Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!
wieder – das betrifft allein die Monotheisten – die Köpfe eingeschlagen.
Die ersten erhaltenen Unterlagen zum Buddhismus wurden knapp fünfhundert (!) Jahre nach Buddhas Tod verfasst. Auf der Insel, die heute Sri Lanka heißt, ein paar Tausend Kilometer von seiner Wirkungsstätte entfernt. In Pali, der damaligen Gelehrtensprache. Obwohl Buddha, so ist zu vermuten, Magadhi sprach. Im Klartext: Ein halbes Jahrtausend über wurde das Gehörte mündlich weitergegeben.
Dazu ein hochmoderner Einschub: ARD und ZDF schalteten einst einen Werbespot, um die Zuschauer davon zu überzeugen, dass ihre Nachrichten eher der Wirklichkeit entsprechen als die ihrer (privaten) Konkurrenten.
Man sah eine Bühne, auf der vier Männer saßen, von links kam ein fünfter dazu, er flüsterte dem Nächstsitzenden folgende Nachricht ins Ohr (siehe http://bit.ly/49FpFo): »Der Außenminister hat dem Plan zur Wirtschaftshilfe uneingeschränkt zugestimmt.«
Der Angesprochene wendet sich an seinen Nachbarn, ebenfalls flüsternd: »Der Außenminister hat den Plan zur Wirtschaftshilfe unabgestimmt eingeschränkt.«
Nun der dritte Mann zu dem Vierten: »Der Wirtschaftminister hat den Plan zur Außenhilfe bestimmt verdrängt.«
Und zuletzt der Vierte zum Letzten: »Der Minister hat nach Plan eine Ausgangssperre für die Wirtschaft verdrängt.«
Und jetzt spricht der Letzte laut zum Publikum: »Wie ich soeben erfahre, hat sich der Minister den Arm nach einem Ausflug in die Wirtschaft verrenkt.«
So viel zur »oral history«. Trotzdem, alle Einwände nehmen den Religionen und dem Buddhismus nicht ihren Reiz. Ob nun wörtlich überliefert oder mehr oder weniger fantastisch nachgedichtet, scheint eher zweitrangig. Was zählt, ist ja die »Idee«, die ihren Gründern zugeschrieben wird. Deshalb ist es auch von untergeordneter Bedeutung, ob die Ideen-Stifter real existierten oder nicht. Oder nur nebelhaft dem Bild ähneln, das andere sich von ihnen gemacht haben.
Resümee: Wann immer hier »Buddha sagte« im Text steht, soll der Leser leise anfügen: »Wir haben uns darauf geeinigt, dass Buddha gesagt haben soll.« Und noch ein Befund, um weitere Klarheit in die Verhältnisse zu bringen: Immer werden wir aufgefordert, »großen Respekt vor den Religionen« zu zeigen. Ergriffenes Schaudern soll über uns kommen, wenn von den »göttlichen Weissagungen« die Rede ist. Welch Mumpitz! Respekt vor was? Vor dem klerikalen Lichtertalg, dem prophetischen Geraune, dem inbrünstigen Glaubensschmalz? Alles fabriziert, um uns Angst und Schrecken einzujagen. Davor Respekt? Vor der Intoleranz, zu der sie uns aufwiegeln? Vor der Denkfaulheit, in der wir uns üben sollen? Vor dem schafsfrommen, schafsblöden Geleier, das uns andere Schafe seit ein paar Tausend Jahren vorleiern?
Bedenkt man die Untaten des Christentums, mit Hilfe derer es viele Jahrhunderte lang von sich reden machte, so ist die »christliche Nächstenliebe« eine hübsche Erfindung, die mit der von Jesus angemahnten Liebe nichts zu tun hat. Zumindest nicht in der Wirklichkeit. Die Kirche schien sich eher an das blutrünstige Alte Testament zu halten als an die Aufrufe zu Verständnis und Güte.
Beim Islam ging es nicht menschenfreundlicher zu. Die Anzahl der Blutbäder, die er sich in vielen Teilen der Welt genehmigt hat, verweist direkt oder indirekt auf die vielen Textstellen im »heiligen« Koran, die zu diesen Blutbädern anspornten. Da hilft auch kein Gutmenschen-Sermon über den Islam, die »Religion des Friedens«. Er hilft so wenig wie der penetrante Hinweis auf die »Missverständnisse«, denen Mohammed, der Friedensreiche, ausgesetzt sei. Ganz offensichtlich sind wir anderen, wir Nicht-Moslems, nicht willens, die Botschaft, die friedvolle, zu entdecken.
Und der Buddhismus? Nun, ich will seine Heiligsprechung nicht übertreiben. Denn seine Getreuen sind grundsätzlich nicht besser oder intelligenter. Nehmen wir Tibet, das ja dank der Umtriebigkeit des Dalai Lama immer wieder in der Weltpresse auftaucht. Seit Jahrzehnten legt sich ein leichter Schauer der Ergriffenheit auf das westliche Herz, wenn der Name dieses Landes fällt. Weil man sich, zu Recht, gegen die Banditenpolitik Pekings empört. Und weil man, zu Unrecht, die Ex-Theokratie im Himalaya für den Inbegriff frohsinnig-schneeverwehter Glückseligkeit hielt. Dem ist nicht so. Ein knappes Drittel der vierzehn Lamas wurde ermordet. Opfer erbitterter, innerreligiöser Richtungskämpfe. Als die Kommunisten 1950 das zukünftige
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