Trieb
der Hund eine Beschäftigung hatte, während sein Frauchen und Herrchen …
So wie früher.
Kichernd entnahm Hannah dem Küchenschrank zwei Weingläser und stellte sie auf den Tisch im Wohnzimmer, das sich im hinteren Teil des Ferienhäuschens befand.
Nur ein winziges Schlückchen, zur Feier des Tages.
Auf dem flauschigen Flokati stand ein Ohrensessel. Die schmiedeeisernen Flügeltüren des Kamins waren weit aufgeklappt.
Wirklich nichts hatte sich verändert, als wären sie letzten Winter erst in dem Appartement gewesen, dicht aneinander gekuschelt vor dem Kamin, in dem ein Feuer knisterte. Dabei war ihr letzter Besuch schon fast drei Jahre her. Oder waren es vier? Das erste Mal hatten sie vor elf Jahren ein Wochenende hier verbracht. Es war tatsächlich ihr erster gemeinsamer Urlaub gewesen, zu mehr hatte ihr Bafög nicht gereicht.
Als Hannah ihrer besten Freundin damals von dem abgeschiedenen Häuschen, dem Teppich und dem Kamin berichtet hatte, hatte diese nur gelächelt.
Na, werden wir jetzt langsam spießig?,
hatte sie mit einem Augenzwinkern gefragt. Aber aus ihren Worten hatte auch ein bisschen der Neid gesprochen, auf Hannahs Glück und ihren neuen Freund.
Und wenn schon,
hatte Hannah gedacht.
Der Klang eines Windspiels drang an ihr Ohr. Sie öffnete die Hintertür und trat auf die Wiese, die im Mondlicht wie eine Lichtung schimmerte. Zwischen den Sträuchern, die das hintere Gartenende markierten, ragte die Dachspitze einer alten Holzhütte hervor.
Hannah atmete durch. Die schwüle Sommernacht war durchdrungen vom Zirpen der Grillen und dem Knistern und Knacken, mit dem Rehe und Füchse durch den Wald pirschten. Ansonsten herrschte nur Stille. Keine Autos weit und breit. Keine Menschenseele. Ein wunderbares Gefühl.
Einfach mal abtauchen.
Sie blickte ins spiegelnde Glas der Gartentür und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ganz spießig fand sie sich nicht, im Gegenteil. Wie sie so in dem hauchdünnen Nachthemd dastand, kam sie sich trotz der überschüssigen Babypfunde sexy vor. Und die beiden Stilleinlagen fielen auch kaum auf.
Schlüssel rasselten an der Haustür.
Schnell huschte sie zurück ins Zimmer und rutschte in den Ohrensessel. Sie legte ein nacktes Bein über die Stuhllehne, weil sie wusste, wie sehr Philip ihre kleinen, zarten Füße mochte.
Püppi-Füße,
nannte er sie. Wie lange war es her, dass sie seine Zunge zwischen ihren Zehen gespürt hatte? Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann sie das letzte Mal miteinander geschlafen hatten. Allein bei dem Gedanken daran überkam sie jetzt ein erregtes Schaudern.
»Ich hab mich hübsch gemacht«, hauchte sie, während sie ihn hinter sich den Raum durchqueren hörte.
Seine Hand streifte ihren Nacken. Die Berührung ging ihr durch und durch. Sie neigte den Kopf.
Und sah Handschuhe, die sich um ihren Hals schlossen. Handschuhe voller Blut, die ihr die Kehle zudrückten.
Panik erfasste Hannah. Ihre Finger krallten sich in die Hände, die ihr den Atem abschnürten. Sie rutschten am Leder der Handschuhe ab. Einer ihrer Fingernägel brach. Röchelnd schlug sie mit den Armen um sich. Ihre Kräfte ließen nach. Ihre Hände fielen herab. Ihr Blick trübte sich. Das Wohnzimmer wurde dunkel.
Dann war da nur noch Finsternis.
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