Truthahn um zwölf
die unser Nachwuchs in der Stadt tragen sollte, und überließen den Rest den Vätern. Wir hatten genug zu tun, das Schlachtfeld in der Schule aufzuräumen. Während wir welke Blumen hinauswarfen, das Geschirr sortierten und das meiste noch einmal abspülten, sagte Larry schlecht gelaunt: »Jetzt könnte Ursula sich wirklich nützlich machen. Sie hat gestern abend lange genug alle herumkommandiert und damit angegeben, daß wir ohne sie gar keine Geschenke bekommen hätten.«
»Das stimmt. Sie erzählte Alison, daß die arme Susan ihr Bestes tat, aber einfach nicht mit den Verkäufern fertig werden konnte.«
Larry lachte. »Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als ich ihr erzählte, daß die Männer die Kinder heute in die Stadt mitnehmen. >Aber doch nicht allein?< fragte sie. >Aber was passiert, wenn die Mädchen auf die Toilette müssen?<«
»Und was hast du gesagt?«
»Daß es schon komisch wäre, wenn Paul und Tim und Sam über gewisse Tatsachen noch nicht Bescheid wüßten. Sie erwiderte: >Aber es geht nicht ohne eine Frau! Soll ich ihnen nicht helfen?<«
»Hoffentlich hast du sie nicht davon abgehalten. Ich hätte mit Vergnügen zugeschaut, wie sie sich mit Ursula und den sechs Kindern auf den Weg machen.«
»Ich hab’ sie auch nicht abgehalten, sondern Paul. Ich weiß nicht recht, aber seit der Geschichte mit dem Eis ist er nicht mehr so begeistert von ihr. Jedenfalls schaffte er es, ohne sie zu beleidigen, denn ich hörte gleich darauf ihr kurzes, wieherndes Lachen, und sie sagte zu ein paar Leuten: >Die Väter in Neuseeland sind einfach wunderbar.<«
Als wir fertig waren, schlichen wir müde heim, tranken Tee und genossen die Ruhe im Haus. Larry sagte unbehaglich, sie hoffe, daß die Kinder sich anständig benähmen, denn es war das erste Mal, daß die Männer sie allein in die Stadt mitgenommen hatten.
Als sie abends um acht wiederkamen, merkte ich sofort, daß sie so etwas sicher nicht noch einmal tun würden. So müde war Paul sonst nicht einmal, wenn er den ganzen Tag bei den Schafen gearbeitet hatte. Christopher war blaß, und es war ihm auf der Heimfahrt zweimal schlecht geworden, und Patience war so klebrig, daß ich sie nur mit Mühe vom Rücksitz herunterbrachte. Sie wollten beide keinen Tee mehr, und Paul sagte mit leisem Stöhnen: »Ich lieber auch nicht. Sie haben ununterbrochen gegessen. Mein Gott, was für ein Tag!«
Als ich die Kinder ins Bett gebracht und meinem Mann einen Schnaps gegeben hatte, erfuhr ich ein paar Einzelheiten. Den Rest hörte ich von den Kindern selbst, und von Larry und Anne.
Sie waren früh aufgebrochen, und die Kinder hatten ordentlich ausgesehen in den Sachen, die wir bereitgelegt hatten.
Sie hatten die Kinder nach unserem Vorschlag aufgeteilt, Paul hatte den einen Teil in sein Auto gepackt, und Tim und Sam den Rest.
»Aber irgendwie kamen sie durcheinander. Wir hielten bei der Farm von Atkins, um eine Decke mitzunehmen, die ich ihm geliehen hatte, und Tim pumpte einen Hinterreifen auf. Als wir wieder losfuhren, hatte ich plötzlich beide Zwillinge im Auto.«
»Aber ihr müßt doch gemerkt haben, daß sie die Plätze getauscht hatten?«
Paul hatte ein schlechtes Gewissen. »Wir unterhielten uns mit Atkins. Er hat eines von diesen neuen Dingern, mit denen man Krankheitserreger im Gras feststellen kann, und...«
»Ach so, wenn ihr geschwätzt habt...«
Paul sagte würdevoll, daß man so was nicht Geschwätz nennen könne, und daß, wenn Kinder immer folgen würden, und so weiter ...
Die Fahrt in die Stadt war ein Alptraum für Paul gewesen. »Wie kann man bei so einem Verkehr auch noch auf Kinder aufpassen? Sie waren überall, kletterten in dem Moment nach vorn, als ein Polizist vorbei kam, rauften auf dem Rücksitz und stießen mich immer dann, wenn eine heikle Stelle kam. Bei den anderen war es nicht so schlimm. Sie waren ja zu zweit.«
»Du Ärmster. Du hättest Ursulas Angebot annehmen sollen.«
Er warf mir einen beleidigenden Blick zu und fuhr fort: »Und als wir dann in der Stadt waren, verschwanden die Zwillinge. Sie waren auf einmal weg. Ich verstehe nicht, wie Kinder das fertigbringen.«
»Teils Übung, teils eine Art Hexerei. Waren sie lange weg?«
»Nein, leider. Wir fanden sie bei Woolworth, wo sie sich gerade mit Süßigkeiten vollstopften.«
»Ist auch dumm, ihnen Geld zu geben.«
»Haben wir auch nicht. Sie hatten keinen Pfennig.«
»Du meinst — sie haben die Süßigkeiten geklaut?«
»Muß wohl so sein, denn niemand hat ihnen
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