Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)
les ich schon extra keine Gruselgeschichten, und du …«
»Oh, guck doch endlich!«, drängelte Karo ungeduldig und wies zum Nachbargründstück rüber. Einen Moment lang war alles wieder dunkel, und Bruno fuhr sich stirnrunzelnd durch die Haare. Und dann sah auch er den Lichtschein, der durch Buschschlüters Laube wanderte.
»Heilige Entengrütze!«, entfuhr es ihm. »Da ist ja echt jemand.«
»Wir müssen die Polizei rufen!«, sagte Karo. »Ich werde die anderen wecken.«
»Warte doch mal.« Bruno zögerte. »Und der Buschschlüter ist ganz sicher verreist? Ich meine, vielleicht ist er ja zurückgekommen …«
»Klar, und er hat zufällig Stromausfall, oder was?«, entrüstete sich Karo. »Das ist doch wohl eindeutig, was wir da drüben sehen. Ich ruf jetzt an.«
»Mensch, jetzt warte doch mal«, wiederholte Bruno. »Lass uns erst nachsehen, wer das ist oder was da wirklich los ist.«
»Spinnst du? Ich bin doch nicht Miss Marple ! Ich geh da nicht rüber.«
»Was ist denn hier los?«, maulte Wolle verschlafen.
»Da drüben bei Buschschlüter ist jemand.«
»Was?« Wolle war sofort hellwach und kroch schnell aus dem Schlafsack.
Sie versuchte Jo zu wecken, aber die schlief fest wie ein Murmeltier.
»Bevor wir die Polizei verständigen, will ich erst mal wissen, ob das überhaupt ein Einbrecher ist«, beharrte Bruno.
»Wer soll das denn sonst sein? Das kleine Gespenst?«
»Mensch, ein Obdachloser vielleicht. Irgendein armer Schlucker.«
»Was schlägst du also vor?«, fragte Wolle.
»Ihr schaltet das Handy ein und bleibt hier oben am Fenster. Und ich schleiche leise rüber und peile die Lage. Ich nehme die Taschenlampe mit und gebe euch Lichtzeichen, wenn ihr Hilfe rufen sollt.«
»Ich lass dich da nicht alleine rübergehen«, entschied Karo. »Aber idiotisch find ich das trotzdem und lebensmüde. Bodo bleibt hier bei dir, Wolle. Sonst bellt der noch.«
Bodo winselte leise und wedelte mit dem Schwanz, als hätte er alles verstanden. In Windeseile zogen sie ihre Hosen und Schuhe an und schlichen so lautlos wie möglich die Treppe runter und zur Tür hinaus. Wolle wartete gebannt oben am Fenster. Die kühle Nachtluft ließ Karo einen Schauder über den Rücken laufen. Oder war es die Aufregung?
Der Mond war schon aufgegangen und beleuchtete die Gärten. Karo überlegte, ob das nun gut oder schlecht war. Gebückt schlichen sie durch das kalte, taunasse Gras und kletterten über Buschschlüters Jägerzaun in sein Allerheiligstes. Auf dem Weg zum Haus wäre Bruno fast über den Maulwurfvertreiber gestolpert, der im Gras steckte. Das Ding schien tatsächlich zu funktionieren. Es waren keine neuen Hügel mehr auszumachen. Als sie die Hauswand erreichten, schlug Karo das Herz bis zum Hals. Sie musste total bescheuert sein, sich auf so etwas eingelassen zu haben. Gleich würde sie jemand von hinten am Schlafittchen packen, und dann hätte ihr letztes Stündchen geschlagen. Aber dann hätte sie ihr Leben wenigstens für ihren besten Freund geopfert.
An der Eingangstür angelangt, legte Bruno sein Ohr daran und lauschte. Ein leises Rascheln kam von drinnen und ein Klacken, als wenn jemand eine Getränkedose aufzippte. Dann hörten sie ein Husten. Karo fühlte die Angst in sich hochsteigen bis in die Haarwurzeln hinauf. Gleich würde sie einfach tot umfallen, vor lauter Anspannung. Jetzt waren sie am Fenster, und Bruno lugte vorsichtig hinein. Wieder war ein Rascheln zu vernehmen und leise Schritte.
»Kannst du was sehen?«, wisperte Karo, so leise sie konnte.
»Er hat sich gerade aufs Sofa fallen lassen«, raunte Bruno zurück. »Aber ich kann sein Gesicht nicht erkennen.«
Ein paar Minuten verharrten sie regungslos. Gleich ist es so weit, dachte Karo. Dann mach ich mir in die Hose. Sie versuchte, nicht zu atmen.
»Jetzt!«, zischte Bruno. »Jetzt hat er die Lampe wieder angeknipst. Er liest ein Buch. Er …« Bruno zögerte. Er drehte sich zu Karo um und sah sie an.
»Das ist ein Junge!«
»Was, ein Kind?« Karo war fassungslos. Bruno nickte.
»Ich hab den schon mal gesehen. Der geht auf unsere Schule.«
»Das glaub ich jetzt nicht! Was sollen wir denn nun machen?«
Bruno zuckte mit den Schultern. »Er scheint jedenfalls allein zu sein«, flüsterte er. »Und nach Raubüberfall sieht das hier auch nicht aus. Sonst würde der nicht seelenruhig auf dem Sofa sitzen und lesen und Cola trinken.«
»Hm«, überlegte Karo, »meinst du, der ist von zu Hause ausgebüxt?«
»Könnte schon sein. Vielleicht
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