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TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Z. Gallun
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ihn mit offenen Armen zu empfangen. Er konnte ihm also genauso gut eine Falle gestellt haben.
    Respektvoll bat man ihn, zu warten. Fünf Minuten später führte man ihn durch eine Reihe massiver Türen.
    Dahinter empfing ihn das monotone Summen riesiger Generatoren. Er sah Maschinen, kreisende Räder, aufflackernde und erlöschende Kontrollichter. Er sah die ungeheuren Bänke der Elektronengehirne, die millionenmal schneller denken konnten als der Mensch.
    Harwell hatte das Gefühl, als würde hier in seiner Gegenwart das gesamte Universum seziert und in seine fundamentalen Teilchen bis zum Meson und Elektron zerlegt. Natürlich wußte er, daß mit dieser Einbildung seine Phantasie etwas durchgegangen war. Doch an der Bedeutung von Schaeffers Person konnte man beim Anblick dieser Anlage nicht mehr zweifeln.
    Und bei bedeutenden Leuten kommt es darauf an, in welcher Hinsicht sie es sind. Es kommt darauf an, wie sie mit ihrer Bedeutung fertig werden. Große sind allein. Allein wird man zum Einzelgänger. Und Einzelgänger sind gefährlich.
    Von maßgebenden Wissenschaftlern verlangt man die Konzeption der Vernunft. Doch Schaeffer konnte genauso gut ein zwiespältiges Monster sein, dessen Ziele die Selbstsucht und Zerstörung waren.
    Ein anderer Wächter erschien und sagte: „Hier entlang, bitte, Mr. Harwell!“ – Sie gingen einen Korridor hinunter. „Jetzt bitte stehenbleiben. Okay! – Und nun langsam umdrehen, Mr. Harwell!“
    Bob sah den weißen Schirm der Instrumente. Sie wirkten wie drohende Waffen, die auf den Einsatz warteten.
    „Falls Sie Dummheiten vorhaben, lassen Sie das“, sagte der Wachmann mit imponierender Gleichgültigkeit. „Ich sehe, daß Sie mehr oder weniger psychisch erregt sind. Wir werden Sie hier durch die Wand beobachten. Also, machen Sie keinen Unsinn! Wir können Sie bremsen, bevor Sie etwas ausgerichtet haben. Und jetzt gehen Sie weiter! Diese Tür, bitte! Sie ist offen. Viel Glück!“
    Die Tür hatte nichts Geheimnisvolles an sich. Bob tippte sie an und sah, wie sie zur Seite glitt.
    Der Raum war mittelgroß, hell erleuchtet und voller Büdier. Gegen die Mitte hin stand ein Schreibtisch. In der Ecke erkannte Harwell ein ungemachtes Bett. Darüber lag ein zerknittertes Oberhemd.
    Dr. Schaeffer war zur Begrüßung aufgestanden.
    „Hallo, Harwell?“
    Bob hatte die legendäre Person nur wenige Male im Leben gesehen, obgleich sie eigentlich Nachbarn waren, die in demselben Haus wohnten. Trotzdem konnte er Schaeffers Identität feststellen. Er glich genau den Bildern, die von ihm im Handel waren. Heute kam lediglich noch ein leichtes Lächeln hinzu. Und mit diesem Lächeln sah Schaeffer unkompliziert und gutgläubig aus. Bob registrierte es mit Zufriedenheit, obgleich er darauf gefaßt war, daß hinter diesem verbindlichen Lächeln ein kritischer Beobachter versteckt sein konnte.
    „Sie kennen mich?“ fragte er.
    So seltsam es klingt, Schaeffers milder Blick nahm einen verletzten Ausdruck an.
    „Sollte Sie nicht jeder kennen?“
    „Ja, wahrscheinlich“, nickte Bob und versuchte sich klarzumachen, daß er zu den Stars gehörte, die eben jeder zu kennen hatte.
    „Entgegen dem Gerücht genieße auch ich den Sensipsych, wenn es die Zeit gerade erlaubt“, erklärte Schaeffer. „In erster Linie natürlich aus informatorischen Gründen. Und die Harwell-Abenteuer gehören selbstverständlich dazu. – Sie sagten bei Ihrer Anmeldung etwas von wichtigen Gründen, die Sie zu Ihrem Besuch veranlaßten. Setzen Sie sich und reden Sie frei heraus! Schließlich sind wir Kollegen als Angestellte der großen Ajax-Company. Ehrlich gesagt, Harwell, ich bin froh, daß Sie gekommen sind.“
    Bob hatte sich zur kompromißlosen Offenheit entschlossen, obwohl ihm das bei Schaeffers unbestimmbarem Charakter auch von Nachteil sein konnte. Vielleicht war es sogar gefährlich. Doch egal …
    „Okay, Doktor! Ich bin zu Ihnen gekommen, um festzustellen, ob unsere gemeinsame Zugehörigkeit zur Sensipsych-Industrie auch zu gemeinsamen Erkenntnissen geführt hat. Ob Sie jetzt im Augenblick der Rebellion dieselbe Verantwortung fühlen wie ich – und ob Sie gleich mir bereit sind, daraus die Konsequenzen zu ziehen. Wenn es so ist, und wenn Sie – wie man erwarten dürfte – der Klügere von uns beiden sind, möchte ich Ihnen meine Hilfe anbieten und erwarte Ihre Befehle. – Ich weiß, daß der Sensipsych im Schulwesen und in der Medizin unentbehrlich ist. Darüber hinaus hat er jedoch auch seine weniger

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