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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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seine rechte Hand auf den Küchentisch und starrte den kleinen Höcker an, der verriet, wo der Protective-Link-Chip implantiert war. Mit der linken Hand nahm er eine Rasierklinge und sann über deren scharfe Schneide nach. Tu es, sagte er sich. Dein Vater hatte niemals Angst. Mit angehaltenem Atem vollführte er einen kurzen, tiefen Schnitt. Blut quoll aus der Wunde und rann auf den Tisch.
     
    Nathan Boone hatte die Aufnahme der Überwachungskamera am Empfangstresen des New-York-New-York-Hotels in Las Vegas studiert. Bei der jungen Blondine, die beim Einchecken Michael Corrigans Kreditkarte benutzt hatte, handelte es sich eindeutig um Maya. Man hatte auf der Stelle einen Söldner ins Hotel geschickt, doch der Harlequin konnte fliehen. Vierundzwanzig Stunden später entdeckten Boones Männer Gabriels Motorrad auf dem Hotelparkplatz. Waren er und Maya gemeinsam unterwegs? Oder stellte das Ganze nur ein Ablenkungsmanöver dar?
    Boone beschloss, nach Nevada zu fliegen und jeden zu befragen, der Kontakt mit dem Harlequin gehabt hatte. Er fuhr gerade zum Westchester County Airport, als ihn Simon Leutner anrief, der Leiter des unterirdischen Computerzentrums der Bruderschaft in London.
    »Guten Morgen, Sir. Simon Leutner hier.«
    »Was gibt’s? Haben Sie Maya aufgespürt?«
    »Nein, Sir. Es geht um etwas anderes. Letzte Woche haben
Sie uns gebeten, bei allen Angestellten der Evergreen Foundation eine Sicherheitsüberprüfung durchzuführen. Wir sind nicht nur wie üblich die Listen mit den Telefonaten und Kreditkartentransaktionen durchgegangen, sondern haben auch kontrolliert, ob jemand seinen Zugangscode benutzt hat, um in unser Computersystem zu gelangen.«
    »Das leuchtet ein.«
    »Die Zugangscodes werden automatisch alle vierundzwanzig Stunden ausgetauscht. Soeben erfahren wir, dass ein Kategorie-drei-Angestellter namens Lawrence Takawa sich in einen für ihn nicht freigegebenen Datensektor eingeloggt hat.«
    »Ich arbeite direkt mit Mr. Takawa zusammen. Sind Sie sich sicher, dass kein Irrtum vorliegt?«
    »Absolut sicher. Er hat General Nashs Zugangscode benutzt, doch die Informationen gingen direkt an Takawas PC. Ich nehme an, er wusste nicht, dass wir letzte Woche ein neues Tracking-Programm installiert haben.«
    »Und wofür hat Mr. Takawa sich interessiert?«
    »Er suchte nach Lieferungen aus Japan an unsere New Yorker Hauptverwaltung.«
    »Wo befindet sich Mr. Takawa zurzeit? Haben Sie den Protective-Link-Standort überprüft?«
    »Zurzeit hält er sich in seinem Haus in Westchester County auf. Er hat sich krank gemeldet und als Grund dafür eine Virusinfektion angegeben.«
    »Geben Sie mir sofort Bescheid, falls er das Haus verlässt.«
    Boone rief den Piloten an, der am Flughafen auf ihn wartete und verschob den Flug. Sollte Lawrence Takawa ein Helfershelfer der Harlequins sein, dann wäre das äußerst peinlich für die Sicherheitsabteilung der Bruderschaft. Ein Verräter war wie ein Tumor. Man brauchte einen Chirurgen – jemand wie Boone –, der sich nicht scheute, bösartige Wucherungen radikal herauszuschneiden.

     
    Die Evergreen Foundation besaß ein Bürogebäude an der Ecke Vierundfünfzigste Straße und Madison Avenue in Manhattan. Zwei Drittel des Hauses wurden von den Angestellten, die für die öffentlichen Aktivitäten der Stiftung, wie beispielsweise die Verteilung von Fördergeldern, zuständig waren, beansprucht. Diese Leute – ihr Spitzname lautete »die Lämmer«  – hatten keine Ahnung von der Existenz und den Zielen der Bruderschaft.
    Die Bruderschaft benutzte die obersten acht Stockwerke, die durch separate Fahrstühle zugänglich waren. Dem Schild am Eingang zufolge befand sich dort der Sitz einer Non-Profit-Organisation namens Nations Stand Together, die angeblich Entwicklungsländer bei der Umsetzung von Antiterrormaßnahmen finanziell unterstützte. Vor zwei Jahren hatte Lawrence Takawa während einer Konferenz der Bruderschaft in London die junge Schweizerin kennen gelernt, die sich um alle Anrufe und E-Mails kümmerte, die bei Nations Stand Together eingingen. Sie besaß die Fähigkeit, alle Anfragen charmant, aber unverbindlich zu beantworten. Offenbar war der togoische UN-Botschafter immer noch der Überzeugung, dass Nations Stand Together beabsichtigte, sein Land bei der Anschaffung von Röntgenscannern für Flughäfen mit einer größeren Summe zu unterstützen.
    Lawrence wusste, dass es in dem Gebäude einen Schwachpunkt gab: Die Wachmänner im Erdgeschoss waren

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