Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
direkter Befehl hatte sie in den Einsatz geschickt, von der Regierung waren keine Einwände gekommen.
Indra sah auf einen Monitor, auf dem aktuelle Bilder aus der betroffenen Siedlung zu sehen waren. Baikascher torkelten hustend, mit rußverschmierten Gesichtern und Brandwunden aus ihren Häusern, gestützt von Robotern oder Helfern verschiedener Rassen. Man brachte die Verletzten zu medizinischen Einheiten, dort wurden sie behandelt. Es gab zu wenige Versorgungsstationen, um alle zu betreuen, deshalb wurden viele direkt nach Anarivo geflogen. Die Krankenhäuser der Hauptstadt waren in Katastrophenalarm versetzt worden. Die Rettungsmaschinerie lief an.
Sie hatten Glück im Unglück gehabt, hatte ein Architekt gesagt. Wären die Bruchstücke auf der anderen Seite der Säule herausgebrochen, wären sie in tiefere Sektionen der Säule eingeschlagen – ob die Säule das überstanden hätte, konnte niemand sagen. Gut, dass uns diese Antwort erspart blieb, dachte Indra.
Sie sah auf eine Uhr. Das Treffen mit dem Konsul in ihrem Zimmer war gerade mal eine Stunde her. Nichts ist mehr so, wie es war.
Schwäche wollte sie übermannen, doch sie reckte das Kinn. Jetzt war Stärke gefragt, für sie selbst, alle anderen in diesem Raum und die Leidtragenden.
Sie trat zu einem großen Tisch, an dem Minister Mulal Dewos stand und via Kom-Set die neuesten Nachrichten einholte. Ein halbes Dutzend Mitarbeiter half ihm bei der Informationsrecherche, die Unmengen an Daten zu verarbeiten und weiterzuleiten. Es war das erste Mal, dass Indra Dewos so konzentriert arbeiten sah. Jede Spur von Bequemlichkeit oder Unlust war gewichen. Dieser Mann scheint mit seinen Aufgaben zu wachsen, dachte Indra mit einer Spur Verbitterung. Als er sie sah, nickte er einem Mitarbeiter zu, der sein Gespräch übernahm.
«Wo stehen wir?», fragte Indra.
«Es gibt viele widersprüchliche Meldungen. Nur das Eine scheint klar zu sein: Der Angriff ist vorüber.»
«Das ist gut.»
«Die Reparaturdienste an Säule Eins haben die Schäden inspiziert. Die genauen Berichte möchte ich Ihnen gleich zeigen, ebenso den erarbeiteten Einsatzplan.»
«Was gibt es sonst noch?», fragte Indra.
Dewos räusperte sich, streckte den Rücken und reichte ihr eine Schreibfolie. Sie warf einen kurzen Blick darauf. «Was soll das?», fragte sie.
«Nun», Dewos blinzelte verlegen, «das ist mein Rücktrittsgesuch.»
«Ich kann lesen. Was soll ich damit?»
Jetzt klang Dewos verärgert. «Ich reiche meinen Rücktritt ein, Richterin.»
«Abgelehnt.»
«Aber – wieso? Ich habe die Gefahr für Baikasch sträflich unterschätzt. Dieser Angriff hätte nicht stattfinden dürfen. Baikasch war vollkommen unvorbereitet. Es wäre meine Aufgabe gewesen, alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Diese Katastrophe da draußen», sagte er leise und blickte auf die brennenden Stadtbezirke, «ist meine Schuld.»
«Sekretär Dewos, ich habe keine Zeit mich um Ihre Schuldgefühle zu kümmern, und Sie haben sie auch nicht!», wies Indra ihn scharf zurecht.
Dewos zuckte zusammen.
Indra fuhr fort: «Heute fand zum ersten Mal ein Angriff der Iril gegen eine Kolonie des Merdianischen Reiches statt. All unsere Informationen, die wir nicht von Ihnen, sondern vom IND und anderen Spezialisten auf diesem Gebiet erhielten, ließen uns vermuten, vielleicht einen diplomatischen Zwischenfall zu bekommen. Niemand sah die Möglichkeit eines Angriffes dieses Ausmaßes. Es war nicht Ihr Fehler, Mulal», als sie seinen Vornamen aussprach, machte er große Augen, «sondern unser aller. Uns wird das nie wieder passieren. Mit unserer Schuld müssen wir leben. Aber jetzt brauche ich den erfahrensten Sicherheits-Minister, den ich kriegen kann, um diese Katastrophe da draußen zu bewältigen.»
Indra trat einen Schritt auf Mulal Dewos zu und blickt ihm tief in die Augen. «Kann ich auf Sie zählen?»
Dewos schluckte und nickte. «Sie können, Richterin.»
«Gut.» Indra gab ihm sein Rücktrittsgesuch zurück und stellte sich an den Tisch, über dem ein Holobild schwebte, auf welchem die aktuellsten Daten der Rettungsmaßnahmen abgebildet waren. «Dann werfen Sie diesen Wisch weg und zeigen mir, was Sie geplant haben.»
Ausklang und Neuanfänge
Natürlich hatte Fried Tontrauss das Angebot nicht ausschlagen können, mit TyMar in seiner Privatyacht nach Rok zurückzukehren. Er erinnerte sich nur zu gut an den sehr begrenzten Luxus, den er sich auf dem Charterflug hierher hatte
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