Trügerisches Spiel (German Edition)
Informationen über eine heiße Lieferung falsch gewesen waren. Mit wütenden Bewegungen riss er das Papier auf und starrte auf den Gegenstand in seiner Hand.
Enttäuschung machte sich in ihm breit, als er eine Porzellanfigur ans Licht hielt. Die kunstvolle Verarbeitung deutete selbst für einen Laien auf eine hohe Qualität hin. Auch die anderen neunzehn Päckchen hatten einen ähnlichen Inhalt.
»Das Geburtstagsgeschenk für meine Frau. Ich habe ein ganzes Set auf einer Auktion ergattern können und es hierher liefern lassen, damit sie es nicht vorher findet.« Leones Stimme troff geradezu vor Befriedigung. »Ich weiß nicht, was Sie erwartet haben, Detective, aber ich habe hier nichts zu verbergen. Und nun muss ich Sie bitten zu gehen, damit wir in Ruhe weiteressen können.« Als Jay sich nicht rührte, hob er eine Augenbraue. »Oder soll ich meinen Anwalt kommen lassen? Ich bin sicher, er wird sich freuen, Sie und das Police Department wegen Belästigung verklagen zu können.«
Jay hasste es, mit leeren Händen gehen zu müssen, aber er wusste, dass er Leone heute nicht kriegen würde. Da sie nichts offensichtlich Illegales in dem Karton gefunden hatten, fehlte die Handhabe, um den Mafiaboss zu verhaften. Sie konnten ihm nicht mal Kunstschmuggel vorwerfen, denn selbst wenn er die Porzellanfiguren auf illegale Weise bekommen hatte, würde er sich so abgesichert haben, dass sie ihm nichts nachweisen konnten.
Leone beugte sich zu ihm vor, seine Hände weiterhin gut sichtbar auf dem Tisch. »Dachten Sie wirklich, dass ich so dumm wäre, hier etwas Illegales zu tun?«
»Nein, aber so überheblich.«
Der Gesichtsausdruck des Mafiabosses wurde härter. »Sie sollten nicht alles glauben, was Sie hören, Detective Hunter.«
Woher kannte Leone seinen Namen? Auf keinen Fall konnte er ihn so schnell auf seiner Polizeimarke erkannt haben. Das unangenehme Gefühl verstärkte sich, doch er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
Bevor er etwas sagen konnte, fuhr Leone fort. »Falls Sie sich fragen, woher ich Sie kenne: Ich bin über alles informiert, das mich in irgendeiner Weise betrifft. Und ich lasse Verrat nicht zu.«
Jay überlief es kalt. »Was meinen Sie damit?«
Leone lächelte nur. »Lassen Sie uns jetzt allein, ich möchte in Ruhe essen.«
Da Jay wusste, dass er hier und heute nicht weiterkommen würde, drehte er sich wortlos um und verließ das Restaurant. Dave folgte ihm ebenso schweigend und kletterte hinter ihm in den Überwachungswagen. Sowie die Tür geschlossen war, zog Jay sein Handy hervor und wählte eine Nummer.
Dave sah ihn fragend an. »Wen rufst du jetzt an? Den Captain?«
»Rizzo.« Unruhig wartete er darauf, dass ein Informant sich meldete, doch er erreichte nur die Mailbox. »Ich bin’s. Melde dich sofort!« Er zögerte. »Geh nicht zurück, du bist dort in Gefahr.« Er beendete die Verbindung und warf das Handy wütend auf eine Konsole. »Verdammt noch mal!«
Dave ließ sich auf einen Sitz fallen. »Was ist? Du wusstest doch, dass die Möglichkeit besteht, dass wir scheitern.« Er schnaubte. »Es ist ja nicht das erste Mal, dass uns Leone an der Nase herumführt.«
»Nein, aber sonst hat er auch nicht angedeutet, dass er unseren Informanten töten wird.« Jays Magen krampfte sich zusammen, als er darüber nachdachte. Auch wenn Rizzo ein Ganove war, mochte er ihn, und er war eine verlässliche und vor allem unersetzliche Informationsquelle in Leones Organisation.
Dave runzelte die Stirn. »Ich habe nichts davon gehört. Bist du sicher?«
»Du warst zu weit weg, und er hat zu leise gesprochen. Er meinte, er wäre über alles informiert und würde Verrat nicht dulden.« Jays Hände ballten sich zu Fäusten. Am liebsten wäre er hinausgestürmt und hätte Rizzo gesucht, doch er wusste, dass das nichts bringen würde. Entweder war sein Informant untergetaucht oder bereits tot.
Als sie im Präsidium ankamen, erwartete sie bereits die Nachricht, dass sie unverzüglich zum Captain kommen sollten. Jay strich mit einem tiefen Seufzer seine wieder einmal zu langen Haare zurück. Normalerweise verstand er sich gut mit seinem Vorgesetzten, doch es gab Themen, die Captain Morris regelmäßig in die Luft gehen ließen – Antonio Leone gehörte dazu. Auch in Daves blauen Augen war Sorge zu erkennen, als sie das Büro des Captains betraten und er die Tür hinter ihnen schloss.
»Können Sie mir erklären, was da schiefgegangen ist, Hunter?« Ohne Jay die Möglichkeit zu einer Antwort zu geben,
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