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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Zeit in der Schweiz
leben.
    Armstrong stellte die beiden Gläser auf
den kleinen weißen Tisch und schenkte ein. Sein Gast erwiderte: »In Ulm
geboren, ja. Er ist dann aber in die Schweiz gegangen – und hat beim Patentamt
gearbeitet.«
    Armstrong brachte die Flasche wieder in
die Schrankwand zurück. »Wegen seiner jüdischen Abstammung«, ergänzte er, »ist
er dann später nach Amerika ausgewandert. So hat Ulm seinen berühmtesten Sohn
praktisch für immer verloren.«
    Vollmer nickte stumm.
    »Der größte Wissenschaftler aller Zeiten«,
stellte Armstrong fest, setzte sich auf einen Sessel und hob das Glas. »Auf
unsere künftige Zusammenarbeit.« Sie prosteten sich zu und tranken.
    Vollmer fühlte sich noch immer unsicher. »Sie
haben mir ja noch nicht einmal gesagt, worum es konkret geht.«
    Armstrong, dem Schweißperlen auf der Stirn
standen, lehnte sich selbstgefällig zurück. »Sie werden verstehen, dass ich
mich vorläufig etwas bedeckt halten muss, junger Freund.« Er überlegte. »Vieles
deutet darauf hin, dass wir – und damit meine ich mich und meine, ja, sagen wir
mal, Forschungsgruppe – dass wir nicht die Einzigen sind, die sich mit dieser
Materie befassen. Deshalb wäre es nicht gerade dienlich, würde allzu vieles
davon in der Öffentlichkeit bekannt.«
    Vollmer wagte einen Vorstoß: »Aber
verstehen Sie mich bitte richtig, ohne konkrete Anhaltspunkte kann ich mich
nicht für eine Mitarbeit entscheiden. Außerdem müssten noch eine Vielzahl von
Punkten geklärt werden.«
    Armstrong lächelte wieder und holte tief
Luft. »Glauben Sie mir, dass Sie der richtige Mann sind, davon bin ich
überzeugt. Sonst hätte ich Ihnen wohl kaum die Reise hierher und den Aufenthalt
an diesem paradiesischen Ort bezahlt.« Er behielt sein Gegenüber im Auge und fügte
süffisant lächelnd hinzu: »Wir haben uns, sagen wir mal, ein bisschen über Sie
erkundigt.«
    Vollmer erschrak. Damit hatte er nicht
gerechnet.
    »Gutes Zeugnis, bester Abschluss des
Studiums, ein Physiker mit Leib und Seele, sagt man, glaub ich, bei Ihnen. Dass
sie aus Ulm kommen, ist eher ein Zufall.« Er lächelte vielsagend und
bekräftigte dann: »Ja, gewiss ein Zufall. Was auch sonst?«
    »Sie haben Erkundigungen über mich
eingezogen?«, fragte Vollmer leicht eingeschüchtert.
    Armstrong nahm wieder einen Schluck. »Nennen
Sie es, wie Sie wollen. Jedenfalls suchen wir engagierte Leute, wie Sie.
Unabhängig, nicht ortsgebunden, ledig, voller Tatendrang. Aufgeschlossen für
alles Neue.«
    Vollmer griff ebenfalls zum Glas und nahm
einen kräftigen Schluck. Danach erklärte er: »Das ehrt mich, dass Sie so großes
Interesse an meiner Person haben. Aber letztlich ist alles auch eine Frage der
Honorierung.«
    Armstrong winkte ab. »Bester Freund«,
sagte er, »Sie können mir glauben, dass die finanzielle Seite gesichert ist.
Gehen Sie einfach mal davon aus, dass es auf diesem Planeten nie zuvor ein
größeres Forschungsprojekt gegeben hat.«
    Vollmer schluckte trocken. Langsam wurde
ihm das Ausmaß dessen bewusst, worauf er sich da einlassen würde.
    Armstrong lächelte wieder. »Die NASA könnte
nur davon träumen. Aber das, worum es hier geht, guter Freund, dagegen war der
Flug zum Mond, wenn er denn je stattgefunden hat, ein Klacks. Oder sagen Sie in
Deutschland eher ›peanuts‹?«

2
     
    Es war einer jener Märztage, die auf den Anhöhen der Schwäbischen
Alb den nahen Frühling nur erahnen lassen. An schattigen Stellen lagen
vereinzelt noch Schneereste. Hier oben in Hohenstadt, einem kleinen Dorf, in
dessen Nähe die Autobahn A 8 Ulm-Stuttgart die Mitteleuropäische Wasserscheide
überquert, roch die kühle Luft erdig. Die Sonne stand bereits tief am Horizont,
nur verdeckt von einigen dünnen Wolken, als an diesem Nachmittag ein Traktor
aus dem kleinen Örtchen hinaus tuckerte, hinauf zu der leichten Erhöhung, auf
der seit Jahr und Tag eine militärische Sendeanlage stand. Die Bewohner
Hohenstadts, das, wie viele Dörfer auf der Schwäbischen Alb, längst nicht mehr
allein von der Landwirtschaft geprägt war, hatten sich an den Anblick des
rot-weißen Stahlgittermastens und der umzäunten Gebäude gewöhnt – auch wenn niemand
so genau wusste, was nach der politischen Wende dort wirklich noch geschah.
Zuvor soll die Technik auf diesem höchsten Punkt weit und breit eine wichtige
Funkverbindung für die amerikanischen Streitkräfte gewesen sein, ein »Horchposten«,
wozu auch immer. Selbst der Bürgermeister von Hohenstadt vermochte

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