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Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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noch bei den Schafen herumreiten und mich um liebe kleine Lämmer kümmern. Ungebunden und ohne Kinder.«
    Ich machte mir nicht die Mühe, auf ihre Sprüche zu antworten. Larry ist eine großartige Mutter und liebt ihre Kinder genauso wie wir unsere. So sagte ich nur: »Ich bin gespannt, ob du einmal weniger ruppig wirst«, und dann hörten wir ein Auto den Hügel herauf kommen. Ich stürzte hinaus. Endlich kam Tony.
     
    Es war eine großartige Geste von Alastair Smale, seine Tochter mit dem Taxi heimzuschicken, wenn er zu viel zu tun hatte, um sie selbst zu bringen. Im Augenblick gab es für Tony keine Busse und ganz sicher keinen Lieferwagen vom Supermarkt. Das Brummen dieses Autos klang nach viel Geld; offensichtlich war es das beste Taxi von Te Rimu. Als ich zur Gartentüre kam, stürzte Tony aus dem Wagen, ließ die Autotüre offen, kümmerte sich weder um ihr Gepäck noch um das Fahrgeld, sondern stürmte herein, um Larry und mich  zu begrüßen.
    Sie war noch unsere Tony. Wieder daheim und froh darüber.
    Larrys Mark und meine Patience, die noch nicht in die Schule gingen, kamen um das Haus gerannt, als sie das Auto hörten, und stürzten sich auf Tony. Nachdem der Lärm sich gelegt hatte, sagte ich: »Willst du nicht das Taxi bezahlen?«
    Tony lachte. »Das ist kein Taxi, das ist Colin.«
    »Colin?« Meine Freude schlug in Entsetzen um. Tony hatte sich also verlobt, und das war ihr Zukünftiger.
    »Du weißt doch. Colin Manson. Hat eine Farm auf der anderen Seite von Tiri. Du hast ihn sicher schon mal gesehen!«
    Ich nahm mich zusammen. Nur ein Nachbar, der sie mitgenommen hatte. »Nein, ich glaub’ nicht.«
    »Er traf uns in Te Rimu, als Daddy gerade ein Taxi rufen wollte, um mich heimzuschicken. Er sagte, er fahre sowieso vorbei und könne mich mitnehmen. Sollten wir ihm nicht einen Drink anbieten? Daddy hat mir einen fabelhaften Wodka für Paul mitgegeben.«
    »Selbstverständlich!« Es sollte fröhlich klingen, aber ich war es nicht. Ich erinnerte mich nun an den Namen. Einer der neuen Siedler, die vor etwa einem Jahr gekommen waren, unverheiratet, jünger als unsere Männer und offensichtlich mit viel Geld. Alle Leute sagten, er sei charmant, aber ich hatte ihn einmal kurz im Laden getroffen, und er schien mir damals ein sehr erfahrener junger Mann mit scharfer Zunge und unruhigen Augen.
    Und jetzt hatte er Tony heimgebracht und holte gerade ihr Gepäck aus dem Auto. Natürlich mußte ich ihn ins Haus bitten. Warum nur hatte Alastair Smale seine Tochter nicht mit dem Taxi heimgeschickt?
    Ich begrüßte ihn und heuchelte Entzücken: »Wie nett von Ihnen, daß Sie Tony mitgenommen haben!«
    Es fiel nicht schwer, freundlich zu ihm zu sein. Colin Manson konnte wirklich reizend sein, und er war es zu mir, wegen Tony. Noch bevor wir ins Haus gingen, waren Christopher und Christina, unsere beiden älteren Kinder, in den Hof geritten. Sie kamen aus der kleinen Backblock-Schule, in die sie nun glücklicherweise gingen. Sie verehrten Tony sehr und nahmen sie gleich in Beschlag, so daß auch der hinreißendste junge Mann keine Aussichten mehr gehabt hätte, von ihr beachtet zu werden. Colin resignierte und wandte höflich seine Aufmerksamkeit Larry und mir zu. Ich merkte, daß ich zu viel redete; wenn ich verlegen bin, mache ich das immer. Als wir einmal kurz allein waren, sagte Larry zu mir: »Susan, du bist ausgesprochen überschwenglich zu ihm. Also weiß ich, daß du ihn nicht magst, aber entschlossen bist, dir nichts anmerken zu lassen. Reg dich nicht auf! Er ist zu alt für Tony.«
    Sie brachten gerade mit viel Lärm und Gelächter das Gepäck herein, so daß ich nur noch erwidern konnte: »Zu alt? Norman Craig war vierundvierzig!«, und ich war gekränkt, als Larry lachte.
    Aber ich ärgerte mich auch über meine Albernheit. Wie die schlimmste aufgeregte Mutti. Colin war nicht der schlechteste: Er hatte ausgezeichnete Umgangsformen, besaß Humor, sah aufregend gut aus und lebte in guten Verhältnissen. Claudia hätte sich gefreut.
    Und Tony? Sie sah bezaubernd aus in dem neuen Kleid, das ihr Vater wieder einmal so nebenbei für sie gekauft hatte. Ihre früher so wirren kastanienbraunen Locken waren modisch frisiert, und ihre braunen Augen schienen tiefer und sanfter denn je. Aber die größte Anziehungskraft lag in ihrem kleinen Gesicht, in dem alles ein klein wenig nach oben geschwungen war, die Augen, die Stupsnase, der weiche, volle Mund. Ein vollkommen anderes Bild als das schlecht gekleidete, einsame

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