Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
Vom Netzwerk:
hat es der Täter darauf angelegt, dass wir die Leiche finden«, erinnerte sich Kalkbrenner.
Warum wollte er das?
Die Antwort lag nahe: »Weil er möchte, dass wir ihn
finden.«
    »Möglicherweise.«
    »Und wenn wir ihn nicht finden?«
    Kalkbrenner wusste die Antwort, noch bevor der Psychologe zu sprechen begann. Mit einem Mal war da wieder ganz massiv dieses Gefühl, gegen die Zeit anzurennen. Stärker als je zuvor.
    »Dann wird er wieder töten, um uns ein weiteres Zeichen zu geben«, verriet Babicz. »Schon sehr bald.«

116
    Sackowitz haderte mit sich selbst.
Dreh dich um
,
und bring dich in Sicherheit.
Das klang nach einer ausnehmend guten Idee, doch stattdessen hängte er seine klitschnasse Jacke an einen der ranzigen Müllcontainer. Bevor Kälte und Zweifel ihn eines Besseren belehren konnten, kletterte er auf den Abfallbehälter, der dem Baum am nächsten stand. Oben streckte er die Hand nach dem untersten Ast aus, an dem er sich emporzog.
    Ein Fenster im Nebenhaus wurde geöffnet, und ein älterer Herr beugte sich heraus. »Was machen Sie da?«
    Das frage ich mich auch.
»Wonach sieht es denn aus?«
    Der Mann rülpste. »Sie haben Ihren Schlüssel verloren?«
    »Sie haben es erraten.« Sackowitz hielt sich krampfhaft am Baumstamm fest. Frost betäubte seine Hände. Die Finger verloren das Gefühl. Er schätzte die Entfernung zur Mauer ab, die den Innenhof von den anderen Gärten trennte. Sie führte im rechten Winkel bis an das Haus heran, in dem Christian wohnte und mit dem sie sich knapp unterhalb seines Fensters vereinte.
    Für Sackowitz galt es, einen ganzen Meter in der Höhe zu überwinden.
Willst du überhaupt wissen
,
was in der Wohnung geschehen ist?
Aber es ging hier nicht ums Wollen, sondern ums Müssen.
Und er musste Gewissheit haben. Möglicherweise war seine Sorge ja auch ganz und gar unbegründet. Er hoffte es. Trotzdem, damit hätte er wieder wertvolle Zeit vergeudet.
    Er klammerte sich an einen weiteren Ast, der knapp über seinem Kopf waagerecht aus dem Stamm wuchs. Dann verpasste er seinem Körper einen Schwung. Sackowitz baumelte wie ein Pendel – ein schweres Pendel –, und als sich seine Füße der Mauer näherten, ließ er los. Für einen Moment hatte er das panische Gefühl, sein Ziel zu verfehlen, aber dann spürte er Beton unter den Schuhsohlen.
Geschafft!
Er gönnte sich eine kurze Pause, bevor er zu balancieren begann.
    »Soll ich Ihnen nicht besser doch den Schlüsseldienst rufen?«
    Sackowitz hatte seinen Beobachter schon fast vergessen gehabt. »Nein danke, klappt schon.«
    »Aber wenn Sie jetzt runterfallen, dann …«
    »… rufen Sie mir einfach einen Krankenwagen, okay?« Behände wie eine Katze bewegte sich Sackowitz auf der schmalen Mauer zum Haus. Drei Meter noch. Der Schneeregen wirbelte um ihn herum, eisige Flocken kitzelten ihn auf seiner Nase und drohten, ihn unkonzentriert werden zu lassen. Zwei Meter.
    »Wo wohnen Sie eigentlich? Ich hab Sie hier noch nie gesehen.«
    »Bin gerade erst eingezogen. In der zweiten Etage.« Der letzte Meter.
    »Ach so. Dann wissen Sie sicherlich schon, dass Ihre Scheibe kaputt ist?«
    »Danke, ist mir bekannt. Aber … können Sie sonst noch etwas erkennen?«
    »Nee, ist ziemlich dunkel bei Ihnen in der Bude.« Er kippte sich einen Schluck Bier hinter die Binde und stieß erneut auf. Es schien ihn zu erleichtern. »Soll ich Ihnen gleich mal einen Glaser rufen? Ich kenne da …«
    »Nein danke, alles ist …«
Perfekt
,
hatte er sagen wollen. Aber in dem Moment schirmte er die Augen seitlich mit den Händen ab, legte das Gesicht an die Glasscheibe und wusste, dass nichts mehr perfekt war.
    Die PC-Monitore in Christians Wohnung waren zerborsten und von den Schreibtischen geworfen worden. Die Rechner waren nur noch nutzloser Schrott. In tausend Splittern übersäten die Überreste der beiden Terrarien den Boden. Spitze Scherben steckten in den Geckos, und direkt daneben lag die Leiche von … Der Schock ließ Sackowitz wanken. Hektisch ruderte er mit den Armen. Im letzten Moment bekamen seine kalten Finger das Fensterbrett zu fassen, und er behielt das Gleichgewicht.
    Christians Körper war absurd verdreht, sein Hemd blutdurchtränkt. Trotzdem schienen sich seine Finger zu bewegen.
Er lebt!
Unmöglich, sein halbes Gesicht hing in Fetzen herunter. Erst bei näherem Betrachten bemerkte Sackowitz, dass die Bewegung von Anton stammte, der sich durch die Glassplitter am Boden und über Christians Hand hinwegschlängelte. Durch die

Weitere Kostenlose Bücher