Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
Wohnzimmer, um nach dem
Wetter zu schauen. War ziemlich stark bewölkt. Ich steh zunächst am Fenster und
hab mich dann in den Sessel gesetzt. Der Vorhang war zurückgezogen und das
Licht gelöscht.« Willings rechtes Augenlid zuckte nervös. »Ja, Sie müssen
wissen, dass ich fast die ganze Anhöhe überblicken kann. Ich seh das rote
Blinklicht dieser Anlage hier und auch die Scheinwerfer der Autos, wenn sie
dran vorbeikommen.«
    Der Kommissar nickte stumm.
    »Ja, und dann war da plötzlich dieser
grelle Blitz«, berichtete der hagere Mann weiter, während sein rechtes Augenlid
nun immer häufiger zuckte.
    »Ein Blitz?«, wiederholte Walda mit
gewissem Zweifel in der Stimme.
    »Ja, so sah’s zumindest aus. Ein
gewaltiger Lichtblitz, aber nicht aus den Wolken, wie bei einem Gewitter,
sondern wie aus der Erde«, er überlegte, »oder aus dem Nichts, aus der Luft.
Als wär ein gewaltiges Halogenlicht in meine Richtung gerichtet gewesen und nur
für einen kurzen Moment aufgeflammt.«
    Walda sah seinem nervösen Gegenüber in die
Augen. »Und dies war hier oben – aus Ihrem Blickwinkel betrachtet?«
    Willing nickte heftig.
    »Und ein Geräusch?«, schaltete sich jetzt
Linkohr ein, »gab’s denn einen Donner?«
    Willing schüttelte den Kopf. »Nichts,
keinen Donner, keinen Qualm, nichts. Absolut still. Es war wie ein Spuk.«
    »Kann es auch ein Feuer gewesen sein, ein
explosionsartig aufgeflammtes Feuer?«, zeigte sich Walda interessiert.
    Der Befragte zuckte mit den Schultern. »Glaub
ich nicht. Dazu war’s viel zu hell, grell, wie ein Blitz. Keine Flammen, die
wären rötlich gewesen – und außerdem war’s sofort wieder dunkel. Das war nur
der Bruchteil einer Sekunde.«
    Willing blickte ratlos. Den kurzen Moment
des Schweigens brach der Kriminalist mit einer ganz anderen Frage: »Und Sie?«,
wollte er wissen, »Sie sind danach wieder zu Bett gegangen?«
    Willing stutzte über diese Frage. »Ja, was
sonst …?«
    »Sie waren nicht aufgewühlt von dem, was
Sie gesehen haben? Hatten Sie nicht das Bedürfnis mit i hrer Partnerin zu sprechen« fragte Linkohr staunend und
glaubte zu spüren, wie der Mann immer aufgeregter wurde. Dazu bestand eigentlich
gar kein Grund, nachdem er sich doch jetzt alles von der Seele geredet hatte,
was ihn bedrückt hatte. »Mit Ellen?«, fragte Willing verwundert und meinte
seine Partnerin. »Nein, die schläft sowieso oben, müssen Sie wissen. Und mich
hat dann die Müdigkeit übermannt.«
    Die drei Männer schwiegen für einen
Moment, bis sich Walda die Personalien des Mannes geben ließ und ihm mit einer
raschen Verabschiedung zu verstehen gab, dass die Vernehmung beendet sei.
    Als Willing hinterm
Mannschaftstransportwagen in der Dunkelheit verschwunden war, wagte Linkohr
einen Kommentar: »Hat der nachtgewandelt?«
    Walda holte tief Luft und machte noch ein
paar Notizen auf dem Blatt, auf dem er die Personalien Willings festgehalten
hatte. »Weiß der Kuckuck, was der gesehen hat …«
    »Vielleicht ein Ufo«, meinte Linkohr
spöttisch grinsend.

7
     
    Jens Vollmer sah zunächst die schlanken Beine, die in einer engen
Jeanshose steckten, dann einen ebenso engen Pullover, schließlich die
weiblichen Formen und dann die langen schwarzen Haare. Er war für einen kurzen
Moment nicht in der Lage, etwas zu sagen. Der junge Mann blickte in das
strahlende Lächeln einer gleichaltrigen Frau, deren dunkle Augen weit geöffnet
waren. Er legte sein Besteck beiseite und stand auf: »Ja, bitte?«, stammelte er
fast ein bisschen atemlos, einerseits vom Anblick der Frau, andererseits aus
Verwunderung.
    »Bleiben Sie sitzen«, lächelte sie, ging
um das Tischchen, hängte ihre Handtasche an die Stuhllehne und setzte sich
Vollmer gegenüber. Er nahm ebenfalls wieder Platz und versuchte ein gezwungenes
Lächeln.
    »Kein Grund zur Beunruhigung«, sagte sie
in bestem Hochdeutsch. Dass sie ihn mit »Signore« angeredet hatte, war wohl
eher ein Gag gewesen.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich hier so
einfach auftauche«, fuhr sie fort, ohne das Strahlen zu verlieren, »aber man
hat mir gesagt, dass Sie heute schon mit Mister Armstrong gesprochen haben.«
    Vollmers Überraschung war perfekt. Er
legte sein Besteck auf den Teller und schob ihn zur Seite. Ihm war der Appetit
plötzlich vergangen. Er fragte sich, was für ein Spiel hier gespielt wurde.
    »Ich bin, um ehrlich zu sein, einigermaßen
erstaunt …«, entgegnete der junge Physiker, ohne den Satz beenden zu können.
    Sie gab ihm einen freundschaftlichen

Weitere Kostenlose Bücher