TS 23: Planet YB23
Bildfläche.
Carnell wartete, bis Held das angeforderte Schema sendete.
Im ersten Augenblick sah die Abbildung des zu erforschenden Planeten nicht anders aus als das natürliche Objekt, das unter der STAR im All hing. Dann aber erkannte Carnell die fein eingezeichneten Linien der Umrisse jener Metallblöcke, die unter der Oberfläche verborgen lagen. Die Suchgeräte hatten wirklich ganze Arbeit geleistet!
Carnell drückte auf einen unter dem Schirm angebrachten Knopf und wartete, während sich auf der gewölbten Mattscheibe das Bild des Planeten langsam weiterdrehte. Seitlich öffnete sich ein feiner Schlitz und heraus kam ein Blatt Papier mit der farbigen Reproduktion des Bildes, das genau in dem Augenblick gesendet wurde, da Carnell auf den Knopf gedrückt hatte. Mit dieser Einrichtung war es möglich, jede gewünschte Phase des Fernsehempfanges festzuhalten und reproduzieren zu lassen.
Somit war es Carnell natürlich ein leichtes, eine Gesamtkarte von YB 23 zu erhalten, auf der die Lage der unterirdischen Städte verzeichnet war. Er schickte Held eine kurze Bestätigung und schaltete ab. Aufmerksam und gespannt widmete er sich dann dem Studium der Karte.
Insgesamt schienen es fünf Hauptblöcke zu sein, die symmetrisch um einen sechsten, aber viel kleineren Block gelagert waren. Dieser kleine Block war zweifellos der Mittelpunkt und das Zentrum, allein seine auffällige Lage bewies das eindeutig.
Außerhalb dieses Fünfecks gab es weitere Blöcke, aber ihre Ausmaße waren gering und unbedeutend. Wenn es überhaupt sinnvoll schien, einen der Blöcke zu untersuchen, dann den kleinen Mittelblock des Fünfecks.
Carnell beugte sich tiefer über die Karten.
Zwischen den Blöcken bestand zweifellos eine Verbindung. Eine feine, kaum erkennbare Linie verriet das eindeutig und mit unleugbarer Bestimmtheit. Unterirdische Straßentunnels – was sonst?
Carnells Hochachtung vor den Unbekannten stieg unwillkürlich.
Die Sache begann ihn allmählich brennend zu interessieren …
Anderthalb Stunden später löste Fred Nansen seinen Kommandanten in der Zentrale ab.
„Achten Sie in erster Linie auf irgendwelche Bewegungen und Veränderungen auf der Oberfläche des Planeten. Aber ich kann Ihnen schon jetzt sagen, daß Sie nichts bemerken werden. Das Ding da unten ist so tot wie eine Maus, die zwei Stunden lang in flüssiger Luft gebadet hat. Trotzdem: beobachten! Und wenn Sie auch nur das Geringste bemerken, rufen Sie mich! Kapiert?“
Nansen warf Carnell einen Blick zu, der jeden Menschen mit schwächlicher Konstitution umgeworfen hätte.
„Aber, Boss, für was halten Sie mich denn? Ich bin einer der Intelligentesten an Bord.“
„Das mag schon stimmen, falls Sie nicht etwa die STAR meinen“, gab Carnell lässig zu. „Sie wissen ja, wir habenda noch den Funker Mucheater, den Verwalter der Tonbibliothek. Auch er hält sich für den klügsten aller Menschen, weil er sich in der glücklichen Lage befindet, mehr Schlüsse ziehen zu können als jeder andere an Bord unseres Schiffes. Daß allerdings seine Schlüsse stets falsch und unlogisch sind, stört ihn nicht. Hauptsache, er kommt sich klug und weise vor. Das Gefühl allein genügt, sich so überlegen den andern gegenüber zu fühlen, daß man ihn nicht ernst nimmt. Das kann man ohnehin nicht, da er nur Unsinn im Kopf hat, wenn er nicht gerade arbeitet. Vielleicht aber ist diese eingebildete Klugheit, die von Mucheater prompt mit dem Begriff der Bauernschläue verwechselt wird, nichts anderes als der Eindruck eines unüberwindlichen Komplexes …“
„Minderwertigkeit!“ sagte Fred Nansen tiefsinnig.
„Wie bitte?“ machte Carnell verblüfft. „Nein, das wollte ich nicht gerade sagen, obwohl sein Charakter …“
„Nein, ich meinte: Minderwertigkeitskomplex!“
„Hm, ja, das könnte sein. Aber: wie kamen wir überhaupt auf diesen Mucheater?“
„Wir sprachen über meine Intelligenz“, erinnerte ihn Nansen.
Carnell grinste.
„Sie wandeln in den Fußstapfen unseres Phonoakrobaten, mein Lieber. Ich persönlich halte immer die Menschen für die wahrhaft Dümmsten, die sich selbst das Urteil einer hervorragenden Intelligenz ausstellen. Im übrigen habe ich Mucheater einige Kleinigkeiten geliehen und niemals zurückbekommen. Er behauptet einfach, sie seien sein Eigentum.“
„Was?“ verwunderte sich Nansen nicht ohne Genugtuung. „Sie auch? Stellen Sie sich vor: ich zeigte ihm einmal das Foto meiner Braut. Was meinen Sie, was er tat? Nahm mir das
Weitere Kostenlose Bücher