Trojanische Pferde
Mercedes deutend. Er zückte den Schlüssel, ließ die Verriegelung aufspringen und saß schon hinter dem Steuer. Der V-8-Motor heulte auf. Tom hechtete auf den Beifahrersitz und Daniel ließ den SLS AMG über den Parkplatz schießen, dem Van hinterdrein. Aus dem Augenwinkel sah er, dass die FBI-Agenten zu einem anderen Wagen rannten.
Jassar!
Sasha schlug und kratzte wild um sich, doch die Männer ließen sich nicht beirren.
Jassar!
Dann fühlte sie, wie zwei Räder kurz von der Straße abhoben und krachend wieder Kontakt gewannen, als der Wagen um eine Kurve bog und auf der Geraden beschleunigte. Von dem Schlingern aus dem Gleichgewicht gebracht, rutschte plötzlich eine Gestalt von einem der Rücksitze und schlug mit dem Kopf auf den Boden, ganz dicht neben Sashas Gesicht.
Nafta!
Ihre Blicke trafen sich. Sasha hatte das Gefühl, ihr würde die Brust zerspringen.
Nafta
. Sie schloss die Augen und begann zu beten.
»Er fährt in den Ort!« Daniel ging ebenfalls in die Kurve und fuhr weiter die Hartford Street entlang in Richtung Ampel. Er folgte dem Van, der an der Ampelkreuzung abbog, und sah die aufleuchtenden Bremslichter und den aufgewirbelten Staub, als der Ford genau vor seinem Haus zum Stehen kam, aufgehalten von einem Polizeiwagen, der die Broad Street von der anderen Seite heraufgerast war, um sie zu blockieren. Die Tür des Vans ging auf, sie sprang heraus und lief mit wehenden Haaren auf das Haus zu. Ein Mann kam aus dem Van und rannte hinter ihr her. Daniel wäre beinahe hingeschlagen, als er aus dem Auto stürzen wollte. Sich gerade noch auf den Beinen haltend, sah er Tom ein paar Meter vor sich, dem Mann hinterherjagend. Daniel rief Sashas Namen, aber sie drehte sich nicht um, als sie vor der Haustür stehen blieb und mit ihren Schlüsseln hantierte, und dann hörte er quietschende Reifen und Sirenen und erkannte, dass auch die FBI-Leute schon da waren. Plötzlich ertönte ein Knall, den er erst nachträglich als Gewehrschuss identifizierte, irgendwo von der linken Seite her. Dann sah er einen großen roten Ball, der ihren Kopf wie einen Glorienschein umgab, ihr Körper sackte zu Boden und gab den Blick frei auf einen roten Kreis von einem Meter Durchmesser auf der weißen Haustür, bei dem es sich, das sagte ihm sein Verstand, um Blut handeln musste, während sein Herz es ganz und gar nicht begreifen konnte. Und der Mann, dessen Gesicht Daniel nie vergessenwürde, das arabische Gesicht mit den Kratzspuren, den Spuren ihres letzten Kampfes, dieser Mann drehte sich jetzt um und rannte zu dem Van zurück, der den Motor schon aufheulen ließ und dann mit quietschenden Reifen davonraste. Tom drehte sich um, packte Daniel an den Schultern und schob ihn weg, damit ihm der Anblick dessen erspart blieb, was er sich aber ohnehin um keinen Preis der Welt hätte ansehen mögen.
KAPITEL 51
S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . L ANGLEY , V IRGINIA .
»Kaum verwertbare Spuren von Zahnbehandlung. Spielt aber auch keine Rolle, wir alle haben ja gesehen, was passiert ist«, sagte Tom zu Nigel Benthurst und Ira Land, deren Pixel vor ihm auf dem geteilten Bildschirm tanzten. Er brachte es fertig, einen Ton professioneller Nüchternheit anzuschlagen. »Ich habe mit Jassar gesprochen. Wie sich herausstellt, ist er womöglich doch nicht der Eisblock, für den ich ihn gehalten habe. Er sagt, er sei hergekommen, weil er ihr helfen wollte.«
Sagt, er liebe sie wie eine Tochter.
Nigel ergriff das Wort: »Davon abgesehen, ein höchst erfolgreicher Feldzug, alter Junge.«
»Sehe ich auch so«, meldete Ira sich von der anderen Seite des Bildschirms. »Unsere Leute sagen, al-Mujari liegt am Boden.«
»Weitaus üblerer Zustand als, ähm, seinerzeit nach unserer letzten Aktion.«
»Ja, aber Scheich bin Abdur ist entkommen. Wieder mal.« Er wusste, was das bedeutete. Diese al-Mujari waren wie ein juckender Pilz im Schritt – mit viel Mühe konnte man sie halbwegs unter Kontrolle halten, aber endgültig los wurde man sie nie.
»Es wird Jahre dauern, bis sie sich, äh, neu organisieren können.«
Ira sagt: »Vielleicht können wir sie dauerhaft klein halten.«
Tom hielt es für unwahrscheinlich, dass die US-Regierung noch einmal ihre Zustimmung zu einer umfassenden Liquidierungsaktion geben würde. Jedenfalls nicht, solange keine ähnlich dramatische Situation entstand wie letzte Woche.
»Das mit Sasha tut mir leid«, sagte Nigel.
»Ja«, sagte Tom. »Ich glaube, Jassar ist niedergeschlagener als alle anderen. Wollte ihr bei
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