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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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weiterleitete. Lawrence trug einen Kopfhörer mit Mikrofon, über den er Kontakt zum Computerzentrum hielt. »Beginnen Sie mit dem Test«, wies er den Techniker an. »Der erste Sensor ist jetzt in seinem Gehirn.«

    Fünf Sekunden vergingen. Zwanzig Sekunden. Dann bestätigte der Techniker den Empfang neuraler Signale.
    »Der erste Sensor arbeitet«, sagte Lawrence. »Sie können fortfahren.«
    Dr. Richardson ließ eine kleine Elektrodenplatte am Draht hinabgleiten, klebte sie auf Michaels Kopfhaut fest und kappte das überstehende Kabel. Neunzig Minuten später waren alle Sensoren in Michaels Gehirn eingepflanzt und mit den Plättchen verbunden. Von weitem sah es aus, als klebten acht Silbermünzen auf seiner Kopfhaut.
     
    Michael war immer noch bewusstlos. Die Krankenschwester blieb bei ihm, während Takawa den beiden Ärzten ins Nebenzimmer folgte. Alle zogen die OP-Kittel aus und warfen sie in einen Eimer.
    »Wann wird er aufwachen?«, fragte Lawrence.
    »In ungefähr einer Stunde.«
    »Wird er Schmerzen haben?«
    »Minimale.«
    »Sehr gut. Ich werde im Computerzentrum nachfragen, wann wir das Experiment starten können.«
    Dr. Richardson wirkte nervös. »Vielleicht sollten wir uns unterhalten.«
    Die beiden Männer verließen die Bibliothek und überquerten auf dem Weg ins Verwaltungsgebäude den rechteckigen Innenhof. In der Nacht zuvor hatte es geregnet, der Himmel sah immer noch grau aus. Die Rosen waren zurückgeschnitten worden und von der Iris waren nur noch vertrocknete Stiele übrig. Das Bermudagras rechts und links der Gehwege dörrte vor sich hin. Abgesehen von dem weißen, fensterlosen Gebäude in der Mitte des Hofs erschien alles so vergänglich, dem Wirken der Zeit ausgeliefert. Die offizielle Bezeichnung für den Würfel lautete »Forschungsinstitut für Neurokybernetik«, aber die jüngeren Mitarbeiter nannten ihn »das Grab«.

    »Ich habe neue Forschungsergebnisse über die Traveler gelesen«, sagte Richardson. »Ich sehe einige Probleme voraus. Wir haben einen jungen Mann, der in der Lage ist, in andere Sphären zu wechseln – oder auch nicht.«
    »Korrekt«, erwiderte Lawrence. »Wir werden Genaueres erfahren, wenn er es versucht.«
    »Die wissenschaftlichen Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass ein Traveler auch ohne fremde Hilfe lernen kann zu transzendieren; zum Beispiel durch Schock oder Langzeitstress. Die meisten haben jedoch eine Art Lehrer, der sie unterweist.«
    »Man nennt sie auch Wegweiser«, erklärte Lawrence. »Wir haben nach jemandem gesucht, der diese Aufgabe übernehmen kann, aber wir sind nicht fündig geworden.«
    Sie blieben vor dem Eingang zum Verwaltungsgebäude stehen. Lawrence bemerkte, dass Dr. Richardson nur mit Widerwillen zum Grab hinübersah. Der Neurologe betrachtete den Himmel und dann einen Betonkübel mit englischem Efeu – alles, nur nicht das weiße Gebäude.
    »Was geschieht, wenn Sie keinen Wegweiser auftreiben können? Woher wird Michael wissen, was zu tun ist?«
    »Es gibt noch einen anderen Ansatz. Unsere Mitarbeiter experimentieren zurzeit mit verschiedenen Substanzen, die hoffentlich wie neurologische Katalysatoren funktionieren.«
    »Auf diesem Gebiet kenne ich mich aus, und ich weiß genau, dass dergleichen nicht existiert. Es gibt keine Substanz, die einen rapiden Zuwachs an neuraler Energie bewirken könnte.«
    »Die Evergreen Foundation verfügt über hervorragende Verbindungen verschiedenster Art. Wir tun, was wir können.«
    »Mir ist klar, dass ich nicht über alles informiert werde«, bemerkte Richardson. »Aber lassen Sie mich Ihnen etwas sagen, Mr. Takawa. Dieser Umstand ist dem Gelingen des Experiments nicht gerade zuträglich.«
    »Und was möchten Sie wissen, Doktor?«

    »Es geht nicht nur um die Traveler, oder? Es geht um ein viel weitreichenderes Ziel – etwas, das mit dem Quantencomputer zu tun hat, nicht wahr? Wonach suchen wir eigentlich? Können Sie es mir sagen?«
    »Wir haben Sie eingestellt, um einen Traveler in eine andere Sphäre hinüberzubefördern«, antwortete Lawrence. »Sie brauchen lediglich zu wissen, dass General Nash keine Fehlschläge akzeptiert.«
     
    Zurück in seinem Büro musste Lawrence sich um ein Dutzend dringender Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter sowie vierzig E-Mails kümmern. Er berichtete General Nash von dem chirurgischen Eingriff und bestätigte, dass das Computerzentrum neurale Aktivitäten in jedem Teil von Michaels Hirn messen konnte. Während der folgenden zwei Stunden fasste

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