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Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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trug und gerade das Fast-Food-Restaurant betrat. Durch die Tür folgten ihm drei Jugendliche, mit denen er einige Worte wechselte. Tabori konnte Ryon nicht erkennen. Die Gesichter der Jungen wurden vom Schatten der Kapuzen ihrer gesteppten Anoraks verborgen.
    Tabori hielt die Luft an.

111
    »Hi, ich bin Nicole.« Die Zeugin, die Manuel erkannt haben wollte, linste unter ihrer zotteligen schwarzen Mähne hervor. Die Augenlider hingen auf halb acht, anscheinend hatte sie das Partywochenende noch nicht ganz verdaut. Auch die Unlust, an einem verkaufsoffenen Sonntag in dem Elektromarkt Dienst schieben zu müssen, war ihr anzumerken. Daran konnte wohl nicht einmal die Anwesenheit ihres Freundes etwas ändern, ein schmächtiger Jüngling mit Rastalocken und pickeligen Wangen. Er hielt ihre Hüfte wie einen Rettungsring umklammert, der ihn vor dem Ertrinken bewahren sollte.
    Kalkbrenner zeigte den beiden Teenagern Manuels Foto. »Ihr habt also diesen Jungen am vergangenen Donnerstag hier gesehen?«
    »Also, ich nicht«, betonte der Rastafreund übertrieben bemüht. »Ich arbeite ja dort drüben, bei den DVDs.«
    Seine Freundin spielte nervös an dem Piercing herum, das ihre Unterlippe durchbohrte. »Nur ich hab ihn gesehen. Dahinten!« Kalkbrenner folgte ihrem Blick zu der Traube Jugendlicher, die sich um die Spielkonsolen scharte. Die Jungen mochten zwischen zehn und vierzehn Jahre alt sein.
    »War Manuel alleine hier?«
    »Nee, mit den anderen Kids.«
    »Erkennst du einige von ihnen wieder?«
    »Nee, die guck ich mir nie so genau an.«
    »Aber an Manuel kannst du dich erinnern?«
    »Ja. Er hat den Highscore geknackt«, sie verdrehte ihre Unterlippe mit dem Piercing, »und ich war zufällig in der Nähe.«
    »Und er ist wirklich tot?«, fragte der Freund.
    »Mhm.«
    »So richtig ermordet?«
    Nein
,
falsch ermordet
,
das ist auch nur halb so schlimm.
Kalkbrenner nickte.
    »Krass«, sagte Nicole.
    Der Kommissar hatte Mühe, das, was ihm auf der Zunge lag, herunterzuschlucken. Wenn die beiden die letzten zwei Tage nicht gefeiert, sondern nur ein einziges Mal die Zeitung gelesen oder Nachrichten geguckt hätten, dann hätten sie sich früher gemeldet – und Manuel wäre möglicherweise noch am Leben.
Das ist krass!
Aber es wäre ungerecht gewesen, ihnen einen Vorwurf zu machen, also beherrschte sich Kalkbrenner.
    »Du weißt also nicht, ob Manuel das erste Mal hier war?«, fragte Muth.
    »Nee, keine Ahnung. Wie gesagt: Ich guck mir die Kids nie so genau an.«
    »Aber sie sind öfter da?«
    »Klar, aber vor allem, wenn es draußen kalt ist«, erklärte der Freund. »Dann kommen sie zum Zocken und bleiben auch ziemlich lange.«
    »Wird die andere Kundschaft dadurch nicht belästigt?«
    »Doch, manchmal schon.« Nicole schob den kleinen Finger durch den Piercingring, zog daran und entblößte ihr Zahnfleisch. »Und natürlich sieht der Chef das gar nicht gerne. Wenn es nach ihm ginge, sollten wir sie sofort aus dem Laden scheuchen.« Sie deutete auf den Filialleiter, einen großen, kahlköpfigen Mann mit dicken, wulstigen Lippen und unzähligen Falten auf der Stirn. »Aber die vertreiben sich doch nur die Zeit an den Konsolen, und nach ein, zwei Stunden sind sie dann auch wieder verschwunden. Sollen wir sie etwa in die Kälte scheuchen, nur weil ein paar Leute sich aufregen? Ich meine, die Konsolen sind ja dazu da.«
    »Zum Spielen«, fügte der Rastafreund hinzu.
    »Aber«, flüsterte Nicole, »sagen Sie das bloß nicht meinem Chef.«
    Kalkbrenner versprach es. Während er zu den Spielkonsolen ging, wies er Muth an, sich später um die Vernehmung der Anwohner und der umliegenden Händler und Geschäftsleute zu kümmern. Darüber hinaus bat er sie, die Auswertung der Bilder der Überwachungskameras der Steglitzer U- und S-Bahn-Stationen vom vergangenen Donnerstag zu organisieren.
    Vor den Bildschirmen der PlayStations vergnügten sich an diesem Vormittag ausnahmslos Jungen und ausnahmslos Ausländer. Die virtuellen Wettkämpfe schienen sie derart in ihren Bann zu ziehen, dass sie die beiden Beamten nicht bemerkten.
    »Lass mich mit ihnen reden«, schlug Muth vor, als sie sich einem der Spieler näherte, der jetzt mit großen, mandelförmigen Augen zu ihr aufschaute. Sie zeigte ihm Manuels Foto. »Hast du diesen Jungen schon mal gesehen?«
    Der Kleine stupste seinen Kumpel an. Muth zeigte auch diesem das Bild und wiederholte ihre Frage auf Türkisch, als sie keine Antwort bekam.
    Kalkbrenners Mobiltelefon klingelte. Er griff in

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