Traveler - Roman
Lämmer und daher überhaupt nicht im Bilde, was es mit der Bruderschaft auf sich hatte. Nachdem er seinen Wagen an der Achtundvierzigsten Straße geparkt hatte, ging er die Madison Avenue entlang und betrat die Eingangshalle des Gebäudes. Obwohl es draußen relativ kühl war, hatte er seinen Mantel im Wagen gelassen. Er hatte auch keine Aktentasche bei sich – nur einen Pappbecher mit Kaffee und einen Aktendeckel. Das gehörte zu seinem Plan.
Lawrence zeigte dem älteren Wachmann hinter dem Tresen
seinen Ausweis und lächelte. »Ich muss in eine Abteilung von Nations Stand Together im zweiundzwanzigsten Stock.«
»Stellen Sie sich bitte auf das gelbe Quadrat, Mr. Takawa.«
Lawrence blickte direkt in den Irisscanner, der in einen großen grauen Kasten auf dem Empfangstresen eingebaut war. Der Wachmann drückte auf einen Knopf, woraufhin Lawrence’ Augen fotografiert und die Beschaffenheit seiner Iris mit den gespeicherten Angaben verglichen wurde. Ein grünes Licht leuchtete auf. Der ältere Mann nickte einem jungen neben dem Tresen stehenden Latino zu. »Mr. Takawa fährt hinauf in den Zweiundzwanzigtsten.«
Der junge Wachmann begleitete Lawrence zu den Fahrstühlen, hielt eine Chipkarte vor den Sicherheitssensor. Dann war Lawrence allein. Als sich die Fahrstuhlkabine in Bewegung gesetzt hatte, klappte er den Aktendeckel auf und holte ein Klemmbrett heraus, an dem einige geschäftlich aussehende Zettel befestigt waren.
Hätte er einen Mantel getragen oder eine Aktentasche in der Hand gehabt, würde ihn womöglich jemand fragen, wohin er wollte. Aber ein akkurat gekleideter, selbstbewusst wirkender junger Mann mit einem Klemmbrett musste zur Belegschaft gehören. Vielleicht ein neuer Mitarbeiter der Computerabteilung, der von einer Pause zurückkam. Diebe brachten keinen warmen Milchkaffee mit.
Es dauerte nicht lange, da hatte Lawrence die Poststelle gefunden und sich Einlass verschafft, indem er seinen Ausweis vor die entsprechende Stelle hielt. An den Wänden stapelten sich Kisten, und die Briefpost war bereits in verschiedene Fächer einsortiert worden. Der Angestellte der Poststelle schob wahrscheinlich seinen Rollwagen durch die Gänge und würde in ein paar Minuten zurück sein. Lawrence musste das Paket so schnell wie möglich finden.
Als Kennard Nash erwähnt hatte, dass sie ein Talisman-Schwert brauchten, hatte Lawrence gehorsam genickt und versprochen,
sich darum zu kümmern. Nach einigen Tagen rief er den General an, verriet ihm aber so wenig Details wie möglich. Er habe herausgefunden, dass vor etlichen Jahren ein Harlequin namens Sparrow in einem Tokioter Hotel eliminiert worden war. Es sei durchaus denkbar, dass die Bruderschaftler vor Ort das Schwert des Toten an sich genommen hatten.
Kennard Nash sagte, er werde sich mit seinen japanischen Freunden, einflussreichen Geschäftsleuten, in Verbindung setzen. Die meisten von ihnen waren der Ansicht, dass die Traveler die Stabilität der japanischen Gesellschaft bedrohten. Vier Tage später benutzte Lawrence den Zugangscode des Generals, um sich dessen Mailordner anzuschauen. Wir haben Ihre Anfrage erhalten und freuen uns, Ihnen behilflich sein zu können. Der gewünschte Gegenstand ist bereits an die New Yorker Hauptverwaltung abgeschickt worden .
Als Lawrence um eine halbhohe Trennwand herumging, entdeckte er einen Transportbehälter aus Kunststoff in einer Ecke. Das Versandetikett war mit japanischen Schriftzeichen bedruckt, und laut der beigefügten Zollerklärung handelte es sich bei dem Inhalt um Samurai-Requisiten für Filmpremiere . Die Behörden brauchten ja nicht zu erfahren, dass man ein Schwert aus dem dreizehnten Jahrhundert verschickte, eine unersetzliche Kostbarkeit aus der Werkstatt eines Jittetsu.
Auf dem Tresen lag ein Cutter, und Lawrence durchschnitt damit das Klebeband und die Zollsiegel. Er öffnete den Deckel und sah zu seiner Enttäuschung eine Plastikrüstung, angefertigt für einen Samurai-Film. Brustpanzer, Helm, Handschuhe. Aber dann fand er ganz unten ein in Packpapier eingewickeltes Schwert.
Er nahm es in die Hand und wusste sofort, dass es zu schwer war, um aus Plastik zu sein. Hastig riss er das Papier auf, das den Schwertgriff umgab, und erblickte Intarsien aus poliertem Gold. Das Schwert seines Vaters. Ein Talisman.
Boone war stets misstrauisch, wenn ein Angestellter, mit dem es Probleme gab, nicht bei der Arbeit erschien. Fünf Minuten nach dem Telefonat mit London schickte er jemand los, um Takawas
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