TS 56: Sternenstaub
durchhauen. Er lebte lange und herrschte über die Sippen, die gut gediehen und sich ungeheuer ausbreiteten.
Sie entdeckten bald den Ackerbau und machten dann den ersten Sprung in die Zivilisation, als sie entdeckten, daß es sinnvoller sei, die Gefangenen und die Verbrecher für sich arbeiten zu lassen, als sie zu verspeisen. Sie breiteten sich über fast die gesamte Welt aus, Jahrhunderte später fand bereits die erste industrielle Revolution statt.
Städte in Strikers Sinn wuchsen aus den Wäldern, sie bestanden meist aus verarbeitetem Stahl, der die einzige kleine Erinnerung war an die Zeit der wirklichen Menschen auf diesem Planeten.
AlsStriker große Häfen sah, in denen Schiffe ankerten und breite Straßen zwischen den Siedlungen, wußte er, daß sich seine Reise dem Ende zuneigte.
Er sah, daß drei blaue Sphären hinter ihm durch das All trieben, in denen schlafende Menschen reisten. Er versuchte, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, aber sie antworteten nicht. Die Himmelskugeln waren vom Rigel, dessen Bevölkerung sich auf Bewegungen durch Zeit und Raum spezialisiert hatte.
Sehr sorgfältig beobachtete er, wie kleine Dampfbarkassen auf der Suche nach Schmugglern Tag und Nacht die Wasser des Hafens durchfurchten. Er sah zuletzt einen seltsam gekleideten Menschen, der aus dem Nichts heraustrat und in das Hafenbecken fiel. Er wußte mit einer abstrakten Verwunderung, daß dieser Mensch er selbst, Striker, war. Er verfolgte sich auf dem Weg in die Tundra, sah sich von den Kugeln aufgenommen und auf den Rigel entfuhrt. Er sah auch die Halle, die für ihn aus freien Elektronen aufgebaut worden war.
„… mußt du die Zähigkeit besitzen, einer Panik zu widerstehen, wenn du alles mit deinen geistigen Augen betrachtest. Wir geben dir die Macht dazu.“
Er stand in der Halle im Weltraum, und die Worte der hallenden Stimme klangen noch in seinen Ohren. Er hatte die Million Jahre in einem Augenblick zurückgelegt. Er sammelte seine Erinnerungen und entgegnete:
„Es war eine sehr große Botschaft. Ich könnte sie auf keine andere Weise ertragen haben. Danke für dieses Privileg.“
Die Wesen wußten natürlich im voraus, was er sagen würde. Sie wußten eine jede Äußerung und jeden Grund dafür. Sie sahen tiefer, als Ralph Striker selbst in sein Inneres schauen konnte.
„Weil du ein Mensch bist“, sagte die Orgelstimme, „und weil wir auch Menschen sind.“
Es war noch etwas, Striker mußte es allein herausfinden, das Wesen verriet es nicht. Er stand eine lange Zeit still, das Hasten der Gedanken fühlend, die von den drei unbegreiflichen Wesen ausgingen. Zuletzt war noch die Stimme.
„Wir werden dich zurücksenden.“
Als er eingehüllt in die elektronischen Arme der blauen Sphären durch das All wirbelte, schrie er unterdrückt.
„Nein – warte – ich will …“
Er würgte und fing sich wieder.
„Ich will mit euch gehen!“
Dann sah er, daß er Maun in seinem eigenen Haus gegenüberstand.
Striker fiel in einen Stuhl und verbarg seinen Kopf in den Händen. Er wußte die drei Menschen schon auf dem Weg zum Rigel mit der traurigen Botschaft über das Schicksal der Menschheit.
„Maun“, stöhnte er, „sie konnten mich nicht selbst fragen, sondern ich hätte mich freiwillig zur Verfügung stellen müssen. Sie sind eine aussterbende Rasse und brauchen Blutauffrischung. Das war ich, aber sie fragten mich nicht.“
Maun runzelte seine Stirn und sah auf Striker.
„Wie kommst du hierher, bist du krank?“
Striker war fiebrig.
„Da war auch eine Rasse von Menschen vor mir. Sie starb aus. Dein Volk wird ebenfalls zum internationalen Denken gelangen, den Raumflug entwickeln, sich zu den Sternen ausbreiten, und dann …“
Maun ging und brachte Striker einen betäubenden Trank.
„Du bist krank“, sagte er.
Striker leerte den Behälter und fühlte sich darauf besser. Wenn Maun nicht begriff, was er meinte, Striker redete irr, dann umso besser.
Es war der schwärzeste Tag in Strikers Leben. Eine Botschaft von kosmischer Nutzlosigkeit, die sechshundert Jahre Mittelalter, Dunkel und Schrecken in eine harmlose Sache verwandelte.
Er würde nichts sagen. Es würde niemandem helfen und keinem einzelnen Menschen dienen im Getriebe des Lebens.
Ein Kapitel schließt
(the chapter ends)
von Poul Anderson
„Nein“, sagte der alte Mann.
„Aber du kannst dir nicht vorstellen, was es bedeutet“, sagte Jorun, „du weißt nicht, was du gerade aussprichst.“
Der alte Mann – Kormt von
Weitere Kostenlose Bücher