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TS 15: Der Unheimliche

TS 15: Der Unheimliche

Titel: TS 15: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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von dem Augenblick an, als sie in Washington aus dem Flugzeug stieg. Jetzt saß sie in dem Wagen, der sie zu dem Haus in Maryland hinausbrachte. Sie war sehr erregt.
    „Paul, Mein Bruder war in Savannah!“
    „Bist du mit ihm zusammengekommen?“
    „Nein, natürlich nicht. Ich war lediglich einmal in dem Hotel, in dem er abgestiegen war, und habe dort zu Abend gegessen. Ich habe ihn aber nicht gesehen. Paul, er hat Willis aufgespürt!“
    „Los, erzähle!“
    „Ich bin nicht allein im Wagen. Schau in meine Gedanken, Paul. Sie liegen offen vor dir.“
    Nachdem Paul in ihrem Gedächtnis gelesen hatte, was ihr Bruder über jenen Willis in Erfahrung gebracht hatte, herrschte langes, nachdenkliches Schweigen zwischen ihnen. Der Wagen bog von der asphaltierten Straße in den Kiesweg ein. Erst nachdem er die erste Kontrollstelle passiert hatte, begann Paul erneut zu sprechen.
    „So, das ist also Willis!“
    „Es ekelt einen an. Und ausgerechnet Slater predigt uns Patriotismus!“ Sie war verbittert und verwirrt. „Paul, was sollen wir tun?“
    „Ich weiß es nicht. Noch nicht. Wir müssen warten, bis sich eine Gelegenheit bietet, Slater in die Knie zu zwingen.“
    Der Wagen passierte die zweite Sperre an der Mauer und rollte auf die Zufahrt zum Haus. Martha beschäftigte sich mit einem neuen Gedanken; einem Gedanken, der sie mit wachsender Neugier erfüllte.
    „Paul, was verbirgst du vor mir?“
    „Verbergen? Ich?“
    „Tu nicht so unschuldig. Ich spüre deutlich, daß du irgend was vor mir versteckst. Was ist passiert?“
    „Nichts ist passiert. Jedenfalls nicht in dem Sinne, wie du es meinst.“
    „Warum sagst du es dann nicht?“
    Sie spürte sein warmes Lachen. „Komm herauf und schau selber nach!“
    Sorgsam verbarg er das kleine Kästchen mit dem Ring vor ihren spähenden Gedanken.

 
15. Kapitel
     
    „Sie werden mich niemals fangen, Paul. Ich verspreche es dir.“
    Er wollte sie von seinen Knien schieben. „Ich habe Hunger. Schaubitte nach, warum das Abendessen so lange auf sich warten läßt.“
    Sie klammerte sich an ihn, versuchte, auf seinem Schoß zu bleiben, aber er stand lachend auf. „Geh jetzt! Ich bin schon halb verhungert.“
    Sie kam auf die Füße zu stehen, warf ihm einen zärtlichen Blick zu und ging zur Tür. Ihre ausgestreckte Hand berührte die Klinke. Sie wandte sich noch einmal um. „Paul, ich bin so froh, daß du mich liebst.“
    Und öffnete die Tür.
    Sie zuckte zusammen, stand ein paar Sekunden reglos da, starrte auf den Gang hinaus, starrte jemand an, den Paul nicht sehen konnte. Erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund, und als sie sich zu Paul umwandte, war ihr Gesicht voller Angst.
    „Sei vorsichtig!“ flüsterten seine Gedanken ihr zu. „Du darfst von nichts etwas wissen!“
    „Paul …“ kamen ihre Gedanken.
    „Ja?“
    „Ich bin so froh, Liebling, daß wir uns begegnet sind. Leb’ wohl.“
    Sie verschwand durch die Tür, rücksichtslos beiseite gedrängt von einem großen, schweren Mann, der den Eindruck eisenharter Entschlossenheit machte. Der Fremde war nicht in Uniform, konnte seine militärische Abkunft jedoch nicht verleugnen. Mit einer energischen Bewegung schloß er hinter sich die Tür.
    Paul saß regungslos in seinem Sessel. „Colonel Johns?“
    „Sie scheinen meinen Namen ja bereits zu wissen.“
    „Bitte treten Sie ein. Ich habe nach dem Essen geschickt. Darf ich Sie dazu einladen?“
    „Nein. Es wird auch kein Essen kommen.“
    „Oh?“ Paul lehnte sich im Sessel zurück. „Und warum?“
    „Und warum?“ wiederholte der Colonel zynisch. Er war an der Tür stehengeblieben und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. „Weil ich jetzt die Formalitäten erledigen werde.“ Unter seiner Jacke zog er eine Armeepistole hervor. „Wenn Sie meinen Namen kennen, sollen Sie auch wissen, was Sie in meinen Augen sind: eine Schlange. Ich hasse Schlangen.“ Er hob die Pistole in Augenhöhe und zielte sorgfältig.
    Paul Breen rührte sich nicht. „Ich darf also nichts dazu sagen?“ fragte er ruhig.
    „Nein. Es würde auch nichts mehr ändern.“ Der Finger am Abzug begann sich zu krümmen.
    Paul zuckte mit den Achseln. „Dann tut es mir leid – für Sie! Leben Sie wohl, Colonel Johns.“
    Der Lauf der Pistole, die auf Paul gerichtet war, schwang wie von Geisterhand bewegt herum, zeigte auf das Gesicht des Colonels. Bellend hallte der Schuß von den schalldichten Wänden zurück. Johns massiger Körper krachte gegen die Tür und sackte zusammen.

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