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Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!

Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!

Titel: Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Altmann
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Häuser und vier Bankkonten. Erzählt er, gelassen. Dass er mir jetzt für ein paar Rupien seine Dienste anbietet – »I see your future« – steht natürlich in keinem Widerspruch zu seinen Sprüchen. Ich bin umgehend einverstanden. Nie käme ich auf die Idee, für die »Wahrheit« zu bezahlen, nein, ich entlohne immer für die Show, das hinreißende Brimborium.
    Yudai hat das gesamte Programm dabei, »palm reading, face reading, star reading, everything.« Er singt, schaut auf meine Hände, mein Gesicht, auf den Ganges, »she is my god, my inspiration«, schaut auf die vollkommen unsichtbaren Sterne, schaut gespannt auf seine Notizen und fordert mich mehrmals auf, den Mund zu halten, denn er müsse sich einstimmen, müsse auf Mother Ganga hören, sie würde ihm die Geheimnisse über mich einflüstern.
    Zinnober vom Feinsten und das Ergebnis – wie viele Männer hat Yudai schon ins Glück geredet? – kann keiner übertreffen: Uralt werde ich, »over 91«, dabei unheilbar gesund und strotzend, »you are and you stay a sexy man, women like you«. Ich bin den Tränen nahe und fordere ihn auf, den Satz deutlich zu wiederholen. Was er tut. Und noch hinzufügt: »Sun loves to you«, ich frage, was das bedeuten könnte, und höre, dass derjenige, den die Sonne liebt, »goes high«, erreicht die Spitzenposition, bleibt unschlagbar oben. Ich bin jetzt verwegen genug und frage den schamlosen Fantasten nach Zuständen, die nicht so gut aussehen in meinem Leben. Denn keiner kann auf Dauer nur tadellos und sexy sein.
    Und Yudai pariert wie ein Profi: »Ja, die Montage und Donnerstage sind nicht deine Glückstage, da könntest du mit einem Schiff versinken.« Na klar, an diesen Tagen bin ich immer auf Wasserwegen unterwegs. Aber dann sagt er etwas Erstaunliches: »Money transaction is no good action«, erklärt, dass ich lieber Geld verschenken soll als borgen. Den Hinweis hätte ich gern früher gehört. Er hätte mir einiges erspart. An Herzbeschwerden, an Euro.
    Aber die Situation ist zu munter, um sie jetzt zu verdunkeln durch die Erinnerung an den Verlust. Als ich Yudai frage – wir sitzen zehn Meter neben dem Fluss –, warum sich die Inder so besessen waschen, statt eine Umweltzu schaffen, die sie weniger oft zur Besessenheit zwingen würde, antwortet er lächelnd: »Very good question, but only god knows.« Und lehnt sich zurück. Ein hungriger Geist quält ihn nicht. Er mutmaßt wohl, dass Denken ihn in Schwierigkeiten bringen könnte, die Ruhe käme zuschanden. Voller Verwunderung blicke ich auf das Schlitzohr. Er besitzt das, was ich auch will. Nicht immer, aber zuzeiten. Diese Gleichgültigkeit, diesen Waffenstillstand mit der Welt. Er ist wahrscheinlich damit geboren, ich muss sie mir holen, sie umständlich und mühsam erkämpfen.
    Ich täusche mich. Wir gehen essen, rasch findet sich ein Restaurant. Und ich begreife, dass es verschiedene Gleichgültigkeiten gibt. Yudai, der Inder, würde sich nicht wehren (ok, ich übertreibe leicht), wenn die Welt vor seinen Augen auseinanderbräche, tausend Rikscha-Wallahs versänken, die Luft des Massenverkehrs ihn zugaste, der Ganges Weltrekord-Giftquoten aufwiese, Yudai wäre dabei, würde es schlucken, inhalieren, mitmachen, kein Schrei entkäme ihm.
    Und dann taucht ein anderer Stress auf, ein »persönlicher«, und jetzt rastet der Inder aus: Ich bitte Yudai, den Wirt für mich um ein paar Zwiebeln als Beilage zu bitten. Er gibt die Meldung in einem harschen Ton weiter, so, als wollte er den Mann beschuldigen, mich, seinen Bekannten, nachlässig zu bedienen. Kaum hat der Wirt die Aufforderung gehört, rennt er auf unseren Tisch zu, hebt die Chapatis hoch, die auf meinem Teller liegen und zeigt schnaubend auf die Zwiebelscheiben darunter. Ich sage umgehend »thank you«, eben ein banales Missverständnis, will weiteressen. Von wegen. Denn jetzt legen die beiden los. Statt die »Wirklichkeit« zu sehen, einen Kunden eben, der versehentlich um etwas bat (und meine Bitte an Yudai war ohne jede Gereiztheit), sehen die beiden rot und ziehen in den Krieg. Der eine sah eine Nachlässigkeit, möglicherweise einen Betrug, und der andere einen Landsmann, der ihn öffentlich abkanzelte. Statt freundlich etwas zu bestellen und statt souverän darauf zu reagieren, gehen beide in Gefechtsstellung. Sie sehen nicht den Augenblick, sie sehen »neurotisch«, wiederholen irgendein Debakel aus ihrer Vergangenheit, wollen jetzt einander besiegen. Nein, sie sehen nicht, sie stieren einander

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