TS 23: Planet YB23
auf YB 23 leben, geschah das bereits vor 340 Jahren, ist also ferne Vergangenheit.“
Carnell schüttelte den Kopf.
„Es tut mir leid, aber ich verstehe überhaupt nichts mehr!“
„Ich nehme an, auch General Patterson von der Raumflotte wird es nicht verstehen, Captain. Das Beste wird sein, wenn wir ihm und damit der Welt mitteilen, daß wir einen Planeten mit einer fortgeschrittenen Zivilisation entdeckten. So genau konnte ich auch den Zeitpunkt nicht ermitteln, an dem der Krieg zwischen Erde und YB 23 ausbrach. Es ist durchaus nicht unmöglich, daß er schon vorüber ist.“
Jane Hopkins legte ihre Hand auf Helds Schulter.
„Hören Sie, Max, meinen Sie nicht auch, daß es nun genug ist? Das, was Sie jetzt sagten, ist ausgeschlossen. Die Erde weiß ja noch gar nichts von der Existenz dieser Welt der Treeks, wie kann denn da ein Krieg stattgefunden haben?“
Held lächelte.
„Hat er auch nicht – aber er könnte es, wenn nicht nur YB 23, sondern auch die STAR in die Zukunft versetzt wurde. Gott sei Dank ist das nicht der Fall. Also werden wir unbedingt YB 23 noch entdecken und Verbindung mit den Bewohnern aufnehmen. Nur werden diese Bewohner niemals erfahren, daß sie unsere Nachkommen sind. So, und nun glaube ich, alles aufgeklärt zu haben und bitte, mich bis zur nächsten Wache zurückziehen zu dürfen.“
Da er keine Antwort erhielt, verließ er die Zentrale. Jane folgte ihm unter den protestierenden Blicken Nansens.
„Es ist nicht zu glauben“, bemerkte der Norweger rügend, „wie verdorben die Leute in 400 Jahren sein werden. Ganz abgesehen von ihrer Kaltschnäuzigkeit. Held behauptet, er hätte uns alles erklärt. Ich frage Sie, Ray Carnell: haben Sie das alles begriffen?“
Der Kommandant warf Jules Beaux einen raschen Blick zu, ehe er mit einer überlegenen Geste hinaus in die Unendlichkeit zeigte und meinte:
„Begriffen? Ich möchte wissen, was es da zu begreifen gibt? Sie tun mir leid, Nansen, wirklich leid. Ihr Verständnis für die primitivsten Probleme der Zeitparadoxe ist geradezu erschreckend gering. Jedes Kind begreift doch, was geschehen ist – warum nicht Sie?“
Er sagte es im Brustton der Überzeugung und wandte sich dann verächtlich ab. Bei den Wundern des Alls schien er Trost über soviel Unwissen zu suchen.
Nansen sah Beaux hilfesuchend an. Doch der Franzose zuckte die Schultern und schritt langsam zur Tür.
„Kinderspiel!“ murmelte er laut genug, daß jeder es hören konnte, und verschwand auf dem Gang. Man vernahm noch einige undeutliche Worte, dann nichts mehr.
Nansen folgte ihm, ohne noch einmal das Wort an den Kommandanten zu richten. In seinem tiefsten Innern war er zu Recht davon überzeugt, soeben einer unvorbereiteten Verschwörung zum Opfer gefallen zu sein.
Er wußte, daß er als einziger nicht gelogen hatte.
Denn niemand konnte je die wahren Zusammenhänge begreifen, wenn auch Held versucht hatte, sie einfach als Tatsachen hinzunehmen.
In der Zentrale zurück blieb nur noch Carnell.
Kaum fühlte er sich allein und unbeobachtet, ab sich sein Gesichtsausdruck plötzlich änderte. Ein blitzschnelles Schmunzeln glitt über seine Züge, und er murmelte halblaut:
„Da hätten wir Nansen aber reingelegt – und wie! Er bringt es fertig und glaubt den ganzen Unsinn, den Held verzapfte. Das Etui bekomme ich natürlich zurück, sobald alles aufgeklärt ist.“ Er machte eine kleine Pause, dann setzte er etwas kleinlauter hinzu: „Oder sollte an dem Zeugs doch etwas dran sein? Held treibt doch sonst nicht derartige Scherze! Ja, warum eigentlich sollte es nicht möglich sein, daß eine ganze Welt in die Zukunft versetzt wird und …“
Seine Stimme wurde zu einem Flüstern, und er begann, ganz allmählich einiges von dem zu verstehen, was sich zugetragen hatte. Reglos saß er in seinem Sessel, als die Gewißheit über ihn kam, daß drei Lichtjahre von ihm entfernt soeben innerhalb weniger Stunden die Zeit von 420 Jahren vergangen war.
Währenddessen eilte die STAR weiter durch den Raum, um der Erde die Kunde von dem Auffinden des Planeten YB 23 zu überbringen.
Einer Welt, die bereits vor 400 Jahren entdeckt worden war.
Ende
… und als TERRA-Sonderband 24 erscheint der 2. Roman aus Isaac Asimovs großem Romanzyklus „Der Tausendjahresplan“
Der galaktische General
Hier eine kleine Leseprobe aus diesem Werk, das zur Weltklasse der Science-Fiction-Literatur zählt:
Die Tür summte, und auf einen Pedaldruck des Generals öffnete sie
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