Traveler - Roman
paar Wochen zuvor in der Autowerkstatt gesagt hatte: Du und ich, wir stammen beide von Männern ab, die sich für eine aussichtslose Sache aufgeopfert haben.
Als sie zu den anderen zurückkehrte, sah sie, dass Hollis und Gabriel sich stritten. Vicki stand zwischen den beiden, so als wollte sie vermitteln.
»Was ist los?«
»Red du mit Gabriel«, sagte Hollis. »Er will seinen Bruder suchen gehen.«
Die Vorstellung, noch länger auf dem Forschungsgelände zu bleiben, schien Richardson in Angst und Schrecken zu versetzen. »Wir müssen sofort hier weg. Ich bin sicher, dass die Wachmänner schon Ausschau nach uns halten.«
Maya legte Gabriel die Hand auf den Arm und zog ihn beiseite. »Die anderen haben Recht. Hier zu bleiben ist zu gefährlich. Vielleicht können wir ja später noch einmal herkommen.«
»Du weißt, dass das nicht passieren wird«, entgegnete Gabriel. »Und selbst wenn, wäre Michael nicht mehr hier. Die Tabula wird ihn irgendwo hinbringen, wo sie ihn noch besser bewachen können. Entweder jetzt oder nie.«
»Ich kann dir das nicht erlauben.«
»Du hast mir nichts zu verbieten. Ich entscheide selbst, was ich tue.«
Maya schien es, als wären sie zwei durch ein Seil verbundene Bergsteiger in einer Steilwand – wenn einer von ihnen abrutschte oder eine Felskante zerbröckelte, würden sie beide abstürzen. Auf so eine Situation hatte die Ausbildung ihres Vaters sie nicht vorbereitet. Lass dir etwas einfallen, befahl sie sich. Setz dein Leben aufs Spiel. Nicht seins.
»Okay. Ich habe eine Idee.« Sie bemühte sich um einen möglichst ruhigen Tonfall. »Du gehst mit Hollis und bringst dich in Sicherheit. Ich bleibe hier und suche deinen Bruder.«
»Selbst wenn du ihn findest, wird er nicht mit dir mitkommen. Michael traut fremden Leuten prinzipiell nicht. Aber auf mich würde er hören. Das weiß ich genau.«
Gabriel sah ihr direkt in die Augen, und einen Atemzug, einen Herzschlag lang hatte sie das Gefühl, dass zwischen ihnen eine echte Verbindung bestand. Maya suchte fieberhaft nach der richtigen Entscheidung, aber diesmal gab es keine richtige Entscheidung, nur das Schicksal.
Sie ging auf Dr. Richardson zu und griff nach der Ausweiskarte an seinem Arztkittel. »Öffnet uns Ihre Karte die Türen hier auf dem Gelände?«
»Etwa die Hälfte davon.«
»Wo ist Michael? Wissen Sie, wo man ihn festhält?«
»Normalerweise befindet er sich in einer bewachten Unterkunft im Verwaltungsgebäude. Wir sind hier am nördlichen
Rand des Forschungszentrums. Die Verwaltung ist auf der gegenüberliegenden Seite des Karrees.«
»Und wie kommen wir da hin?«
»Benutzen Sie die Tunnel, und halten Sie sich von den überirdischen Gängen fern.«
Maya zog das Magazin aus der Maschinenpistole und lud es mit neuen Patronen. »Du gehst denselben Weg zurück, den wir gekommen sind«, sagte sie zu Hollis. »Bring die beiden durch das Lüftungsrohr nach draußen. Ich mache mich mit Gabriel auf die Suche nach Michael.«
»Tu’s nicht«, sagte Hollis.
»Mir bleibt nichts anderes übrig.«
»Überrede ihn mitzukommen. Oder zwing ihn mit Gewalt.«
»Das wäre die typische Tabula-Methode. So etwas tun wir nicht.«
»Ich verstehe ja, dass Gabriel seinem Bruder helfen will, aber man wird euch beide töten.«
Sie schob das volle Magazin in die Maschinenpistole, und das metallische Geräusch hallte durch die Parkgarage. Maya hatte ihren Vater niemals »danke« sagen hören. Dankbarkeit passte nicht zu einem Harlequin, aber sie wollte zu dem Mann, der Seite an Seite mit ihr gekämpft hatte, irgendetwas sagen.
»Viel Glück, Hollis.«
»Du bist diejenige, die Glück braucht. Seht zu, dass ihr den Typ schnell findet, und dann nichts wie weg von hier.«
Ein paar Minuten liefen Maya und Gabriel durch einen Tunnel unter dem Karree. Die Luft war drückend heiß. Maya hörte, wie in den schwarzen Rohren an den Mauern Wasser floss.
Gabriel warf ihr immer wieder von der Seite Blicke zu. Er wirkte verlegen, beinahe schuldbewusst. »Tut mir Leid, dass wir das tun müssen. Ich weiß, du wärst jetzt lieber bei Hollis.«
»Es war meine eigene Entscheidung. Ich bin nicht rechtzeitig genug in Los Angeles gewesen, um deinen Bruder zu beschützen. Jetzt habe ich die Chance, das wettzumachen.« Sie wich seinem Blick aus, versuchte, zuversichtlich zu klingen. »Wir haben eine gefühlsmäßige Entscheidung getroffen, keine logische. Vielleicht rechnen die Tabula nicht damit.«
Sie erreichten das Verwaltungsgebäude, und
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