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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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aus dem Augenwinkel erkennen, wem die allgemeine Aufmerksamkeit galt. Natürlich! Rebecka und ihre Freundin waren ja schon da und im Mittelpunkt. Fehlte nur noch mein geliebter Stiefbruder. Sogar ohne mich nach ihm umzudrehen sah ich das hämische Grinsen, als er mit seinen Freunden an mir vorbeimarschierte, als gehöre ihm die Schule. Und im gewissen Maße stimmte das sogar. Andere wichen ihm aus, erstarrten und beobachteten furchtsam, was er tat. Wie Kaninchen vor der Schlange , dachte ich und platzierte das letzte überflüssige Buch geräuschvoll in meinem Spind. Ich hatte ja keine Ahnung gehabt, dass man vor David Angst haben konnte. Oder vor seinen Superkumpels und Saufkumpanen. Ich warf einen weiteren, unauffälligen Blick in Richtung Stiefbruder. Zwei seiner Anhängsel erkannte ich, weil sie am Wochenende bei uns gewesen waren. Also eigentlich bei Meg, Klaus und David, denn ich war in meinem Zimmer geblieben und hatte die heile-Familie-trifft-Freunde-Szene nur durch das Fenster betrachtet. Paul und Dominique. Sie waren inzwischen an mir und dem anderen vorübergegangen, schenkten mir aber immerhin noch neugierige Blicke zurück über die Schulter. Der dritte ging neben meinem Bruder und drehte sich nicht um. Immer wieder von der überragenden Figur Dominiques verdeckt, war nur wenig von ihm zu sehen. Aber das Wenige war schon zu viel. Die mitternachtsschwarzen Haare wirkten wie ein Auslösemechanismus. Sie brachten genau die Gefühle zum Vorschein, wegen denen ich mich jede Nacht vor dem Einschlafen fürchtete. Die absolute Hilflosigkeit, gepaart mit Angst und irrationaler Hoffnung. Ich kannte jemanden mit solchen Haaren! Und als ich an die dazugehörige Person dachte, war es vollständig um meine innere Ruhe geschehen. Gegen manche Dinge halfen weder Mantren, noch Atemübungen. Mein Atem setzte aus und mein Innerstes gefror. Der Sauerstoffmangel war sofort da und akut. Ich würde ersticken. Mitten in der Schule. Panik floss in einer Welle aus Adrenalin durch meinen Körper und brachte mich dazu, meinen offenstehenden Mund zu schließen. Erst jetzt merkte ich, dass ich weitergeatmet und der blaue Schlumpf vor mir etwas gesagt hatte. Denn offensichtlich wartete er auf eine Antwort.
    »Entschuldigung. Wie bitte?« Zu meiner eigenen Überraschung klang meine Stimme ganz normal, obwohl mein Herz immer noch raste.
    »Du hast fünf Minuten, um die Farbe zu entfernen.«
    Jetzt begriff ich. Blau war die Uniform der Schülerlotsen.
    »Hör mal …«
    »Justus Früh. Kommt von Justitia, der römischen Göttin der Gerechtigkeit.«
    »Justus Früh. Ich bin neu an dieser Schule und jemand hat meinen Spind beschmutzt, ebenso den Boden davor. Und du bestrafst mich, anstatt den Schuldigen zu suchen? Was denkst du, wie gerecht meine Eltern das finden werden?«
    »Hast du dort, wo du herkommst auch immer die Anweisungen der Autoritätspersonen in Frage gestellt?« Oh weia, Justus war nicht nur ein Rechtsverdreher, sondern wirklich Superschlumpf at his best.
    »Für eine Autoritätsperson fehlt es dir an Alter – und an Erfahrung mit Leuten, die da herkommen, wo ich gelernt habe, dass Recht haben und Recht bekommen nicht immer dasselbe ist …«
    Ich drehte mich um und schloss meinen Spind, wobei ich sowohl die rotgeschmierte Zahlenkombination als auch den Drohungen murmelnden Schüler hinter mir ignorierte. Wenn ich für jede Drohung zum Direktor musste, würde ich in diesem Schuljahr verdammt wenig Zeit im Klassenraum verbringen. Allerdings war ich bisher davon ausgegangen, dass mein Stiefbruder und seine Späße und Verschwörungen dafür sorgen würden – nicht ich selbst mit meinen eigenen Entscheidungen.
    Unwillkürlich warf ich einen Blick Richtung David. Die gesamte Truppe an Spielern und Cheerleadern war in Hörweite stehengeblieben. Obwohl sie so taten, als bekämen sie nichts von dem zeternden blauen Jungen vor mir mit, war die Ruhe der sechs aufschlussreich. Genug jedenfalls, um meine innere Erstarrung, die mich beim Anblick dieser unglaublichen, schwarzen Haare wieder ergriff, in Wut zu verwandeln.
    »Weißt du was …?« Ich richtete meine Wut auf Justus Superschlumpf. »Du machst dich unglaubwürdig, wenn du Drohungen und Warnungen nicht in die Tat umsetzt!« Ich ging an ihm vorbei und nur der winzige, gute Teil meiner Persönlichkeit verhinderte, dass ich ihn dabei anrempelte.
    Mein Gehen war eigentlich eine langsame Flucht hoch erhobenen Hauptes. Aber das wusste nur ich. Trotzdem konnte ich die Blicke wie

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