Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
ging seinen Aufgaben nach.
Jans eilte weiter durch die Gänge. Im Gerichtsgebäude hatte immer schon viel Aktivität geherrscht, doch nun glich es einem Tollhaus. Die Flure waren erfüllt mit eilenden Baikaschern, die in einem Meer aus schwarz und weiß hin- und herwirbelten. Zahllose Gespräche klangen wie die Brandung eines Sturms. Jans hoffte nur, dass all diesem Aktionismus eine effektive Organisation zugrundelag.
Schließlich erreichte er das Büro von Indra Fey. Er zog die Seitentür zu und schloss den Lärm aus. Indra saß an ihrem Schreibtisch. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen und ihre Frisur war in leichter Unordnung. Trotzdem saß sie aufrecht und wirkte gefasst – auch nach fünf Tagen ohne Schlaf.
Sie war nicht allein. Von einem Stuhl vor ihrem Schreibtisch erhob sich ein Merdianer. Sein dreiteiliger schwarzer Anzug trug keine Abzeichen. Er war klein und von sehniger Statur, das dunkle Haar zu einem perfekten Linksscheitel frisiert. Die braunen Augen blickten Jans mit oberflächlicher Freundlichkeit an, hinter der ein kühler Analystenverstand arbeitete. Er zog das Infonokel ab, steckte es in die Westentasche und reichte Jans eine manikürte Hand. «Herr Bruner, es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Ilia Lukas.»
«IND?», fragte Jans, es war mehr eine Feststellung.
«In der Tat.» Lukas sah an sich herab. «Trotz der zivilen Kleidung sieht man es mir leider an. Nicht gerade gut in meinem Geschäft.»
Indra bat die beiden Männer, sich zu setzen. «Oberst Lukas’ Leute haben den Angriff der Iril analysiert», sagte sie. «Er war gerade dabei, mir die Ergebnisse mitzuteilen.»
Lukas hob an: «Wenn ich zuerst ein Wort über die Sicherheitsmaßnahmen im Laborkomplex sagen darf, Richterin: Sie waren sehr umfangreich und ich hätte es fast nicht besser machen können.»
Fast nicht besser, echote es in Jans Gehirn. Er konnte diesen Kerl nicht leiden.
Lukas zog sein Infonokel hervor und klemmte es vor das linke Auge. «Nun, wir sind davon überzeugt, dass es zwei Gruppen gab, die gänzlich unterschiedliche Taktiken anwandten. War der Raub der Fundstücke von einer geradezu lebensfreundlichen Art – ich beziehe mich hier auf den Mangel tödlicher Gewalt –, ist der Angriff der Kriegsschiffe offensichtlich von einem militärischen Zieldenken bestimmt gewesen: Ein schneller, harter Angriff mit Herbeiführung großer Verluste an Leben und Material beim Gegner. Wir schließen daraus auf einen kombinierten Schlag einer Spionage-Einheit und einer Militär-Einheit.»
Nichts Neues, dachte Jans. Die unterschiedlichen Ansätze des Angriffes wären auch jedem Frischling von der Polizeiakademie aufgefallen. Immerhin haben die Spezialisten des IND es nicht übersehen. Lukas hat sicherlich noch mehr herausgefunden.
Indra nickte dem Oberst zu. «Warum der Militäreinsatz?»
Lukas wies auf Jans. «Weil Herr Bruner zu schnell war. Durch sein lobenswertes Eingreifen hat er den Raub unterbrochen, bevor er vollends durchgeführt werden konnte. Das Militär sah sich gezwungen zu intervenieren und die restlichen, noch im Komplex befindlichen Fundstücke zu vernichten. Ein Angriff mit Raumschiffen war, von der Zeit her, die schnellste und günstigste Alternative.»
«Wollen Sie damit andeuten, ich habe den Angriff herausgefordert?», fragte Jans bitter.
Lukas sah ihn lächelnd an. «Durch ihre vom Gegner unterschätzte Effizienz, wenn Sie so wollen.»
Der Oberst mochte es als Kompliment gemeint haben, aber Jans’ Hände ballten sich zu Fäusten. «Vielleicht wäre der Kampf früher beendet gewesen, wenn Ihr Schiff, Oberst, in ihn eingegriffen hätte.»
«Mein Kreuzer ist für solche Kampfhandlungen nicht ausgestattet.»
«Oh, verstehe.» Jans Augen funkelten. «Vielleicht hat ihr Auftauchen die Iril in Panik versetzt und sie haben deswegen in die Schlachthörner geblasen.»
«Durchaus möglich, daran dachten wir auch schon. Wir halten allerdings ihr engagiertes Handeln für den wahren Grund.»
Indra hob beschwichtigend die Hände. «Nun, das werden weitere Analysen zeigen müssen.¬»
Jans schluckte eine weitere Bemerkung herunter, und stopfte seine Fäuste in die Hosentaschen.
«Oberst», sagte Indra und beugte sich vor. «Bevor ich die Aktion zur Sicherstellung der Fundstücke startete, holte ich mir Einschätzungen von hiesigen Iril-Experten. Sie alle erwarteten zwar diplomatische Schwierigkeiten, aber ein Militärschlag wurde nicht als Option angeführt. Stimmen Sie diesen
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