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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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hervorstehenden Pfennignägel steckte.
    Mark würgte. Er hatte das Gefühl, als habe sich der Raum um ihn herum in Bewegung gesetzt. Hinter sich hörte er Axel die Treppe hinaufstürmen und gleich darauf ein nasses Geräusch, als er sich auf die Stufen erbrach.
    Auch Mark war nach davonlaufen zumute, aber er konnte den Blick nicht von Chris abwenden. Er hatte ihm unrecht getan, ihn für einen Lügner gehalten, dabei war Chris’ angebliche Reise ebenfalls nichts anderes als ein Wahnkonstrukt gewesen.
    Mark begriff, dass er Ellen geglaubt hatte, weil er ihr einfach hatte glauben wollen. Dabei war es doch so offensichtlich gewesen.
    Was sonst wäre schlimm genug für Lara gewesen, um ihr Alter Ego Ellen nicht mehr aufrechterhalten zu können? Sie hatte Chris getötet.
    Mark war kein Pathologe, aber er war überzeugt, dass man zwei Hämatome auf Chris’ Brust finden würde. Sie würden so weit wie Laras ausgestreckte Hände voneinander entfernt sein und waren entstanden, als sie ihn mit plötzlicher Wucht rücklings in den Nagel gerammt hatte.
    Doch warum hatte sie das getan? War es im Affekt geschehen? Hatten die beiden …
    Mark stieß einen leisen Schrei aus, als ihm die Antwort in den Sinn kam. Er wirbelte herum und richtete den Lichtstrahl
zur Decke. Schließlich fand er, wonach er suchte. Eine kahle, nackte Glühbirne, die an einem Stück Draht baumelte. Er schraubte sie aus der Fassung und hielt sie ins Licht seiner Taschenlampe.
    Da sah er den durchgebrannten Glühdraht.
    Bilder sausten durch seinen Kopf. Die Glühbirne. Der Karton. Die Weinflasche und die beiden Gläser auf dem Wohnzimmertisch. Die zerschmetterte Flasche am Boden. Das Regal. Chris’ Leiche.
    Er hat eine Flasche Wein vom Geld für das Buch gekauft und in einem Reisebüro den Prospekt mitgenommen. Ihr habt auf der Couch gesessen und davon geträumt, was ihr machen werdet, wenn ihr mit den Renovierungen am Haus fertig seid. Ihr habt gelacht und Wein getrunken und wolltet noch eine zweite Flasche. Zusammen seid ihr in den Keller gegangen.
    Du hast dich hier nicht wohlgefühlt, Ellen, nicht wahr? Du musstest immer wieder an Rotkäppchens Bild denken, das du ein paar Tage zuvor wiederentdeckt hattest, doch die Erinnerung war noch zu weit verdrängt. Aber sie hat bereits auf dich gelauert.
    Ihr habt die Spinnweben vom Regal entfernt, die Flasche herausgenommen, und dann ist es passiert. Etwas absolut Unerwartetes ist geschehen. Die Glühbirne brannte durch. Ihr wart im Dunkeln. Du warst im Dunkeln. In einem Keller, wie einst im Wald. Und jemand hat dich berührt. Jemand, von dem du vor Angst nicht mehr wusstest, dass es Chris war.
    Vielleicht wollte er dich trösten, weil du in Panik geraten bist. Sicherlich hast du geschrien, wie damals im Eiskeller des Sallinger Hofs. Und dann hast du den Schwarzen Mann von dir gestoßen. Diesmal warst du stark genug, weil du jetzt groß bist.
    Und als dir klar wurde, was du getan hast, bist du wieder
zu Ellen geworden. Ellen, die Starke. Ellen, die Kämpferin, für die es furchtbar ist, wenn man ihr die Kontrolle nimmt.
    »Hat sie das getan?«, fragte Axel. Er kauerte seitwärts an der Treppe, während sein Erbrochenes über die Stufen herabtroff. »Hat Ellen ihn umgebracht?«
    »Nein«, keuchte Mark. »Das war Lara. Danach wurde sie wieder zu Ellen, aber getötet hat ihn Lara. Nur hat ihre Kraft dieses Mal nicht mehr ausgereicht, um das Schlimme zu verdrängen.« In der Dunkelheit des Kellers klang seine Stimme stumpf und düster. »Der Keller ihres Verstandes, in dem Ellen Laras Geschichte vor sich selbst versteckt hatte, war bereits zu voll.«
    Mark sackte in sich zusammen und ließ sich auf den staubigen Fliesenboden sinken. Schluchzend vergrub er das Gesicht in den Händen, während vor seinem geistigen Auge Ellens Bild schwebte.
    Jetzt weißt du es, schien sie zu sagen. Jetzt weißt du es, und das ist gut so.
    Heulend schlang Mark die Arme um die Knie. Die Taschenlampe lag vor seinen Schuhspitzen. Ihr Schein fiel auf die kaputte Glühbirne. Diese gottverdammte, kaputte Glühbirne – der Tropfen, der das Fass hatte überlaufen lassen.
    Es war ein solch makaberer Zufall, dass Mark am liebsten laut darüber gelacht hätte. Er hatte den Auslöser gefunden. Dies war der Trigger. Ein winziges Stück Wolfram, das zur falschen Zeit am falschen Ort seinen Dienst versagt hatte.
    Im nächsten Moment hörte er Poltern und Schritte aus dem Erdgeschoss.
    »Auch das noch«, stöhnte Axel, und jemand rief: »Hierher! Sie

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