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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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war Mike
Linkohr, schlank und sportlich, mittellange schwarze Haare, kantige
Gesichtszüge, die immer etwas Positives auszustrahlen schienen. Er war erst vor
wenigen Wochen, nachdem er seine Ausbildung absolviert hatte, von der
Polizeidirektion Göppingen zur Geislinger Kriminalaußenstelle abgeordnet
worden. Auch wenn er dadurch nun in der Provinz seinen Dienst tun musste, so
bot sich ihm hier doch die Gelegenheit, erste Erfahrungen an der »Front« zu
sammeln. Nur zu gern erinnerte sich Linkohr an die Worte des angesehenen
Göppinger Kommissars August Häberle, einem Praktiker, der nichts davon hielt, nur
am Schreibtisch zu sitzen und besserwisserisch zu delegieren. Häberle, den er
lediglich flüchtig kennengelernt hatte und mit dem er gerne einmal direkt
zusammenarbeiten wollte, pflegte seinem Ärger über Bürokraten und »Verwaltungshengste«
mit einem einzigen Satz zum Ausdruck zu bringen: »Alle wichtigen Positionen in
dieser Republik sind von Schwätzern besetzt.«
    Eben dieser Linkohr stieg jetzt in den
Kombi und nahm auf einem der Drehsitze neben Walda Platz. Der junge Kriminalist
zögerte kurz und überlegte, ob er in Anwesenheit des Landwirts seine
Erkenntnisse darlegen sollte. Doch Walda ermunterte ihn mit einem Kopfnicken,
dies zu tun.
    »Die Kollegen sagen, es muss eine enorme
Hitze gewesen sein«, begann er und spielte dabei mit einem Kugelschreiber. »Schlimmer,
als vom Blitz getroffen, meinen sie.«
    Walda hörte mit verengten Augenbrauen zu.
    »Es scheint klar zu sein: Mit Benzin
übergossen und angezündet«, erklärte der engagierte junge Mann, »der Kanister
lässt keinen Zweifel aufkommen.«
    Der Landwirt holte entsetzt tief Luft.
    »Irgendetwas gefunden?«, hakte Walda nach.
    Linkohr nickte. »Soweit man die verkohlten
Knochenreste überblicken kann, nur ein einziges Schmuckstück. Eine goldene
Kette – mit einer Art kleiner Weltkugel dran. Das ist alles. Vielleicht finden
die Ulmer noch was.« Die sterblichen Überreste von dem, was einmal ein Mensch
gewesen ist, wurden sorgfältig eingesammelt und zur genauen Analyse nach Ulm
gebracht.
    Draußen erstrahlte ein heller
Halogenscheinwerfer und hüllte die Umgebung des Kombis in ein gleißendes Licht.
Inzwischen war die Dämmerung bereits weit fortgeschritten.
    »Und das Fahrzeug?«, wollte Walda wissen.
    »Sie versuchen gerade, über die
Fahrgestellnummer den Eigentümer ausfindig zu machen. Drin im Wagen ist nichts,
was uns weiterhelfen könnte. Auch kein Serviceheft, nicht mal unter der
Motorhaube ein Hinweis auf den nächsten Ölwechsel.«
    Waldas Gesichtsausdruck wurde ernst. Nach
einer kurzen Pause fügte der junge Mann hinzu: »Was allerdings ein bisschen
rätselhaft ist, ist die Sache mit dem Kanister. Wir finden den
Schraubverschluss nicht.«
    »Ach …«, machte Walda und kniff die Lippen
zusammen, um dann zu entscheiden: »Wir müssen ohnehin das Gelände weiträumig
absuchen. Reifenspuren, Schuhabdrücke vielleicht.«
    Linkohr war noch nicht fertig. »Dann ist
da noch etwas«, machte er voller Tatendrang weiter: »Bei den Kollegen vorne an
der Straße hat sich ein Mann gemeldet, ein etwas wundersamer Typ, wie sie
sagen. d er will vorige Nacht was
Merkwürdiges bemerkt haben und will unbedingt mit dem Chef hier sprechen, mit
Ihnen also.«
    Walda lehnte sich zurück. »Und was hat er
bemerkt?«
    »Einen Lichtblitz, sagt er. Kurz nach
Mitternacht, einen Blitz«, berichtete der junge Kriminalist und wiederholte, um
es zu verdeutlichen: »Einen Blitz wie aus heiterem Himmel, sagt er.«
    Der Chef überlegte kurz: »Lassen Sie ihn
herbringen.«

5
     
    Auch rund 400 Kilometer südlich, jenseits der Alpen, im Tessin,
war inzwischen die Nacht hereingebrochen. Jens Vollmer, der Ulmer
Physik-Student, dem der Amerikaner George Armstrong einen gut dotierten Job in
Aussicht gestellt hatte, ohne sich konkret zu äußern, war nach dem Gespräch
hinab zur Uferstraße gegangen, wo das Leben pulsierte und ihm eine kühle Brise
entgegenstrich. Draußen auf dem Luganer See spiegelten sich die Lichter der geschwungenen
Promenade, die sich bis hinüber nach Paradiso zog, an den Fuß des San
Salvatore, der den Glanz des Tages verloren hatte und sich jetzt dunkel vom
helleren Nachthimmel abhob.
    Vollmer war gegenüber der
Schiffsanlegestelle in eine Pizzeria gegangen, hatte sich allein an ein kleines
Tischchen gesetzt und eine Lasagne bestellt, die ihm, dem sparsamen Schwaben,
sündhaft teuer erschien. Er nahm einen Schluck Rotwein und versuchte,

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