Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Z. Gallun
Vom Netzwerk:
meine ich. Nimm an, uns stünde jede Möglichkeit offen, und wir könnten unternehmen, was wir gerade wollten.“
    Der Junge sah ihn mißtrauisch an. „Wenn es keine Traumbänder aufzunehmen gibt, wüßte ich nicht, was ich mir wünschen sollte.“
    „Warum sagst du nicht, daß ein Monat an der Südküste eine schöne Sache wäre, Joey“, fiel ihm die Mutter ins Wort. „Was meinst du, wie lange ich mich schon nach einem solchen Urlaub sehne?“
    Harwell fühlte erneut seine Schuld.
    „Natürlich hast du recht, Clara. Aber wenn schon ein paar Wochen Erholung, dann sollten wir sofort fahren“, erklärte er eifrig. Clara lächelte, doch Joey zeigte sich höchst unzufrieden.
    „Wenn wir überhaupt noch einmal die Chance haben wollen, auf Jupiter eine Vorstellung zu geben, dann sollten wir schleunigst unsere Vorbereitungen abschließen“, erklärte er mürrisch.
    Harwell stand auf. Sein wehmütiges Lächeln mochte bedeuten, daß die kurze Frühstückspause nichts als ein Ausflug in eine unerreichbare Wunschwelt gewesen war. Die rauhe Wirklichkeit sah anders aus. Er sah durchs Fenster. Zwischen den Bäumen blitzte der sonnige Horizont. Doch er glaubte auch einen schwachen blauen Rauch zu erkennen, der an die Lagerfeuer aus der Zeit der ersten Kolonisten erinnerte. Oder sogar an einen Waldbrand.
    Der Verkehr in der Luft und auf den Straßen war für die Tageszeit ausgesprochen ruhig. Freilich, manche Leute mochten die Stadt bereits verlassen haben. Doch warum hatte man keine allgemeine Evakuierung durch die Behörden angeordnet? Die Antwort war einfach. Jede noch so grausame Wahrheit blieb für die menschliche Vorstellungskraft bedeutungslos, bis sie die Erfahrung eines Besseren belehrte. Sie wurden eben erst durch Schaden klug.
    Die ganze menschliche Geschichte war ein Beweis dafür.
    Und wo sollte man die an jede Bequemlichkeit gewöhnten Millionen dieser Stadt unterbringen? Und die Millionen der anderen Städte? Harwells Gesichtsausdruck wurde noch grimmiger.
    Joey und Clara folgten ihm, als er in das unaufgeräumte Wohnzimmer hinüberging. Überall standen Koffer herum, die teilweise gepackt waren und teilweise nur halbgefüllt und offen dalagen. Das Zimmer sah wie ein Schlachtfeld aus – mit Ausnahme der Stelle, wo man eine große Zeltplane sorgfältig ausgebreitet hatte.
    Auf dem Segeltuch herrschten Ordnung, Sauberkeit und Präzision. Denn hier waren sie lebenswichtig, wenn die Hoffnung auf die ewige Jugend und die Wiederverjüngung nicht aufgegeben werden wollte.
    Es handelte sich um die zighundert Einzelteile eines Raumanzuges, die Bob Harwell hier zum Zwecke einer Inspektion ausgebreitet hatte. Und dieser Raumanzug war eine Spezialausführung von zehnfacher Stärke gegenüber den normalen. Mit ihm wollte Harwell den ungeheuren atmosphärischen Druck tief unten in der Atmosphäre des Riesenplaneten Jupiter überleben.
    Man brauchte sich nur die Konstruktion des Druckanzuges näher anzusehen, um zu ahnen, welche Gefahren der Jupiter für jeden Eindringling bereithielt. Das hatte nichts damit zu tun, daß dort unten wahrscheinlich eine intelligente Rasse existierte. Auch die alten Mattier und Merkurier waren längst ausgestorben. Die Gefahren konnten allein in den völlig unirdischen Verhältnissen liegen. Sie waren fremd und geheimnisvoll. Und wer einen Schutzanzug für die Jupiter-Atmosphäre baute, der konnte sich nur nach theoretischen Erfahrungswerten richten …
    Und wieder meldeten sich die Bedenken bei Harwell. Trotz seines verwegenen Lebenswandels trug er eine Verantwortung gegenüber seiner Familie. Lud er nicht eine unverzeihliche Schuld auf sich, wenn er Clara und Bob in diese Ungewißheit mit hineinzog?
    Es konnte passieren …
    Diesen Satz dachte er nicht zu Ende. Er versuchte sich damit zu trösten, daß der endgültige Entschluß noch nicht gefaßt war. Noch war alles lediglich eine Vorbereitung. Heute gab es zu viele andere Faktoren, die den Lauf der Dinge beeinflussen konnten. Er sehnte sich geradezu danach, daß ihm das Schicksal die Entscheidung abnahm.
    Die drei machten sich daran, den Raumanzug wieder zusammenzubauen. Denn es gab noch zwei kleinere, die zerlegt, nachgesehen und wieder montiert werden mußten.
    Der Tag verging.
    Warum blieb Corliss eigentlich so lange weg? Harwell mußte sich eingestehen, daß er Corliss brauchte. Mit ihm Heß sich reden wie mit einem Beichtvater. Und nach seinen Worten konnte man sich richten, wie nach einem Kompaß oder einem Wetterhahn.
    Joeys

Weitere Kostenlose Bücher