Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)
soll’s! Schaden kann es ja nicht. Und du willst nichts dafür haben?«
»Aber Herr Buschschlüter!«, lächelte Karo mit gespielter Entrüstung. »Ich leih sie Ihnen gern. Unter Nachbarn hilft man sich doch, oder? Vielleicht hab ich ja auch mal ein Problem und brauche Ihren fachmännischen Rat.«
Verdutzt starrte der Alte sie an. Man merkte, dass ihm die Sache immer noch komisch vorkam.
»So, so«, murmelte er. »Dann vielen Dank auch. Wie geht es denn der alten Erichsen? Kommt sie noch mal wieder?«
Was für eine Frage! dachte Karo. Als wenn sie schon halb tot wäre. Sie reichte ihm die Geräte über den Zaun.
»Sie hat es mit der Hüfte. Könnte sein, dass sie sie operieren. Aber das ist noch nicht sicher.«
»Tja, irgendwann sind die ollen Knochen aufgebraucht. Dann geht’s los mit den Ersatzteilen. Also nichts für ungut. Besten Dank noch mal.«
Mit seinen neuen Testobjekten unter dem Arm drehte er sich auf dem Absatz um und widmete sich wieder der Erdhügelwüste. Karo kehrte sehr zufrieden mit sich und ihren Überredungskünsten zu den anderen zurück.
»Das hast du super gemacht«, lobte Bruno. »Wenn das klappt, hast du bei dem Alten echt einen Stein im Brett.«
»Jetzt ist er bestimmt auch nicht mehr so grantig zu uns«, prophezeite Jo.
»Das bleibt erst mal abzuwarten«, meinte Karo. »Aber die Maulwürfe können uns wirklich dankbar sein. Naturschutz beginnt eben im Kleinen.«
5
Ferien in Parzelle 4
E s war der letzte Schultag vor den großen Ferien. In den vergangenen Jahren war dieser Tag für Karo immer ein Graus gewesen. Nicht etwa wegen der Zeugnisse. Karo war keine besonders schlechte Schülerin, und ihre Eltern gehörten auch nicht zu denen, die gleich ausflippten, wenn die Zensuren mal nicht so gut ausfielen. Nein, es war wegen der bevorstehenden Wochen. Fast alle ihre Freunde verreisten im Sommer. Für Karos Familie war das nicht mehr drin, seit die Auftragslage in der Firma ihres Vaters so war, wie sie war. Das Geld reichte kaum für all die Dinge des täglichen Bedarfs. An Urlaub – und sei es auch nur Zelten an der Ostsee – war nicht zu denken.
Aber die anderen fuhren fort, und die sechs Wochen lagen immer vor ihr wie ein endlos langer Albtraum. Kein Mensch da, um auch nur irgendetwas zu unternehmen. Und kein Geld für Ausflüge, Kino, Schwimmbad und dergleichen.
Doch in diesem Sommer war alles anders. Jos Vater hatte irgend so ein wichtiges Projekt im Gange, das er nicht einfach für einen Urlaub unterbrechen konnte, und Jos Mutter machte mal wieder eine Fortbildung, die keine Pause duldete. Diesmal war es eine Ausbildung zur Reikimeisterin. Jos Brüder fuhren daher mit den Pfadfindern in ein Ferienzeltlager, und Jo sollte eigentlich mitfahren. Aber sie hatte so lange gebettelt, ihre Ferien in Parzelle 4 verbringen zu dürfen, bis ihre Eltern endlich nachgaben.
Bruno, der üblicherweise zu oder mit seinem Vater verreiste, blieb in diesen Ferien auch daheim, weil sein Vater eine neue Frau kennengelernt hatte und mit ihr und ihren zwei Töchtern in einen Robinson-Club in den Süden fliegen wollte. Bruno war natürlich herzlich dazu eingeladen, aber er konnte weder die zwei Mädels noch die Mutter ausstehen und war völlig entsetzt über die Wahl, die sein Vater da getroffen hatte. Da kamen ihm die Ferien mit seinen Freunden gerade recht.
Wolle hatte sich eigentlich auf zwei Wochen Reiterhof gefreut, aber dann hatte die Reitlehrerin wegen Hexenschuss absagen müssen. Also buchte Wolle um – von Reiterhof auf Schrebergarten.
Es war so genial, dass Karo es fast nicht aushalten konnte. Sechs Wochen keine Schule. Sechs Wochen Parzelle 4. Und sogar die Erlaubnis, gleich am ersten Abend im Schrebergarten übernachten zu dürfen. Selbst das Wetter spielte mit. Die Sonne schien, ein leichter Wind fuhr durch die Bäume, und am wolkenlosen Himmel zog ein Schwarm Tauben in immer neuen Formationen seine Runden über die Gärten. Karo lag auf dem Rücken im Gras, kraulte Bodo, der neben ihr saß, den Hals und verfolgte die Flugkünste der Tauben mit den Augen.
»Wie ferngesteuert«, murmelte sie gedankenverloren. »Würde mich nicht wundern, wenn irgendwo in einem der Gärten ein Taubenzüchter mit seiner Fernbedienung gemütlich in seiner Hollywoodschaukel sitzt und die Tauben ihre Achten fliegen lässt.«
In dem Moment sprang Bodo auf, denn mit übermütigem Geklingel und Bremsenquietschen kamen die anderen den Gartenweg entlang. Schwer bepackt mit Matten, Schlafsäcken und
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