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TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Z. Gallun
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daß wir noch in dieser Nacht den Turm verlassen müßten. Dann war die Verbindung plötzlich unterbrochen. Irgend etwas stimmt da nicht.“
    Ohne Claras Reaktion abzuwarten, wählte er eine Amtsverbindung zur Robot-Post-Zentrale und erkundigte sich nach dem Standort des letzten Teilnehmers. Dann hängte er ein und wartete.
    Sekunden später kam bereits die Information. Die mechanische Stimme war nicht weniger freundlich und angenehm als die der jungen Damen, die in früheren Zeiten auf diesem Posten ihren Dienst versahen. Die Nachricht besagte, daß jedes Suchen nach Corliss zwecklos sei.
    „… Der Anruf kam drahtlos von einer nicht eingetragenen und wahrscheinlich beweglichen Station. Eventuell von einem Auto oder Flugzeug. Standpunkt etwa hundert Meilen nördlich der Stadt. Die Verbindung ist inzwischen unterbrochen. Unsere Rückfragen blieben unbeantwortet. Wir bedauern …“
    Harwell konnte jetzt unmöglich seine Familie verlassen, um auf eine sinnlose Jagd zu gehen. Wahrscheinlich blieb ihm nichts anderes übrig, als Carl Corliss aufzugeben. Doch es war nicht leicht, sich auf diese Weise von jemand zu verabschieden, der eigentlich noch für zehntausend Jahre oder mehr Freund und Kamerad hätte sein können.
    Joey schien mit Tränen zu kämpfen. Doch was er sagte, sah nach Hoffnung aus.
    „Da ist noch Schaeffer, Vater! Du solltest zu ihm gehen. Vielleicht kann er uns helfen. Sein Labor ist gar nicht so weit.“
    „Ich sollte zu Schaeffer gehen?“ wiederholte Harwell erstaunt. „Du weißt nicht, was du sagst, Kind. Wie kann ein kleiner Bürger wie ich die Hilfe eines solchen Mannas in Anspruch nehmen? Außerdem mußt du dich ein Vierteljahr vorher anmelden, wenn du Schaeffer sprechen willst.“
    Joey errötete wegen seines verrückten Einfalls. Doch die Mutter half ihm.
    „Wer sagt, daß wir nicht genügend Einfluß hätten, Bob?“ erklärte sie bestimmt. „Gibt es irgendeinen, der nicht die Harwells kennt? Der nicht weiß, wohin sie morgen reisen werden?“
    Bobs Hoffnung mochte trügerisch sein. Trotzdem stand plötzlich für ihn fest, daß er Schaeffer sehen mußte. Denn in diesen Stunden brach der Krieg aus. Nicht zwischen Nationen mit festgelegten Grenzen und Gebieten, sondern zwischen allen und jedem.
    Und mochte Schaeffer ein Narr oder ein Übermensch sein, ein Teufel oder ein Heiliger, in jedem Falle war er die Schlüsselfigur dieser Epoche. Je besser man ihn kannte, um so mehr würde man auch das Grundproblem der Gegenwart erfassen …
    Corliss’ Warnung hatte deutlich gezeigt, daß die Gefahr in diesem Moment einen Höhepunkt erreichte. Und es blieb keine Zeit mehr, die Chancen auszurechnen. Es mußte gehandelt werden.
    „In Ordnung“, sagte er. „Ich gehe. Und ihr versucht inzwischen herauszubekommen, ob die ,Artemis’ noch fahrplanmäßig um drei zum Mars abgeht …“
    Er verließ die Wohnung und bestieg den Expreßlift. Natürlich, Schaeffer war nicht weit, wenn man die Entfernung mathematisch auffaßte. Nur ein paar hundert Fuß tief – genau unter dem Ajax-Turm. Aber auf dem ordentlichen Dienstwege über das Sekretariat und die Posten bedeutete das eher eine Entfernung von einigen Millionen Meilen.
    Das unterirdische Appartement war eine gigantische Festung. Stahl, Blei und Beton machten das Netz der Posten und technischen Sicherheitseinrichtungen beinahe überflüssig. Jedes Detail dieser Anlage erweckte den Eindruck des Massiven und Vollkommenen. Und Harwell fragte sich, ob Schaeffer sich überhaupt vorstellen konnte, wie gut er vor Eindringlingen und ungebetenen Gästen geschützt war.
    Schon gleich nach dem Verlassen des Fahrstuhls stieß Harwell auf einen Polizisten. Er hatte sich vorgenommen, ohne Umschweife aufs Ziel loszugehen und erklärte kurz und bündig:
    „Ich bin Bob Harwell von der Sektion Schauspiel. Ich möchte mit Dr. Schaeffer sprechen. Allerdings sofort. Es ist wichtig.“
    Der Polizist sprach mit tiefer Stimme in ein Wandmikrophon zu irgendeinem Menschen oder Robotdiener. Es dauerte nicht länger als eine Minute. Dann war der Weg plötzlich leichter, als Harwell es sich jemals vorgestellt hatte. Eigentlich zu leicht. Seine Hoffnung ließ ihn dabei schon überheblich werden. Er fühlte sich geradezu erwartet und beurteilte Schaeffer voreilig als einen patenten, aufgeschlossenen Menschen, der mit ihm an ein und demselben Problem arbeitete. Doch im selben Augenblick überfiel ihn auch sein gesundes Mißtrauen. Schaeffer, der ihn nicht kannte, hatte keinen Grund,

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