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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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und Zitronensaft ein. Fritz wehrte sich gegen Kaffee mit Zitronensaft, allerdings nicht lange.
    »Ich lasse euch jetzt bis gegen Mittag alleine, Will. Ich muss in die Redaktion des Bunten Blatts und mir meine Kündigung abholen.«
    »Soll ich dich nicht besser begleiten?«
    Ich musste ein bisschen lachen. Er sah so zerzaust und elend aus.
    »Schlaf noch ein paar Stunden. Diesen Kampf kann ich alleine führen.«
    Ja, ja, er wirkte tatsächlich erleichtert.
    Ich machte mich auf den Weg zur Haltestelle, erwischte eben noch die Elektrische und dachte noch einmal über mein Vorhaben nach. Natürlich würde ich nicht kampflos meinen Rauswurf hinnehmen. Eine kleine Abfindung sollte schon noch herausspringen. Zumindest so viel, dass die Kosten der Reise abgedeckt wurden. Alle, auch der Schaden an der Rumpler. Entsprechende Rechnungen hatte ich bereits vorbereitet.
    Man war überrascht, mich zu sehen – ich bemerkte es schon, als ich durch die Tür trat. Schweigen, verstohlen gesenkte Blicke, eifriges Gekritzel und Tastengeklapper. Ich nickte freundlich nach allen Seiten und ging direkt auf das Büro des Verlegers zu. Fräulein Frieda, Kochs Sekretärin, schreckte auf und machte eine abwehrende Geste.
    »Der Chef will nicht gestört werden, Fräulein Schneider.«
    »Doch, will er.«
    Ich strebte an ihr vorbei, klopfte kurz an die Tür und machte sie auf. Natürlich war Koch alleine. Nur eine Tasse Kaffee und ein großes Stück Bienenstich leisteten ihm Gesellschaft.
    »Mahlzeit!«, sagte ich und setzte mich auf den Besucherstuhl vor dem Schreibtisch. Ein ungemütlicher Sitzplatz mit gerader Lehne und Schnitzereien, die sich einem in den Rücken bohrten. Koch liebte keine langen, vertraulichen Gespräche mit Untergebenen.
    »Fräulein Schneider, welche Überraschung.«
    »Ja, nicht?«
    »Ich vermutete Sie noch über den Wolken.«
    »Tja, die Rallye ist zu Ende, und wie soll ich’s sagen: Die Erde hat mich wieder. Meine Berichte haben Sie bekommen?«
    »Nun ja, das haben wir. Aber …«
    »Aber Sie haben sie nicht veröffentlicht. Ganz gewiss haben Sie sich schon ein paar passende Worte zurechtgelegt, um mir zu erklären, wie ungeeignet diese Berichterstattung für das Bunte Blatt ist, nicht wahr? Ich erspare es Ihnen, mich zu demütigen, Herr Koch. Hier sind meine Aufstellung der Spesen und das Honorar für fünf Berichte. Zeichnen Sie die Rechnung bitte ab, und nehmen Sie meine fristlose Kündigung entgegen.«
    Ich schob ihm die Blätter entgegen und lächelte ihn freundlich an.
    Er hatte den Anstand, verwirrt auszusehen.
    »Aber …«
    »Herr Koch, ich hätte zu Herzen gehende Artikel schreiben können. Solche über Männer, di e die Pralinenprinzessin aus dem brennenden Wagen gezogen haben, solche über eine Frau, deren Rachsucht sie beinahe zur Mörderin hätte werden lassen, über einen Arzt, der um des Sieges willen den Tod seiner Mitfahrer in Kauf genommen hat, oder über einen Rennfahrer, der mit seinen Schwestern weinend am Mahnmal in Verdun stand. Aber das alles wären Berichte über Menschen gewesen, die mir etwas bedeuten, deren Gefühle und Handlungen nicht in ein Boulevardblatt gehören. Ich habe Triumphe, Skandale und Mord erlebt. Ich behalte die Erinnerung daran für mich.«
    »Aber …«
    »Jürgen du Plessis hat Sie überredet, mir einen unmöglichen Auftrag zu erteilen. Ich habe es schnell genug bemerkt, dass man über eine Rallye nur berichten kann, wenn man am Boden mitfährt. Ich gebe Ihnen nicht die Schuld an meiner Schnapsidee, die Berichterstattung aus der Luft vorzunehmen. Das war meine eigene Entscheidung. Ich nehme Ihnen aber übel, dass Sie die Gelegenheit genutzt haben, mich auf diese Weise zu blamieren. Haushaltstipps schreibt Ihre neue Redakteurin bestimmt lieber als ich. Und du Plessis hat nun eigene Sorgen. Also akzeptieren Sie meine Kündigung, und zahlen Sie meine Rechnung.«
    »Fräulein Schneider. Das war doch nicht so gemeint.«
    »Doch, war es.«
    »Sie hätten neue Anzeigenkunden gewinnen können …«
    »Sicher. Nur der Reifenhändler Thalheimer wollte mich ermorden. So weit ging meine Loyalität zum Bunten Blatt wahrlich nicht. Und Obelis werden lange an den Brandwunden laborieren, die sie sich bei dem Unfall zugezogen haben. Also, akzeptieren Sie?«
    Er hob etwas hilflos die Hände.
    »Sie scheinen einige neue Chancen zu wittern, Fräulein Schneider. Ich will Sie an Ihrem Fortkommen nicht hindern.«
    »Dann zeichnen Sie bitte die Rechnung ab.«
    »Ich lasse Ihnen den Betrag

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