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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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oder der Türkei.
    »Sprechen Sie deutsch? Können Sie mich verstehen?«
    Zwar erhielt Ellen auch diesmal keine direkte Antwort, aber zumindest zeigte die Frau eine Reaktion, wenngleich auch nur eine schwache – sie nickte, was ihr offensichtlich Schmerzen bereitete. Dabei erkannte Ellen einen weiteren Fleck auf der Wange der Patientin, der jedoch nicht von einem Bluterguss herrührte. Er sah vielmehr aus, als habe sie sich mit Schokolade bekleckert.
    »Sie sind hier in Sicherheit. Niemand kann Ihnen etwas antun. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen.«
    Die Frau legte die Stirn leicht in Falten. Auch das schien ihr wehzutun.
    »Mann.«
    Es war nicht mehr als ein Flüstern.
    »Hat Ihnen das ein Mann angetan?«

    Ein zaghaftes Nicken, dann ein kaum hörbares »Ja«.
    »Wollen Sie mir davon erzählen?«
    Die Frau schwieg und legte den Kopf schief. Durch die fettigen Strähnen, die ihr ins Gesicht hingen, sah sie auf die nackte Wand gegenüber und wirkte dabei seltsam entrückt.
    »Ist es Ihr Mann gewesen? Ihr Lebensgefährte?«
    Ellen musste behutsam mit ihren Fragen vorgehen, keinesfalls durfte sie die Frau zum Reden drängen. Andererseits wollte sie so dicht wie möglich am Thema bleiben, solange die Patientin keine Anzeichen zeigte, dass es ihr zu viel wurde.
    »Jeder hat so einen Mann.«
    Die Stimme der Frau klang merkwürdig hoch, fast verstellt, wie bei jemandem, der versucht, die Sprache eines Kindes zu imitieren.
    »Wollen Sie mir das genauer erklären?«
    Ein ungutes Gefühl beschlich Ellen. Ein Mann, den jeder hatte, musste nicht zwangsläufig ein Ehemann sein. Womöglich meinte diese Frau eine öffentliche Person. Vielleicht einen Postboten, einen Polizisten oder einen Priester? In den vier Jahren, die sie nun schon als Fachärztin für Psychiatrie arbeitete, hatte Ellen vor allem eines gelernt: Nichts war unmöglich. Wirklich nichts.
    Langsam, wie bei einer elektronischen Puppe, deren Batterien schwach geworden waren, drehte ihr die Frau den Kopf zu. Ihre Augen waren vor Angst weit geöffnet.
    »Musst mich vor ihm beschützen, ja?«
    Wieder dachte Ellen unwillkürlich an ein verängstigtes Kind. Ihr fiel der ausgeprägte Dialekt der Frau auf. Ihre Worte hatten einen leichten Singsang, wie man ihn in
manchen Teilen Württembergs und dem badischen Raum zu hören bekam. Zweifellos kam sie nicht aus dieser Gegend. In der Region rund um Fahlenberg dominierte ein härter klingender, schwäbischer Dialekt.
    »Natürlich werden wir Sie hier beschützen. Aber dazu muss ich wissen, wen Sie meinen.«
    »Schwarzer Mann.«
    »Ein schwarzer Mann? Meinen Sie einen Dunkelhäutigen? Vielleicht einen Afrikaner?«
    »Der Schwarze Mann, der Schwarze Mann. Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?«, sang die Frau mit ihrer kindlichen Stimme. Dann stieß sie ein irres Kichern aus und entblößte eine Reihe verfärbter Zähne.
    »Der Mann aus dem Kinderreim?«
    Die Frau riss die Augen noch weiter auf. »Wenn er aber kommt, dann laufen wir davon!« Sie sah Ellen verzweifelt an. »Aber man kann nicht vor ihm davonlaufen. Geht nicht. Er ist zu schlau.«
    Er wolle keinen weiteren Fall Margitta Stein erleben müssen, hatte Chris gesagt, und auch Ellen musste nun an die ehemalige Patientin denken. Vor zwei Jahren war sie auf die Privatstation aufgenommen worden, nachdem sie von ihrem Mann, einem angesehenen und mindestens ebenso gewalttätigen Großunternehmer, brutal verprügelt worden war. Völlig verstört war sie nachts aus dem Haus geflüchtet und einer Polizeistreife aufgefallen, die sie in die Waldklinik gebracht hatte.
    Margitta Stein war genauso verängstigt gewesen wie diese unbekannte Frau. Dennoch hatte Chris ziemlich schnell Zugang zu ihr bekommen und bald schon erste Therapieerfolge gesehen. Zumindest hatte er das geglaubt. Tatsächlich
hatte sich Margitta Stein zu einem drastischen Schritt entschieden. Am Tag vor ihrer Entlassung hatte sie beim Mittagessen ein Messer mitgehen lassen und sich mit der stumpfen Klinge die Halsschlagader durchtrennt. Als man sie fand, kam jede Hilfe zu spät. Kurz vor ihrem Tod hatte Margitta Stein mit ihrem eigenen Blut fünf Worte auf den Linoleumboden geschrieben:
    ICH WERDE IHM NIE ENTKOMMEN
    Es gab missbrauchte Frauen, die stark genug waren, um selbst den Absprung zu schaffen, die Scheidung einzureichen oder in Frauenhäusern Zuflucht zu suchen. Aber es gab auch die anderen, die diese Kraft nicht fanden. Diejenigen, die ein schnelles Ende mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende vorzogen. Chris

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