Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
kkk
    Auszug aus » Erinnerungen an den Fall «
    Manchmal war es nicht leicht, ein Mädchen zu sein. Zum Beispiel, wenn man gerade erst sechzehn war und ein nasses Fischernetz über ein Deck zerren musste, das völlig glitschig war von Fischschuppen und Schmiere. Noch schwerer war es, wenn man von den ehemaligen Dunstigen Inseln stammte, kein richtiges Zuhause hatte und nur bei den Hochsee-Riffen fischen durfte.
    Es war nicht gerecht, fand Brawena Wellenstreifer. Die Riffe befanden sich einige Seetagesreisen entfernt von Süd-Sathan, einer der Versprengten Inseln, wo der größte Teil der Dunstigen lebte. Das bedeutete, dass der Fisch noch an Bord geputzt und gesalzen werden musste, bevor sie wieder in den Hafen einlaufen konnten. Was wiederum zur Folge hatte, dass sie nicht die höheren Preise verlangen konnten, die die ortsansässigen Versprengten für frischen Fisch ansetzten.
    » Es ist ein Kreislauf«, murmelte sie vor sich hin. Ein schrecklicher, niemals endender Kreislauf, der ihre Armut festschrieb. Sie arbeiteten härter als die meisten anderen Leute und verdienten trotzdem weniger. Und all das nur, weil sie Dunstige waren und keine Versprengten. Weil sie die Bürger von etwas waren, das nicht mehr existierte.
    » Pass auf, was du tust«, knurrte ihr Großvater. » Du hättest fast den Fisch verloren.«
    Sie hob den zappelnden Thunfisch mit einem Haken vom Deck hoch und ließ ihn in den Lagerraum fallen, wo die Fische aufbewahrt wurden. Ihr Großvater machte sich wieder daran, mit der Winde das Netz einzuholen. Ich sollte das alles hier gar nicht tun, dachte sie grollend. Das hier ist Männerarbeit. Wäre Pa nur nicht im Meer ertrunken. Hätte ich doch nur Brüder statt einen Haufen Schwestern.
    Und wenn sie schon mal dabei war: Hätte Morthred nur nicht vor fast hundert Jahren die Dunstigen Inseln versenkt…
    Sie hatte die Geschichte oft genug gehört. Damals hatte ihr Urgroßvater noch gelebt und vom Deck des Fischerbootes aus gesehen, wie die in der Ferne sichtbaren Inseln am Horizont versunken waren. Zuerst hatte ihm niemand geglaubt. Die Fischer hatten ihre Netze eingeholt und waren in Richtung Arutha gesegelt, wobei sie jeden Augenblick damit rechneten, dass die Inseln aus dem Nebel auftauchen würden. Aber sie konnten sie nirgends mehr finden. Ein paar völlig verschreckte Wissende klammerten sich an einen Haufen hölzerner Trümmerstücke, die einmal irgendjemandes Zuhause gewesen waren und jetzt sanft in einem Meer aus lauter anderen Trümmern schaukelten, das sich meilenweit in sämtliche Richtungen erstreckte. Und Vögel waren plötzlich da… überall flogen Vögel orientierungslos und völlig ziellos dahin, schrien ihre Not laut heraus. Unter ihnen waren– das hatte ihr Urgroßvater damals nicht gewusst– sämtliche Bürger des Hafens, die nicht zu den Wissenden gehörten. Viele von ihnen flogen unbeholfen zu seinem Boot herunter, riefen und schrien in dem Versuch, ihn dazu zu bringen, ihnen zu helfen und sie zu retten, ihn erkennen zu lassen, wer sie waren… Sieh doch, ich bin dein Vetter Eherald; sieh mich an, ich bin deine Nachbarin Lirabeth … Aber ihr Urgroßvater hatte sie nicht verstanden. Er hatte nicht begriffen, was sie ihm mitzuteilen versuchten, als sie sich auf dem Bootsmasten niedergelassen, in der Takelage gesammelt und ans Dollbord geklammert hatten. Sie hatten gepiepst und gezwitschert und geschrien, aber sie hatten einander genauso wenig verstanden wie er sie.
    Am Anfang hatte niemand etwas begriffen; das war erst sehr viel später gekommen. Jetzt war es bei allen, die zum Volk der Dunstigen gehörten, das bestgehütete Geheimnis der ganzen Ruhmesinseln: das Wissen, dass ihre engsten Verwandten empfindungsfähige Vögel waren. Natürlich waren damit nicht mehr diejenigen gemeint, die von der Beschwörung getroffen worden waren, sondern ihre Nachkommen. Kleine, dunkle Vögel mit einem purpurnen Schimmer und einem kastanienbraunen Streifen auf der Brust, die ihre eigene Sprache hatten und gleichzeitig die Sprache der Menschen verstehen konnten.
    Brawena nahm den letzten Fisch aus dem Netz und richtete sich auf, streckte ihren schmerzenden Rücken. Und dann sah sie etwas, das es eigentlich gar nicht hätte geben dürfen.
    » Was ist das, Großvater?«
    Der alte Mann sah in die gleiche Richtung. Da war eine unruhige Stelle im Wasser, ein plötzlich aufgetretener Wirbel etwa fünfzig Schritt achtern. Noch während sie zusahen, begann sich dieser Wirbel auszudehnen und schickte

Weitere Kostenlose Bücher