Truthahn um zwölf
unterhielten uns die nächste halbe Stunde recht angeregt.
Als ich Larry das alles berichtete, sagte sie: »Du bist so selten boshaft, Susan, deshalb freut es mich, daß du ihr gesagt hast, sie wolle nur das Beste. Sicher weiß sogar Ursula, wie schrecklich Leute sind, die immer nur das Beste wollen. So steht das also. Auch gut. Dir hat das ja nie gepaßt, jetzt freu dich und mach dir keine Gedanken.«
»Tu’ ich auch nicht, nur ...«
»Susan, wenn du jetzt auch noch deinen Humor verlierst wie Paul, dann werd’ ich verrückt. Ich stecke wegen Weihnachten bis über den Hals in Schulden, aber ich wette mit dir zehn Schilling, daß es Tony völlig egal ist, und wenn Colin sich auch mit einem Dutzend hübscher Catherines verlobt. Sie wird lachen und einen anderen Flirt anfangen, wahrscheinlich mit Peter — obwohl sie da ganz schön zu tun hätte.«
Und dann ging sie in die Speisekammer und betrachtete mit Bedauern die beiden großen Truthähne, die Paul geschossen hatte.
»Ich nehme den einen mit, und du kümmerst dich um den anderen. Abscheuliche Viecher, aber sie sind eben unser Beitrag, denn der Colonel hat alles so verteilt, daß er für Schinken und Zunge sorgt — oder besser gesagt, Mrs. Evans — und Miss Adams das Roastbeef mitbringt. Obstsalat und Eis teilen wir noch untereinander auf, und Mrs. Evans schickt, wie gewöhnlich, den Plumpudding. Weihnachten wird vielleicht trotz allem gar nicht so schlimm. Und mit Tony ist schon alles in Ordnung.«
Es sah jedenfalls so aus, als ich am nächsten Tag nach Tiri hinunterkam. Sie hatte viel zu tun, war vergnügt und platzte fast vor Neugier auf Calebs Schreinerei. »Er hat früh und spät dort gearbeitet und tut schrecklich geheimnisvoll. Es ist nicht für Annabella, denn er hat gestern zwei Räder gekauft von einem Mann, der ein altes Auto ausschlachtet, und könnt ihr euch Annabella auf Rädern vorstellen?«
Bevor ich ging, wurde das Geheimnis gelüftet. Caleb kam herein und fragte uns sehr schüchtern, ob wir seine »kleine Überraschung« sehen wollten.
Und es war eine Überraschung — ein großer Anhänger, den er als Weihnachtsgeschenk für Miss Adams gebaut hatte. Tony war entzückt. »O Caleb, genau das, was wir brauchen! Wir können doppelt so viel mitnehmen, wenn wir den an den Lieferwagen hängen. Sie sind wirklich klug!«
Ich aber war bestürzt. Sicherlich war es ein herrlicher Anhänger, groß und sehr sorgfältig gebaut, aber wie wollte er ihn aus dem Schuppen herausbringen? Die Türe war schmal, der Anhänger breit. Ich konnte gerade noch stammeln: »Ein wunderbares Geschenk«, als wir draußen jemand rufen hörten und Colin auftauchte.
»Eine schöne Art, ein Geschäft zu führen! Die Kunden schlagen Krach — zumindest dieser hier; niemand paßt auf die Sachen im Laden auf, ich will mich bei der Geschäftsleitung beschweren — und die ganze Belegschaft ist hier und starrt irgend etwas an. Was gibt es denn Aufregendes, Tony?«
»Schau nur, was Caleb da ganz allein gebaut hat! Ein Geschenk für Tantchen. Ist er nicht wunderschön?«
»Schon, aber wie steht es mit dem Geschäft? Ich bin nicht der einzige Leidtragende. Peter Anstruther kam, als ich gerade auf die Suche nach euch ging. Hier ist er.«
In diesem Moment erschien Peter und betrachtete anerkennend den Anhänger. Ich sah ihn einen Blick auf die Tür werfen und wußte, daß er den Fehler bemerkt hatte, den der arme Caleb gemacht hatte, aber gerade da brach Colin in lautes Lachen aus.
»Caleb, mein Bester, es ist ein verdammt guter Anhänger, aber wie wollen Sie ihn hinausbringen?«
Caleb verstand ihn nicht. »Er ist ein Weihnachtsgeschenk für Miss Adams, und deshalb hab’ ich ihn versteckt«, begann er, und dann blickte er betroffen auf die schmale Türe. Es war ein fürchterlicher Augenblick, und keiner wagte den anderen anzuschauen, außer Colin, der sich köstlich amüsierte und das auch zeigte. Ich hatte eine Wut auf ihn; es war gemein, über die Ratlosigkeit des alten Mannes zu lachen.
Caleb sagte langsam und verzweifelt: »Daran hab’ ich nie gedacht. Der Platz war so gut zum Arbeiten. Niemand konnte mich stören.«
Colin sagte: »Und ich fürchte, hier drin wird er bleiben. Der Anhänger, der sich nicht anhängen ließ!«
Tony fuhr ihn wütend an: »Wie klug du bist! Vermutlich hast du noch nie in deinem Leben einen Fehler gemacht.«
»So einen bestimmt nicht. So was gelingt nicht jedem.«
Mir war seine Überlegenheit höchst unsympatisch, aber Peter rettete die
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