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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Felder und hinüber zu
einem noch höher ansteigenden Bergrücken, da drehten sich mehrere
Windkrafträder.
    Lilo Neumann, eine attraktive Endfünfzigerin,
schlank und mit lockigem blonden Haar, stand an diesem Nachmittag in der Küche
ihres schmucken Wohnhauses, das im Landhaus-Stil eingerichtet war. Sie hatte
vergangene Nacht wieder einmal nicht schlafen können, sodass sie sich jetzt
matt und schwach fühlte. Sie blickte Gedanken versunken aus dem Fenster – weit
hinaus übers noch winteröde Land, dort hin, wo sich die Windräder drehten und
die weißen Rotoren mit jeder Umdrehung im spät-nachmittäglichen Sonnenlicht
blitzten.
    Lilo Neumann fühlte sich tagsüber, wenn
ihr Mann arbeitete, in tiefe Depressionen versetzt. Doch eigentlich gab’s
dafür, so versuchte sie sich einzureden, keinerlei Gründe. Die Ehe war in
Ordnung, sie hatten finanziell ihr Auskommen. Und doch ging es Lilo von Monat
zu Monat schlechter. Schuld daran war diese verdammte Schlaflosigkeit, dieser
verfluchte Brummton, der sie seit zwei Jahren so heftig quälte, dass sie
manchmal an den Rand des Wahnsinns getrieben wurde. Niemand außer ihr hörte
ihn, ihr Mann nicht und auch nicht die erwachsenen Kinder, wenn sie zu Besuch
kamen. Einmal hatte sie auch die Nachbarn eingeweiht, ganz vorsichtig, aus
Sorge, man könne sie für verrückt halten. Aber niemand außer ihr hatte jemals
dieses alles durchdringende Brummen gehört, das überall zu sein schien, dessen
Herkunft aber nicht zu orten war, weil es irgendwie aus dem Gebäude selbst
herausdröhnte. Aus dem Mauerwerk, aus dem Keller, von überall her. Lilo Neumann
war ihrem Mann und ihren Kindern unendlich dankbar, dass sie Verständnis
zeigten – auch wenn es anfangs schwierig gewesen war, sie von diesem
allgegenwärtigen Brummen zu überzeugen. Sie hatte Fachärzte konsultiert und
Psychiater, aber keiner der Mediziner fand eine Erklärung.
    Als sie jüngst zufällig im Fernsehen auf
eine Reportage gestoßen war, die sich mit diesem Brummton-Phänomen befasst
hatte, das offenbar landesweit, in ganz Deutschland und sogar in weiten Teilen
Europas die Menschen plagte, da fühlte sie sich endlich bestätigt. Sie fasste
neuen Mut und wollte sich jetzt einem Journalisten anvertrauen, den sie vor
Jahren schon kennengelernt hatte.
    Für diesen Nachmittag hatten sie sich
verabredet. Georg Sander, Lokalredakteur der ›Geislinger Zeitung‹, knapp über
50 und ein profunder Kenner von Land und Leuten, kam pünktlich, war überaus
freundlich und plauderte zunächst über »alte Zeiten«. Sie saßen sich an dem
schweren hölzernen Esszimmer-Tisch gegenüber, auf dem eine gestickten Decke
lag. Der Journalist, dessen volles blondes Haar ihm der Wind zersaust hatte,
hörte aufmerksam zu und holte einen Notizblock aus der Tasche, als er das
Gespräch auf den Brummton brachte.
    »Ich höre und spüre es«, begann die
sichtlich nervöse Frau, während sie auf einen Stapel Akten deutete, »hier,
alles Briefe, die ich inzwischen an Behörden geschrieben habe. Ohne Erfolg.«
    Der Journalist, nach jahrelanger
Berufserfahrung im Umgang mit dem Ungewöhnlichen geübt, nickte verständnisvoll.
»Und es findet sich keine Ursache?«
    Sie atmete tief ein, voll Resignation, und
schüttelte den Kopf.
    »Wir haben schon ein halbes Vermögen investiert.
Heizungsmonteure, Elektriker, ja sogar ein Messtrupp der Telekom war da.« Sie
deutete durchs Fenster zu den Windkraftrotoren hinüber. »Selbst diese neuen
Anlagen wurden untersucht. Nichts.«
    Der Journalist machte sich Notizen und
bemerkte, dass die Mundwinkel seiner Gesprächspartnerin zitterten. »Und wie
hört sich das an? Wie würden Sie es beschreiben?«, fragte er und ließ seinen
Blick durch die geschmackvoll und mit viel Holz eingerichtete Wohnung streifen.
    »Oft kein Dauerton«, sagte Lilo Neumann
und suchte in ihren Akten nach Dokumenten, »eher wie eine Maschine, die immer
wieder versucht, eine Umschaltung vorzunehmen, ja, so könnte man es schildern.«
Dann zog sie mehrere Blätter aus Klarsichthüllen. »Hier, inzwischen gibt es
sogar eine Interessengemeinschaft, weil überall in Deutschland Menschen davon
betroffen sind.« Der Journalist nahm die Papiere zur Hand und überflog die
Erlebnisberichte. Die Frau, deren innere Unruhe zu spüren war, erzählte weiter:
»Irgendwo hat man sogar schon Messungen gemacht. Töne im Frequenzbereich von
unter 20 Hertz sollen’s sein. Und die können Menschen normalerweise nicht
hören.«
    Der Journalist schrieb die

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