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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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mehr als Verständnis!) und schrieb mit deutlichen Buchstaben das Rezept für den Strudelteig auf.
    „Die Mengenangaben müssen Sie noch umrechnen“, bemerkte ich, während ich ihr den Zettel hinschob. „Geht aber ganz leicht übers Internet.“
    „Leben Sie hier in L.A?“, fragte Linda plötzlich und beäugte mich, als ob mir diese Tatsache ein völlig anderes Aussehen verleihen würde.
    „Nein“, sagte ich, „ich bin Tourist und....”
    „Woher kommen Sie?“, wollte sie wissen, diesmal fast geschäftsmäßig.
    „Ich komme aus Deutschland“, antwortete ich, verblüfft über den Ton ihrer Frage. „Ich mache eine Auszeit, ein Sabbatjahr, wenn Sie so wollen, reise ein bisschen umher. Zuletzt war ich ein paar Wochen in Indien.“
    „Indien! Was haben Sie denn in Indien gemacht?“
    „Ich war in einem Kloster, in einem Ashram... und hab mich...na ja...zurück gezogen...das heißt, ein vierwöchiges Schweigeseminar mitgemacht. Hat gut getan.”
    „Ein Schweigeseminar? Heißt das, Sie haben vier Wochen lang nichts gesprochen?“
    „Nein, nicht ein Wort – kein Fernsehen, kein Radio...und um es gleich vorwegzunehmen: Ich hab auch nichts vermisst. Von mir aus hätte das ewig so weitergehen können.“
    „Aber warum tun Sie so was?“, fragte Linda völlig verständnislos.
    „Weil...es gut tut“, sagte ich unbeholfen. Einer typischen Amerikanerin, mit Fernsehgerät in der Küche und „Good Morning America“ zum Frühstück war der Genuss und Effekt von vier Wochen Schweigen schwer zu erklären.
    „Aber... aber... was haben Sie gemacht, wenn jemand Sie angesprochen hat?“, fragte sie auch einigermaßen verdattert.
    „Das hat keiner. Das ganze Kloster hat geschwiegen. Es war unglaublich still. Und unglaublich schön.“
    Linda blickte zu den Leuten an der Kasse hinüber. Ich kannte solche Reaktionen nur zu gut. Selbst oder gerade im 21. Jahrhundert ist man ein Freak, wenn man dem immer hektischeren Geplapper der Umwelt nicht folgen wollte. Aber ich hatte wohl Lindas Gedanken falsch gedeutet, denn als sie mir ihren Blick wieder zuwandte, sah sie fast ...ja...aufregt aus.
    „Und Sie haben Kinder?“, fragte sie überbordend und völlig zusammenhanglos.
    „Ja, zwei, sie studieren beide. Gelegenheit für mich, diese Reise zu machen...Sie wissen schon… nach all den Jahren, die man brav zu Hause verbringt, brauchte ich Tapetenwechsel. Mein Mann ist geschäftlich gebunden, und so hab ich mich entschlossen, diesen Trip allein zu machen.“
    Das war eigentlich viel mehr, als ich hatte sagen wollen, aber Linda wirkte so ehrlich und offen und dem wollte ich keinen Riegel vorschieben.
    „Wie lange wollen Sie denn unterwegs sein?“, bohrte sie weiter.
    „Maximal ein halbes Jahr...“, sagte ich. „Für länger reicht mein Visum nicht.”
    „Ein halbes Jahr! Das ist lang...lange für eine Beziehung... und teuer... ich meine, das muss man sich ja alles leisten können... die Hotels, den Transport...und so...“
    Sie wurde rot, was ich sehr süß fand – es gibt so wenige, die noch erröten... die wegen Kleinigkeiten erröten... und um ihr die Verlegenheit zu nehmen, lächelte ich sie an und antwortete ebenso offen, wie sie gefragt hatte:
    „Ja, so ein Trip sollte wohl überlegt sein und ich hoffe doch sehr, dass mein Mann die Zeit findet, ein paar Wochen mit mir zu teilen. Aber wir führen eine tolle Beziehung – und wir halten ja Kontakt. Trotzdem - es ist spannend. Nach all den gemeinsamen Jahren und der Fixierung auf die Kinder definiert man sich durch so eine Auszeit irgendwie neu.“
    Linda hörte so aufmerksam zu, als ob sie meine Therapeutin wäre. Dass sie auch feinfühlig war, meinte ich jetzt zu spüren. Sie fragte nicht nach. Stattdessen deutete sie auf meinen I pod, den ich auf dem Tisch liegen hatte, wollte wissen, welche Musik ich hörte, was ich mir in Los Angeles ansehen wolle und was ich beruflich machte. Die beiden letzten Dinge schienen sie besonders zu interessieren und ihre Aufmerksamkeit tat mir komischerweise gut. Ins Detail gehend fragte sie mich Dinge zu meiner Ausbildung, Hobbys und seltsamerweise zu meinen Lesegewohnheiten. Ich erzählte ihr, dass ich gerade versuchte, mich mit der Klassik anzufreunden und verriet ihr, dass Lesen meine Leidenschaft sei. Sie: „Magazine?“ Ich: „Inwiefern Magazine?“ Sie: „Na, Zeitschriften...Boulevardblätter...“
    Nein, erklärte ich ihr, Bücher, was ihr ein für mich unverständliches Grinsen entlockte. Auf ihre Frage nach meinem

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