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TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

Titel: TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milton Lesser
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Raum, um ihn auszunützen, selbst wenn sie das gewollt hätte. Jetzt, als sie alles andere als das wollte, verursachte er ihr Schwierigkeiten.
    Sie mußte aus der Notwendigkeit heraus ihr Zimmer mit drei Männern teilen. Der große, gedrungene Boris störte sie nicht, sondern drehte ihr sogar den Rücken zu, wenn sie sich für die Nacht auskleidete, obwohl sie stets vorsichtig zuerst unter die Bettdecke schlüpfte. Ivan, der zweite Mann, war klein, schmal und von gebückter Haltung. Oft überraschte sie ihn dabei, wenn er sie ansah und in seinem Blick etwas lag, das mehr als nur gewöhnliches Interesse war, aber abgesehen davon ließ er sie in Ruhe.
    Der Dritte, Georgi mit Namen, war der Unruhestifter. Georgi war einer jener plumpen jungen Männer mit roten Wangen, großen, flinken Augen und einer etwas zu hohen Stimme. Er war ein begieriger Schwätzer, ein Prahler und ein Lümmel. Anfangs überschüttete er Sophia mit Aufmerksamkeiten. Er bestand darauf, ihr abends das Waschwasser einlaufen zu lassen, begleitete sie jeden Morgen zum Frühstück, erzählte ihr vertraulich von den Eroberungen, die er bei schönen Frauen gemacht hatte. Bald begann er, sich Freiheiten herauszunehmen. So setzte er sich auf den Rand ihres Bettes und sprach mit ihr, wenn die anderen bereits schliefen. Tag um Tag wurde Georgi kühner.
    Eines Abends schließlich, als es Zeit war, zu Bett zu gehen, hörte sie, wie er sich leise flüsternd mit den beiden anderen unterhielt. Sie konnte nicht verstehen, was geredet wurde, aber Boris blickte sie an, und in seinem Blick schien Überraschung zu liegen. Ivan nickte verstehend, und beide verließen das Zimmer.
    Sophia runzelte die Stirn. „Was haben Sie ihnen gesagt, Georgi?“
    „Daß wir einmal einen Abend allein sein wollen.“
    „Ich habe Ihnen nie irgendeine Veranlassung dazu gegeben! – Es ist besser, wenn Sie sie zurückrufen und zu Bett gehen.“
    Georgi schüttelte den Kopf und näherte sich ihr.
    „Georgi, rufen Sie sie zurück, oder ich werde es tun!“
    „Nein, das werden Sie nicht tun.“ Georgi folgte ihr, als sie sich in einen Winkel des Zimmers zurückzog. Als sie die Wand erreicht hatte und nicht weiter zurückgehen konnte, legte er seine Hand auf ihre Schultern und zog sie dicht an sich heran. „Sie werden niemand rufen“, sagte er.
    Sie duckte sich unter seinem Arm durch und entwich ihm, lief schnell an die Tür, riß sie auf und wollte eben rufen, als sie sich eines anderen besann. Wenn sie das tat, dann würde sie damit nur eine vorübergehende Erleichterung erlangen, jedoch damit erreichen, daß sie alles noch einmal von vorn durchmachen mußte.
    Sie ging zum Bett hinüber und setzte sich nieder. „Kommen Sie hierher, Georgi!“
    „Ah.“ Er kam auf sie zu.
    In seinem Eifer ging er zu schnell, verlor den Halt und schwebte langsam an die Decke. So ernst lächelnd, wie es ihr nur möglich war, faßte Sophia hinauf und umspannte sein Fußgelenk mit der Hand.
    „Ich habe mich nie richtig an diese Schwerelosigkeit gewöhnen können“, gab Georgi zu. „Seien Sie so nett, und ziehen Sie mich herab!“
    „Ich werde nett sein. Ich werde Ihnen eine Lektion erteilen.“
    Er wog praktisch nichts. Es war ganz einfach. Sophia streckte nur den Arm nach oben, und Georgis Kopf schlug mit dumpfem Knall an die Decke. Sophie wiederholte den Vorgang.
    „Ich verstehe nicht“, wimmerte Georgi und versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien, erreichte jedoch nur, daß er mit seinen Armen wie mit Windmühlenflügeln in der Luft herumwirbelte.
    „Sie sind mit der Schwerelosigkeit noch nicht ganz fertig geworden“, lächelte Sophia zu ihm auf. „Ich habe gesagt, daß ich Ihnen eine Lektion erteilen werde. Beweisen Sie erst einmal, daß Sie die richtige Stärke eines Mannes haben!“
    Noch immer lächelnd begann Sophia, die Hand zu drehen, die Georgis Fußgelenk umspannte. Mit Armen und Beinen hilflos in der Luft herumfuchtelnd, begann Georgi sich zu drehen.
    „Holen Sie mich herunter!“ winselte er. Als Sophia leicht die Hand ausstreckte und dann sein Fußgelenk losließ, blieb er in der Luft hängen, mit dem Kopf nach unten, die Füße in der Nähe der Decke, den Kopf in Höhe von Sophias Schultern. Er schrie laut.
    Sie schlug in sein nach unten gewandtes Gesicht. „Ich – habe nur Spaß gemacht“, jammerte er. „Rufen Sie unsere Freunde zurück!“
    Sie entdeckte eine der kräftigen Metallflaschen, die sie verwendeten, um in der Schwerelosigkeit Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

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