TS 23: Planet YB23
halten Sie die Luft an, Nansen!“ stieß Carnell hervor und blies die Backen auf. „Glauben Sie denn, ich hätte meine Zeit gestohlen? Ich bin gleich da. Warten Sie solange!“
Ehe Nansen etwas entgegnen konnte, wurde der Bildschirm dunkel.
Er schaltete die Anlage ab und betrachtete noch einmal eingehend die Ursache seines ernsten Kummers: Planet YB 23, der nach wie vor einsam und allein seine Bahn um die Sonne zog und nicht daran dachte, sich einfach zu verdoppeln.
Als Carnell den Kontrollraum betrat, hatte sich Nansen endgültig damit abgefunden, doch einer Täuschung zum Opfer gefallen zu sein. Es würde wohl das Beste sein, das zu glauben. Obwohl – so gestand sich Nansen ein – ein kleiner Zweifel blieb.
Vielleicht war es doch …
„Nun, Nansen? Sie sehen so nachdenklich aus. Was passiert?“
Der Navigator schüttelte energisch den Kopf.
„Nichts! Was soll schon passiert sein? Meinen Sie, die ausgestorbenen Pharaonen dort unten hätten nur auf uns gewartet, um uns etwas vorzuzaubern?“
Aber Carnell blieb ernst.
„Ich habe so das ungute Gefühl, als würde Ihnen das Scherzen noch vergehen, lieber Nansen. Passen Sie mal auf, welche Überraschungen YB 23 noch für uns bereit hält.“
„Haben Sie einen Grund zu dieser erstaunlichen Annahme?“
„Einen Grund eigentlich nicht, wenn ich ehrlich sein soll, aber eine Ahnung. Ausgestorbene Zivilisationen sind mir stets unheimlicher gewesen als alle von den gräßlichsten Ungeheuern bevölkerten Planeten. Und dieser YB 23 hatte zweifellos eine recht fortgeschrittene Zivilisation, darüber sind wir uns ja wohl einig. Es sollte mich nicht wundern, wenn wir noch unsere Überraschungen erleben.“
Nansen nickte, um gleich darauf den Kopf zu schütteln.
„Sie sehen zu schwarz, Captain“, sagte er überzeugend. „Wenn dort unten etwas wäre, so hätte ich sicherlich in den vergangenen Stunden etwas feststellen können.“
Carnell warf ihm einen kurzen Blick zu, dann empfahl er:
„Gehen Sie schlafen, Nansen. Ich werde Sie wecken, wenn es soweit ist. In der Zwischenzeit hole ich die ersten Ergebnisse der einzelnen Untersuchungsabteilungen ein. Die Zusammenstellung sollte eigentlich ein recht vollkommenes Bild von der Welt ergeben, auf der wir morgen landen werden.“
Der Norweger grüßte und verschwand.
Niemand begegnete ihm auf dem Gang, worüber er eigentlich sehr froh war. Denn er konnte sich nicht sicher sein, ob er dichtgehalten hätte. Mit Jane Hopkins z. B. hätte man sicherlich über die Erscheinung sprechen können, ohne daß sie einen gleich ausgelacht hätte. Aber an ihre Kabine klopfen wollte er auch nicht. Vielleicht war gerade dieser verdammte Held bei ihr, und der sollte doch bloß nicht denken, er, Nansen, wolle das gleiche wie er von Jane …
Eine Sekunde lang blieb er vor Janes Kabinentür stehen, aber kein Laut drang heraus auf den Korridor. Mit zerfurchter Stirn schritt Nansen weiter und verschwand in seinem eigenen, winzigen Reich.
Voller Galgenhumor grinste er.
Hier konnte er doppelt sehen, so lange er das wollte.
Dann verging ihm das Grinsen mit einem Schlag.
Jane saß nur in einfacher Ausführung auf seinem Bett und sah ihm erwartungsvoll entgegen.
Nansen schnappte sichtlich erschüttert nach Luft.
„Sie, Miss Hopkins? Sie in meiner Kabine? Was würde denn Held sagen, wenn er das wüßte?“
Das Mädchen winkte lässig ab.
„Lassen Sie das nur meine Sorge sein, Nansen. Ich glaube, er hat schon genügend Vertrauen zu mir, um zu wissen, daß ich ruhig in die Kabinen anderer Herren gehen kann, ohne gleich sämtliche Begriffe der Moral und die Betten durcheinander zu bringen. Setzen Sie sich erst einmal und beruhigen Sie sich. Und gleichzeitig vertreiben Sie irgendwelche Hoffnungen aus Ihrer schwarzen Seele, die mein Erscheinen vielleicht hervorgerufen haben sollte. Wenn Sie dann ganz ruhig geworden sind, sagen Sie Bescheid. Dann können wir nämlich mit unserer Unterhaltung beginnen. Einverstanden, Fred?“
Er nickte ergriffen und sank auf den einzigen Stuhl. Es schien selbstverständlich, daß Jane sich auf das weichere Bett gesetzt hatte. Diese Handlungsweise berechtigte also keineswegs zu den soeben zitierten Hoffnungen, die Nansen sich nicht machen sollte. Nun, das hatte Nansen auch nicht getan.
Ganz tief in seinem Innern wußte er, daß seine Chancen bei dem hübschen Mädchen gleich Null waren; das aber hielt ihn nicht davon ab, Held – wann immer es auch möglich war – in die Quere zu kommen. Es war
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