Truthahn um zwölf
genauso gut mit sechsen fahren könne wie mit vieren — was bewies, wie wenig er davon verstand.
Ich holte Bertie ab, der dankbar für diese Gelegenheit zum Einkaufen war und lauter unpraktische Vorschläge für die Geschenke machte. Bald kam heraus, daß er wirklich gehen und seinen Beruf aufgeben würde.
Mühsam verbarg ich meine Freude und sagte: »Aber warum haben wir das nicht gewußt? Wir hätten Ihnen eine Abschiedsparty gegeben«, denn das tun wir liebend gerne in den Backblocks. Abschied wird lieber gefeiert als Willkommen, und Begräbnisse sind beliebter als Taufen.
Bertie bekam einen roten Kopf und murmelte, daß er den Schulausschuß extra gebeten hätte, nichts zu erzählen; er wolle keine Abschiedsparty und werde sich bei der Weihnachtsfeier von seinen Schülern verabschieden. »Ich hab’ das Gefühl, Mrs. Russell, daß ich hier nicht sehr erfolgreich gewesen bin«, sagte er demütig, und ich beeilte mich zu fragen, was er nun tun werde.
Er sagte zurückhaltend, daß er ein Mädchen heiraten werde, dessen Vater ein »großes Warenhaus« hätte, wie er es nannte, und nur schwer Leute für sein Büro bekäme. Er war auf der Handelsschule gewesen, bevor er Lehrer wurde und würde nun bald eine »leitende Stellung« einnehmen.
Das freute mich für Bertie. Man konnte sehen, daß er fort und die Backblocks so schnell wie möglich vergessen wollte. Er würde den ganzen Tag zufrieden in seinem Büro sitzen und nie mehr an die unglücklichen Zeiten denken, als die großen Kinder ihm nicht gehorchten und die kleinen während der Schulzeit verschwanden und nicht wiederkamen, als Inspektoren ziemlich unhöflich waren und er sich als Versager fühlte.
Diesen Freitag abend in der Stadt werde ich nie vergessen. Der Verkehr war fürchterlich und das Parken ein Problem. Es war auch heller Wahnsinn, am vorletzten Freitag vor Weihnachten abends in die Stadt zu fahren. Wir bahnten uns einen Weg durch die Menschenmengen auf der Straße bis zu einem großen Kaufhaus, und als wir dort waren, hatte ich bereits ein Stadium erreicht, in dem mir sämtliche Geschenke restlos egal waren.
Das Kaufhaus war überfüllt, und Bertie gelang es nicht einmal, sich hineinzudrängen. Ich hatte mehr Erfolg, ich tauchte unter Ellbogen durch, lauerte auf eine Lücke in der Menge, durch die ich schlüpfen konnte, quetschte mich zwischen entrüsteten Paaren hindurch und verschaffte mir endlich die Aufmerksamkeit eines jungen Verkäufers, der vollkommen erschöpft war.
»Ich hab’ hier die Liste für eine Schule. Eine ganze Menge Spielsachen, aber es wird nicht lange dauern.«
Aber sofort wurde er von meiner Seite weggezerrt und ein dicker Mann sagte heftig: »Halt, nichts da! Ich komm dran. Sie müssen mir zeigen, wie dieses Lastauto funktioniert.«
Das dauerte einige Zeit, und dann gelang es einer Frau, sich auf den Verkäufer zu stürzen und ihm eine lange Geschichte von einem Spielzeug zu erzählen, daß sie gekauft hatte und das ihr nicht gefiel und das sie unbedingt umtauschen wollte. Während ich wartete, hielt ich immer Ausschau nach Bertie. Er hätte nun wirklich genug Zeit gehabt, sich zu mir durchzukämpfen.
Endlich erspähte ich sein verzweifeltes Gesicht, er war zwischen einer dicken Frau mit Regenschirm und einer jüngeren mit einem Kind auf dem Arm eingekeilt. Die dicke Frau stieß ihn anscheinend immer mit dem Regenschirm, und das Baby zog an seiner Krawatte und erdrosselte ihn fast. Er sah so verstört und und hilflos aus wie ein verschrecktes Kaninchen. In diesem Moment wandte sich der Verkäufer endlich mir zu.
Ich sagte: »Können Sie dafür sorgen, daß der Herr da drüben zu mir kommen kann? Ich brauche seine Hilfe«, und der junge Mann warf mir einen verzweifelten Blick zu und schrie: »Lassen Sie den Herrn da bitte durch! Seine Frau wartet hier auf ihn!«
Um ein Haar hätte ich wütend protestiert. Ich war bereit, Bertie unter den größten Schwierigkeiten in die Stadt zu bringen, seinem Gejammere zuzuhören, neunmal um den Häuserblock zu fahren, um eine winzige Parklücke zu finden, mich durch die Menge zu kämpfen, um diese verflixten Geschenke zu kaufen, aber ich ließ es mir nicht gefallen, daß man mich seine Frau nannte. Und in diesem Moment sah ich Ursula.
Sie kam gerade aus dem Ausstellungsraum und war so ungefähr der letzte Mensch, den ich in so einem Geschäft zu treffen erwartet hätte. Sie gehörte nicht in Kaufhäuser, und man sah es ihr auch an. Aber sie war hier, ruhig und beherrscht,
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