ihn finden?«
Birdie am anderen Ende der Leitung war die Ehefrau von Reverend Willett, einem Kollegen von Reverend Enright und ein hochgeachteter Mann in der Kirche. Sie war daran gewöhnt, Anrufe von Alice und den anderen Frauen der Geistlichen zu erhalten. Schließlich war ihr Ehemann das dienstälteste Mitglied der englischen Delegation auf dieser Auslandsmission. Das machte sie automatisch zur wichtigsten Respektsperson. Sie war stolz darauf, nie jemanden abzuweisen und sich von keiner Herausforderung unterkriegen zu lassen. Es gefiel ihr, wenn die jüngeren Frauen sagten: »Es gibt
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