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TS 39: Bürger der Galaxis

TS 39: Bürger der Galaxis

Titel: TS 39: Bürger der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Rummelplatz. Natürlich, dort war ja auch der weite Bogen des Strandes, und weiter draußen sah man einige leuchtende Streifen auf dem Wasser, die durch einen zufälligen Wechsel der Strömung herausgetragen wurden. Sein Fahrzeug brachte ihn in weitem Bogen über die Stadt hinweg, und jetzt konnte er auch den verworrenen Lärm vom Rummelplatz her hören. Ab und zu trug ihm der Wind einen abgerissenen Fetzen eines Liedes aus einem Boot zu, das etwa eine Meile vom Strand entfernt auf dem leicht gekräuselten Wasser schaukelte. Karneval!
    Das sieht schon besser aus, stellte er befriedigt fest und hoffte, daß sein Kugeltaxi ihn zum Rummelplatz hinabbringen würde, so daß er in den dichtesten Karnevalstrubel gelangte.
    Seine Hoffnung erfüllte sich. Sanft wie eine Feder sank das Taxi nach unten und landete auf einem Grasstreifen neben dem Rummelplatz. Er stieg aus und tätschelte es in lächerlicher Weise auf die Flanken, als sei es ein lebendes Geschöpf. Dann warf er die Arme in die Luft, schrie auf und lief in die Gasse zwischen zwei Buden hinein.
    Zwei Mädchen, die ihm Arm in Arm entgegenkamen, wollten auseinanderspringen und ihn zwischen sich hindurchlaufen lassen. Es gelang ihnen jedoch nicht rasch genug, und einen Augenblick später lagen alle drei strampelnd auf dem Boden und lachten beinahe hysterisch, wie dies an Karneval immer der Fall war.
    „Idiot!“ kicherte eine der beiden, nahm einen weggeworfenen, künstlichen Zopf aus Plastik, den sie in der Nähe auf dem Boden liegen sah und warf ihn nach Horn, so daß er baumelnd in dessen dunklem Haar hängenblieb.
    „Ich bin ein Idiot!“ stimmte Horn zu. „Der Karneval ist bereits mehr als drei Stunden alt, und ich bin eben erst angekommen. Wollt ihr mir dabei helfen, die verlorene Zeit aufzuholen?“
    Sie taten es. Sie hakten sich unter, und diesmal ging Horn in der Mitte. Zu dritt bummelten sie über den Rummelplatz im Rhythmus eines Schlagers, der von irgendwoher erklang.
    Silbrig blitzende Bälle, die in einer schimmernden Lichtsäule sich hoben und senkten; sie standen vor einer Schaubude, in der die Schwerkraft willkürlich verändert wurde. Zehn Minuten brachten sie in dieser Bude zu, in der man hin- und hergewirbelt, emporgerissen, hinabgezerrt und in einer der silbernen Kugeln hin- und hergeschleudert wurde.
    Danach hatten sie unbändigen Durst und blieben bei einer Trinkfontäne stehen. Horn trank drei Gläser. Danach verging ihm die Nacht wie im Traum. Unterwegs stießen sie auf andere Leute, die sie mit sich nahmen, und Horn stellte schließlich fest, daß er etwa ein Dutzend Leute oder noch mehr durch die verrücktesten Etablissements führte, in denen man sich gegenseitig zu überbieten suchte.
    Zuletzt jedoch schien die Heiterkeit der anderen nachzulassen, während die seine immer noch im Wachsen begriffen war. Die Nacht war bereits weit vorgeschritten, und es war nur noch etwa eine Stunde bis zum Tagesanbruch. Einige der Leute lagen bereits auf dem Boden und schliefen. Das war in der ersten Karnevalsnacht nichts Außergewöhnliches. Morgen würden die Leute den ganzen Tag schlafen und dann bei Sonnenuntergang erfrischt aufwachen. An diesem ersten Tag waren sie achtzehn Stunden oder sogar noch mehr auf den Beinen.
    „Kommt mit!“ rief Horn hysterisch. „Wir müssen uns noch den –“
    Er brach ab und blickte sich ziemlich verdutzt um. Kein Mensch war zu sehen. Die Gesellschaft hatte sich offensichtlich in Nichts aufgelöst. Keines der beiden Mädchen, mit denen er den Abend begonnen hatte, war zu erblicken, um ihm Gesellschaft zu leisten. Enttäuscht und mit gesenktem Kopf ging er pfeifend davon. Er stieß an etliche Zeltpflöcke, verfing sich und stürzte.
    Die Überreste des Anregungsmittels, das er getrunken hatte, ließen ihn in ein kurzes, meckerndes Gelächter ausbrechen. Als er sich wieder gefangen hatte, beschloß er liegenzubleiben, wo er lag und eine Weile auszuruhen, den Kopf in die Hände vergraben.
    Wenige Minuten später kam jemand auf Horn zu. Der Fremde blieb vor ihm stehen und blickte ihn durch eine goldene Maske an.
    „Ihr Name ist Horn“, sagte er mit einer Stimme, die Horn irgendwie vertraut vorkam. Automatisch griff er nach seiner eigenen Maske; sie baumelte an der Kordel in seinem Nacken.
    „Das stimmt“, gab er zu. „Was ist denn?“
    Der Fremde stieß den Griff eines Duellschwertes vor. „Ich habe die Absicht, Sie zu töten“, sagte er.

 
5. Kapitel
     
    Eine ganze Weile drehte sich ihm alles vor den Augen.

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