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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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denn von Amerika? Wir plaudern doch nur.« Die Instinkte eines ausgebildeten Harlequins ließen sie in die Offensive gehen. Genau wie Thorn hatte sie sich auf das Treffen vorbereitet. »Ich möchte etwas wissen, Vater. Nur eine Sache. Liebst du mich?«
    »Du bist meine Tochter.«

    »Beantworte die Frage.«
    »Seit dem Tod deiner Mutter bist du das Kostbarste in meinem Leben.«
    »Okay. Das lasse ich vorläufig gelten.« Sie beugte sich vor. »Die Tabula und die Harlequins waren früher einigermaßen ebenbürtige Gegner, aber die Totale Überwachung hat das Kräftegleichgewicht verändert. Soweit ich weiß, gibt es keine Traveler mehr und nur noch einige wenige Harlequins.«
    »Die Tabula verfügen über Gesichtsscanner, über die Möglichkeiten zu elektronischer Überwachung, über Helfershelfer in den Regierungsbehörden, über …«
    »Ich will die Gründe gar nicht wissen. Davon reden wir jetzt nicht. Nur von Tatsachen und Schlussfolgerungen. In Pakistan bist du schwer verletzt worden, und zwei Menschen wurden getötet. Ich habe Libra von Anfang an gemocht. Er ist bei seinen Besuchen in London immer mit mir ins Theater gegangen. Und Willow war eine starke, attraktive Frau.«
    »Beide Kämpfer haben das Risiko akzeptiert«, entgegnete Thorn. »Und beide erlitten einen stolzen Tod.«
    »Ja, sie sind gestorben. Wurden für nichts und wieder nichts ausgebildet und vernichtet. Und jetzt willst du, dass es mir genauso ergeht.«
    Thorn packte die Armlehnen des Rollstuhls, und einen Moment lang glaubte sie, er werde sich durch pure Willenskraft zwingen aufzustehen. »Etwas Außergewöhnliches ist passiert«, sagte er. »Zum ersten Mal haben wir einen Spion in der Bruderschaft. Linden steht in Kontakt mit ihm.«
    »Das ist bloß eine weitere Falle.«
    »Vielleicht. Aber alle Informationen, die wir von ihm bisher erhalten haben, waren zutreffend. Vor ein paar Wochen haben wir erfahren, dass es in den USA zwei potentielle Traveler gibt. Sie sind Brüder. Vor vielen Jahren habe ich ihren Vater, Matthew Corrigan, beschützt. Ehe er abtauchte, habe ich ihm einen Talisman geschenkt.«

    »Weiß Tabula von den beiden Brüdern?«
    »Ja. Sie werden rund um die Uhr beobachtet.«
    »Wieso bringen die Tabula sie nicht einfach um? Das haben sie doch bis jetzt immer getan.«
    »Ich weiß nur, dass die Corrigans in Gefahr schweben und wir ihnen schnellstmöglich helfen müssen. Shepherd entstammt einer alten Harlequin-Familie. Sein Großvater hat Hunderten von Menschen das Leben gerettet. Aber ein noch ungeborener Traveler wird ihm niemals vertrauen. Shepherd ist chaotisch und nicht besonders intelligent. Er ist –«
    »Ein Trottel.«
    »Haargenau. Du könntest dich um alles kümmern. Du müsstest nichts weiter tun, als die Corrigans finden und sie an einen sicheren Ort bringen.«
    »Vielleicht sind sie völlig normale Bürger.«
    »Das wissen wir erst, wenn wir sie befragt haben. In einem Punkt hattest du Recht: Es gibt keine Traveler mehr. Das hier ist womöglich unsere letzte Chance.«
    »Es geht auch ohne mich. Engagier einfach ein paar Söldner.«
    »Die Tabula haben mehr Macht und Geld als wir. Wir werden regelmäßig von Söldnern betrogen.«
    »Dann tu es selbst.«
    »Ich bin ein Krüppel, Maya. Sitze hier in dieser Wohnung und diesem Rollstuhl fest. Außer dir kommt niemand für das Kommando bei diesem Einsatz in Frage.«
    Ein paar Sekunden lang spürte sie tatsächlich den Drang, das Schwert zu ziehen und sich in die Schlacht zu stürzen, aber dann erinnerte sie sich an die Schlägerei in der Londoner U-Bahn. Ein Vater sollte seine Tochter beschützen. Thorn hatte stattdessen ihre Kindheit zerstört.
    Sie stand auf und ging zur Tür. »Ich fliege zurück nach London.«
    »Erinnerst du dich denn nicht mehr an das, was ich dir beigebracht
habe? Verdammt durch das Fleisch. Gerettet durch das Blut  …«
    Maya hatte dieses deutsche Motto der Harlequins von klein auf gehört – und gehasst.
    »Spar dir deine Sprüche für deinen neuen russischen Freund. Bei mir wirken sie nicht.«
    »Wenn es keine Traveler mehr gibt, hat Tabula über die Geschichte gesiegt. In ein oder zwei Generationen wird die Vierte Sphäre ein kalter, steriler Ort sein, wo jedermann überwacht und kontrolliert wird.«
    »So ist es doch jetzt schon.«
    »Wir haben eine Verpflichtung. Das liegt in unserer Natur.« Aus Thorns Stimme klangen Schmerz und Bedauern. »Ich habe mir oft ein anderes Leben gewünscht, habe mir gewünscht, ich wäre unwissend und

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