Traveler - Roman
inspizieren.«
»Wie meinen Sie das?«
»Das Feuer ist gelöscht, aber es wird noch ein paar Stunden dauern, bis wir in die Tunnel hineinkönnen. Ich werde mir darum zuerst die Gebäude von innen ansehen und auf ihre Einsturzgefahr hin überprüfen.«
»Das ist völlig unmöglich. Ich habe Ihnen schon bei Ihrer
Ankunft hier gesagt, dass die Evergreen Foundation streng geheime Forschungen im Auftrag der Regierung durchführt. Die meisten Räume darf man ohne Sicherheitsüberprüfung nicht betreten.«
Der Zugführer wippte leicht auf den Hacken seiner Stiefel. »Das ist mir schnurzegal. Mir untersteht die Feuerwehr in dieser Stadt. Ich habe das Recht, jedes Gebäude zu betreten, wenn die öffentliche Sicherheit es erfordert. Sie können mir natürlich gern einen Begleiter mitgeben.«
Nachdem McGee zu seinen Männern zurückmarschiert war, zügelte Boone seinen Zorn. Sollten die Feuerwehrleute doch ruhig das Gelände inspizieren. Das war nicht so schlimm. Die Leichen waren bereits in Säcke gepackt und in einen Lieferwagen verladen worden. Im Lauf des Tages würde man sie nach Brooklyn zu einem verschwiegenen Leichenbestatter bringen, der sie verbrennen und ihre Asche ins Meer streuen würde.
Boone beschloss, im Verwaltungsgebäude nach dem Rechten zu sehen, ehe McGee Gelegenheit hatte, dort herumzuschnüffeln. Zwei Wachmänner waren von ihm beauftragt worden, den blutdurchtränkten Teppichboden im Flur des zweiten Stocks herauszureißen. Obwohl die Überwachungskameras garantiert nicht funktionierten, ging Boone wie immer davon aus, dass er beobachtet wurde. Er marschierte mit selbstbewusster Miene über das Karree, so als hätte er alles im Griff. Sein Handy klingelte. Er nahm das Gespräch entgegen und hörte Kennard Nashs dröhnenden Bass.
»Wie ist die Lage?«
»Die Feuerwehr wird in Kürze die Gebäude inspizieren.«
Nash fluchte laut. »Wen soll ich anrufen? Den Gouverneur? Kann der Gouverneur das verhindern?«
»Es gibt überhaupt keinen Grund, es zu verhindern. Die offensichtlichen Probleme sind bereits beseitigt.«
»Man wird aber herausfinden, dass es Brandstiftung war.«
»Das ist mir nur recht. Ich habe ein paar Männer in Lawrence Takawas Haus geschickt. Sie werden eine halb fertige Brandbombe auf den Küchentisch stellen und auf seinem PC ein Bekennerschreiben verfassen. Den Leuten von der Brandpolizei gegenüber werde ich dann von den Drohungen eines wütenden Angestellten berichten –«
»Aber die Fahndung nach dem Mann wird leider erfolglos bleiben.« Nash lachte leise. »Gut gemacht, Mr. Boone. Ich rufe Sie heute Abend wieder an.«
General Nash beendete grußlos das Gespräch, und Boone blieb einen Moment vor dem Eingang zum Verwaltungsgebäude stehen. Er musste eingestehen, dass ihm in den letzten Wochen einige Fehler unterlaufen waren. Er hatte Maya unterschätzt und sein Misstrauen gegenüber Lawrence Takawa zu lange unterdrückt. Er hatte sich mehrfach zu Zornausbrüchen hinreißen lassen, die seine Entscheidungen beeinflusst hatten.
Inzwischen war der Rauch des nur noch schwelenden Feuers nicht mehr schwarz, sondern schmutzig grau. Was aus den Rohren quoll, in die Luft stieg und sich dort auflöste, sah aus wie ganz normale Autoabgase. Die Bruderschaft mochte zwar eine empfindliche Niederlage erlitten haben, aber an ihrem Sieg war nicht zu zweifeln. Die Politiker konnten so viel sie wollten über Freiheit reden und ihre Worte dabei wie Konfetti über den Menschen ausstreuen. Das spielte keine Rolle. Die herkömmliche Vorstellung von Freiheit wurde zunehmend bedeutungslos. Zum ersten Mal seit vielen Stunden drückte Boone auf den Knopf an seiner Armbanduhr und stellte befriedigt fest, dass sein Puls normal war. Er straffte die Schultern und betrat das Gebäude.
EINUNDSECHZIG
W ieder einmal war Maya in dem Traum gefangen. Sie stand auf sich allein gestellt in dem U-Bahn-Tunnel und musste sich gegen die drei Hooligans wehren. Männer prügelten sich auf dem Bahnsteig oder versuchten, die Scheiben der U-Bahn einzuwerfen, als Thorn sie mit der rechten Hand am Kragen packte und in den Wagon zerrte.
Sie hatte über dieses Erlebnis so oft nachgedacht, dass es in ihrem Kopf fest verankert war. Wach auf , sagte sie sich. Es reicht . Aber dieses Mal verharrte sie in der Erinnerung. Der Zug setzte sich ruckartig in Bewegung, und sie drückte das Gesicht an den Wollmantel ihres Vaters. Mit geschlossenen Augen biss sie sich auf die Lippen und schmeckte Blut.
Mayas Wut war grenzenlos,
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