Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)
eben alle mitziehen. Ich finde es wirklich erstaunlich, dass ihr das so durchgezogen habt. Wobei jetzt natürlich auch wieder die Schule losgeht«, mahnte er. »Und ihr nicht mehr so viel Zeit zur Verfügung habt. Aber wenn ihr immer noch wollt, kümmere ich mich darum, dass ihr eine richtige Schülerfirma werdet.«
»Das müssen wir uns erst noch gemeinsam überlegen«, sagte Wolle zögernd. Nachdem Greta so über die Buchführung gestöhnt hatte, war sie sich nicht sicher, ob sie das wirklich wollte. Jetzt wollte sie jedenfalls erst mal feiern und diesen Felix etwas genauer unter die Lupe nehmen. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Cosimo, der ab sofort für Wolle wieder einfach nur Arne hieß, mit seinem Antonio bei der Band stand und Rotwein trank. Sie beschloss, ihn keines weiteren Blickes zu würdigen, und machte sich unauffällig auf die Suche nach Felix.
»Hey, woher stammt denn der Alkohol?«, rief Jo plötzlich. »Wir haben doch nur Sprudel und Säfte eingekauft.«
»Ich glaub, den haben die Erwachsenen sich heimlich selbst mitgebracht«, grinste Karo, die immer noch verzückt den beiden Jungen beim Tischtennisspielen zuguckte und grübelte, warum Bruno und Devin sich auf einmal so gut verstanden.
»Hätte Wolles Vater die Platte nicht schon eher liefern können?«, raunte sie Jo zu.
»Das liegt doch nicht am Tischtennisspielen«, flüsterte Jo zurück. »Da muss irgendwas anderes passiert sein. Jungs eben! Man weiß nie, was in ihren Köpfen vorgeht.«
Sie kicherten beide leise, und Karo beschloss im Stillen, Devin bei passender Gelegenheit danach zu fragen. Sie hoffte inständig, dass diese neue Eintracht zwischen den beiden von Dauer sein würde, damit mit Bruno und ihr endlich wieder alles so wie früher war.
Karo ließ ihren Blick über die Gäste schweifen. Frau Erichsen saß immer noch gut gelaunt bei Herrn Buschschlüter, Greta sang einfach großartig, und Arne tanzte mit seinem Antonio dazu. Ihre Mutter stand mit den Müttern von Bruno und Wolle zusammen beim Buffet, und alle lachten gerade ganz laut. Jos Mutter unterhielt sich angeregt mit Devins Mutter, bestimmt über Yoga oder irgendwelchen esoterischen Kram. Zwei Väter kümmerten sich um den Grill und um Getränke. Karos Blick wanderte unter den Gartentisch, wo doch tatsächlich zwei Bierkisten standen. Und etliche Flaschen fehlten schon. Dann entdeckte sie ihren Vater, der mit Devins Vater beisammenstand. Nanu, dachte Karo, warum strahlte Papa denn so über beide Backen? Jetzt schüttelte er Devins Vater sogar die Hand, und daraufhin schlug dieser ihm anerkennend auf die Schulter. Dann stießen sie freundschaftlich ihre Bierflaschen aneinander und prosteten sich lachend zu. Karo tat es gut, ihren Vater mal wieder so fröhlich und entspannt zu sehen, da er ihr in letzter Zeit immer so ernst und sorgenvoll vorkam.
Jo hatte Devin an der Tischtennisplatte abgelöst. Zusammen mit Wolle und Felix spielten sie und Bruno jetzt im Vierer. Aha, dachte Karo, die beiden schienen sich also schon etwas näher gekommen zu sein. Hoffentlich! Dann würden Wolles Cosimo-Geschichten vielleicht endgültig ein Ende finden.
Devin stand plötzlich neben Karo und legte seinen Arm um ihre Schulter. Karo war das zwar etwas peinlich vor all den Eltern, aber sie duldete den Arm trotzdem dort, wo er war.
»Unsere Väter scheinen sich ja blendend zu verstehen«, sagte Karo zu ihm. »Hast du eine Ahnung, was die beiden da die ganze Zeit bereden?«
»Ehrlich gesagt, ja«, gab Devin zu. »Mein Vater wollte wissen, was deine Eltern beruflich machen …«
»Typisch Erwachsene!«, stöhnte Karo und verdrehte die Augen. »Das ist wirklich das Einzige, was sie interessiert.«
»In diesem Fall aber nicht von Nachteil«, fuhr Devin fort. »Als ich ihm nämlich erzählte, dass dein Dad Einrichtungen für Cafés und Läden baut, war er ganz begeistert und hat gesagt, das trefe sich ja gut, und er brauche dringend für ein Einkaufszentrum in Ostdeutschland noch einen erfahrenen Mann, dem er vertrauen könne, und dass er ihn mal ansprechen wolle, ob er den Auftrag nicht übernehmen wolle. Ich hab ihm lieber nicht verraten, wie gerne dein Vater wahrscheinlich will, sondern einfach nur gesagt, dass das doch eine gute Idee sei.«
»Gute Idee? Total genial ist das. Kein Wunder, dass mein Vater von einem Ohr zum anderen strahlt.«
Sie fiel Devin überglücklich um den Hals. Sollte doch glotzen, wer wollte. Das war ihr jetzt auch schon egal. Sie freute sich so für ihren Vater.
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