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Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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sich deprimiert seine Bartspitzen. Rita, die neben ihm stand, kullerte eine Träne über die Wange.
    Es war ein merkwürdiger Moment. Alle Augen richteten sich auf Kalkbrenner, aber niemand gab einen Ton von sich. Es herrschte beklommene Stille. Kalkbrenner suchte Bergers Blick.
Was ist vor drei Monaten übersehen worden
,
und worüber wurde nicht gesprochen?
Kalkbrenners Mund fühlte sich auf einmal trocken an. Sein Kollege setzte zu einer Erklärung an, wurde aber unterbrochen.
    »Kalkbrenner, da sind Sie ja endlich!« Mit einer Zeitung unterm Arm stürmte Dr. Salm ins Zimmer. »Ich muss mit Ihnen reden. Sofort!«
    Berger schüttelte den Kopf.
Das hat nichts mit mir zu tun.
Kalkbrenner glaubte ihm nicht. Nicht in diesem Augenblick.
    Der Dezernatsleiter stand bereits in Kalkbrenners Büro. »Jetzt kommen Sie schon!«
    Der Hauptkommissar nahm schnell noch einen Zettel von Ritas Schreibtisch, notierte einige Zahlen darauf und reichte ihn Muth. »Unter dieser Nummer erreichst du Bernd Schöffel, einen PC-Experten in der Abteilung für Computerkriminalität beim LKA. Sorge dafür, dass er schnell Sackowitz’ Rechner bekommt. Und er soll uns Bescheid geben, sobald er an die Daten der Festplatte rangekommen ist.«
    Schweigend folgte er Dr. Salm in sein Büro. Der Chef schloss die Tür und klatschte ihm eine Ausgabe des
Kurier
auf seinen Schreibtisch. Akten, Zettel und Papiere fielen zu Boden. »Das ist eine verdammte Sauerei!«
    Kalkbrenner war sich nicht sicher, ob der Dezernatsleiter die Unordnung in seinem Büro meinte oder etwa … In der schmalen News
-
Spalte der Zeitung, neben dem Artikel über den verschwundenen Jungen und dem Versprechen eines Supermillionengewinns beim Supermillionenbingo, fanden sich die Schlagzeilen, Politiknachrichten, Kulturberichte sowie ein Vermerk auf die Ermordung der Hurenrechtlerin Stephanie Klee.
Also doch.
Kalkbrenner ahnte Schlimmes voraus.
    »Ich ziehe Sie von der Leitung im Fall Fielmeister ab«, verkündete Dr. Salm.
    Kalkbrenner schaute zum Konferenzraum zurück, aber Berger war bereits in sein eigenes Büro abgetaucht. »Warum?« Er versuchte, kühl zu bleiben.
    »Die Verbindung zum Fall Radomski ist so offensichtlich, dass von nun an die Kollegen der Mordkommission aus der Direktion 6 die Ermittlungen weiterführen. Die werden schon herausfinden, was Fielmeister und Radomski mit der Fleischmafia zu schaffen hatten.«
    Das ist aber nicht wirklich die Antwort auf meine Frage.
    »Und Sie, Kalkbrenner, Sie übernehmen ab sofort die Soko in diesem
Fall hier.« Dr. Salms Finger berührte das Bild eines kleinen Jungen, dessen Gesicht noch deutlich vom Babyspeck gezeichnet war. Es war rund und sanft, aber die Augen schauten den Betrachter mit einer Trauer an, die einem das Herz erweichen musste. Die Schlagzeile dazu lautete:
Manuel (10) verschwunden!
    »Aber der Junge wird doch vermisst«, wandte Kalkbrenner ein. »Ich meine, das ist …«
    »… jetzt Ihr Fall, Kalkbrenner«, ließ Dr. Salm ihn nicht ausreden. »Leider!«
    Was hatte er eigentlich gedacht? Was hatte er gehofft? Dass es schlimm werden würde?
In Wahrheit ist es noch viel grausamer!

95
    Als Anna die Wohnzimmerjalousie hochzog, wurde sie von grellem Scheinwerferlicht geblendet. Die Reporter rückten unerbittlich heran, sodass es den Polizeibeamten, die von Veckenstedt vor dem Haus postiert worden waren, nur mit Mühe gelang, den Eingang vor den Journalisten abzuschirmen.
Du weißt doch selbst
,
wie das Geschäft funktioniert.
Anna ließ die Lamellen wieder hinunter. Sofort wurde das Wohnzimmer wieder in Dunkelheit getaucht. Selbst die kleine Leuchte auf dem Sideboard schien mehr Schatten als Licht zu produzieren.
    In den Schatten verbirgt sich der Tod
,
hatte Anna vor einiger Zeit in einem Buch gelesen, konnte sich aber nicht entsinnen, wie der Roman geheißen hatte. Schlimm genug, dass ihr diese Zeilen ausgerechnet jetzt einfielen. Sie schaltete die Zimmerlampe und den Deckenfluter ein, und mit einem Mal wurde es hell. Das Licht brannte in ihren übermüdeten Augen.
    Sie floh ins Bad, hockte sich auf die Kloschüssel, stützte die Ellenbogen auf ihre Knie und den Kopf auf die Hände.
Dieses Warten.
Herumsitzen. Nichtstun!
Es strapazierte ihre Nerven bis aufs Äußerste. Kostete Kraft. Raubte den Verstand.
    Sie betätigte die Spülung und überlegte, während das Wasser rauschte, sich unter die Dusche zu stellen. Es war inzwischen achtundvierzig Stunden her, dass sie sich das letzte Mal gewaschen hatte. Sie

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