TS 39: Bürger der Galaxis
1. Kapitel
In den vergangenen Monaten war Lars Talibrand weit und schnell gereist. Seine Fahrt hatte ihn von Stern zu Stern, von Sonnensystem zu Sonnensystem geführt. Kreuz und quer fuhr er durch das All, hinterließ falsche Fährten, sobald er einen oder zwei kostbare Tage erübrigen konnte. Dennoch gelang es ihm nicht, dem Tode zu entgehen, der beharrlich seiner Fährte folgte.
Er reiste von Vernier zu Arthworld und weiter nach Creew’n Dith, von Creew’n Dith nach Newholme und von dort zum Mars. Schließlich gelangte er zur Karnevalszeit zur Erde, als alle Menschen Ferien machten. Hier auf der Erde ereilte ihn sein Geschick in einem großen Hotelzimmer, von dem aus er auf der einen Seite den Tumult auf dem Rummelplatz übersehen konnte und auf der anderen Seite das Meeresufer.
Als vollbracht war, was gewisse Leute bestimmt hatten, ging die Nachricht davon in die Richtung, aus der Lars Talibrand gekommen war. Und auf Welten, die in der Galaxis verstreut lagen, atmeten gewisse Männer und Frauen erleichtert auf, weil Lars Talibrand nicht mehr am Leben war.
Das Heulen, Quietschen und Schreien von Musikkapellen, laut singenden Menschengruppen, Tierimitatoren, Horden fieberhaft erregter Nachtschwärmer, die Papierschlangen durch die Luft warfen und lachten, als sei die ganze Welt der Schauplatz einer ungeheuren, grotesken Komödie, den Karnevalszug, der am Hotel vorbeiflutete, all das konnte von Lars Talibrand nicht mehr wahrgenommen werden.
Ähnliche Karnevalszüge wie der, der am Hotel vorbeiströmte, durchfluteten die Straßen jeder Stadt der Erde. Dem Laufe der Sonne folgend, würden sich andere Städte anschließen.
Jetzt führten drunten am Strand Beamte die letzten Kontrollen durch, ehe sie die Lichter einschalteten und die winzigen Leuchtorganismen freisetzten, die den ganzen Ozean zum Aufleuchten bringen würden. Die Dienstroboter prüften gegenseitig ihre komplizierten Stromkreise, um absolut sicherzugehen, daß sie während der kommenden Woche nicht versagten. Auf dem Rummelplatz richteten die Schausteller ihre Buden, Stände und Hallen auf, ihre Karussells, Schiffschaukeln und Podeste, auf denen man in schwerelosem Zustand tanzen konnte. Hochbeladene Lastwagen rumpelten vorbei und brachten die letzten Ladungen von Süßigkeiten, Papierschlangen, Wimpeln, Scherzartikeln, Kisten mit Weinflaschen, Masken, Duellschwertern und tausend anderen Dingen herbei.
Vorsichtige Leute brachten ihre Kostbarkeiten in die staatlichen Mietdepots. Eigentümer von Straßenwagen und Helikoptern, die keine eigene Garage besaßen, brachten ihre Fahrzeuge in staatliche Garagen. Während der Karnevalszeit kam ohnehin niemand der Einfall, eilig irgendwohin zu verreisen. In dieser Zeit wurden keinerlei Geschäfte getätigt, und es gab nichts Dringendes zu erledigen. An den Bordsteinen der Straßen parkten die robotgesteuerten Kugeltaxis, die ihre Insassen zu unbekannten Zielen brachten. Nach Tagesanbruch durfte man diesen Kugeltaxis eine Adresse nennen, seine eigene – oder die irgendeiner anderen Person. Bis dahin aber lag es ganz im Ermessen des diensttuenden Roboter-Selektors, wohin er seine Passagiere bringen wollte.
Der wolkenlose Himmel über der Stadt strahlte in einem leuchtenden Blau, das allmählich immer satter und dunkler wurde. Es mußte hier und da auf der Erdoberfläche während einiger Karnevalstage regnen, um das meteorologische Gleichgewicht der Atmosphäre aufrechtzuerhalten, aber man würde es so einrichten, daß es möglichst weit draußen auf der See regnete und zu einer Zeit, da die meisten der Nachtschwärmer sich für den nächsten Abend erholten.
Lebensmittelwagen folgten der Karnevals-Prozession. Es waren Tausende von Fahrzeugen. Es mußten auch Tausende sein, denn kein Geschäft hatte während der Karnevalszeit geöffnet.
Als jetzt die Sonne unterging, ließen die Parfümerien und Drogerien, die bis jetzt geöffnet hatten, um noch in letzter Minute den Bedarf an Perücken, Kostümen, Kosmetika und Parfüms zu befriedigen, ihre Rolläden herab. Eilig verließ ihr Personal die Verkaufsräume, um sich unter die johlende Menge zu mischen.
Derry Horn trat vom Fenster zurück, von dem aus man die Straße überblicken konnte. Die letzten Reihen des Karnevalszuges hatten den Rummelplatz erreicht, und im Wimmern, Jaulen und Kreischen der Drehorgeln ging die Musik der Paradekapellen unter. Jetzt war es höchste Zeit, sich umzukleiden und ebenfalls hinauszugehen.
Auf einen kurzen Befehl
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