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TS 56: Sternenstaub

TS 56: Sternenstaub

Titel: TS 56: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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Huerdar, Sohn des Gerlaug und Sprecher für Solis Bürgerschaft – schüttelte den Kopf, und die krausen Locken wirbelten um seine breiten Schultern.
    „Ich habe es durchdacht“, sagte er. Seine Stimme war langsam, tief und unversöhnlich. „Du gabst mir fünf Jahre, darüber nachzudenken, und meine Antwort ist – nein.“
    Jorun fühlte eine aufsteigende Müdigkeit in sich.
    „Du hast nicht alles durchdacht“, sagte er kalt. „Du warst nur gedankenlos empfindlich für ein totes Symbol. Das ist keine menschliche Reaktion, sondern eine Reflexhandlung.“
    Kormts Augen, aus deren Winkeln Krähenfüße zogen, waren heiter und ruhig unter den dichten Brauen. Er lachte leicht in seinen grauen Bart, gab aber keine Antwort. Hatte er die Beleidigung nicht verstanden oder sie einfach an sich abgleiten lassen? Es kam kein rechtes Gespräch mit diesen Bauern zustande, der Abstand zwischen den Partnern war zu groß, und dieser Abgrund konnte nicht überschritten werden.
    „Gut“, sagte Jorun. „Die Schiffe werden morgen oder übermorgen hier sein, es wird etwa einen weiteren Tag erfordern, um alle unsere Leute an Bord zu bringen. Du hast noch Zeit, dich zu entscheiden, aber nachher wird es zu spät sein. Ich bitte dich, denke darüber nach – was mich angeht, ich bin zu beschäftigt, um weiter zu diskutieren.“
    „Du bist ein guter Mann und weise in deiner Art, aber du bist blind. Etwas in dir ist gestorben.“ Kormt winkte mit seiner knorrigen Hand. „Schau dich um, Jorun von Fulkhis. Dies hier ist die Erde. Es ist die Heimat der gesamten Menschheit. Du kannst nicht weggehen und sie vergessen. Ein Mensch kann dies nicht tun, es ist in ihm, in seinem Blut und seiner Seele. Er wird für immer die Erde in sich tragen.“
    Joruns Augen wanderten entlang dem Bogen von Kormts Arm. Sie standen am Rande der Stadt. Hinter ihnen lagen die Häuser, niedrige Holzbauten, gedeckt mit Stroh oder roten Ziegeln. Rauch kam aus den Kaminen. Geschnitzte Galerien hingen über den verrückten Windungen der Straßen. Der Lärm von Rädern und Holzschuhen, das Lachen spielender Kinder drang an ihre Ohren. Jenseits davon waren Wälder und die unglaublich zerfallenen Mauern von Sol City. Die Hügel waren gerodet und gaben den Blick frei auf die sanfte Landschaft sauberer Felder und die entfernt glitzernde See. Verstreute Gehöfte, schläfriges Vieh und gewundene Kieswege, Umzäunungen aus altem Marmor und Granit – alles träumte unter der Sonne.
    Jorun atmete tief, der Geruch nach Laub, ausgedörrter Erde und der salzige Geschmack der See bissen in seiner Nase. Er dachte, daß es keine zwei Planeten gab, die den gleichen Geruch hatten und keinen einzigen, der den Reichtum der Erde besaß.
    „Es ist eine schöne Welt“, sagte er langsam.
    „Es ist die einzige. Der Mensch kommt von hier und hierher muß er am Ende zurückkehren.“ Kormts Stimme war kompromißlos.
    „Ich weiß nicht – “ Jorun seufzte. „Nimm mich, nicht ein Atom meines Körpers war von diesem Boden, bevor ich landete. Seit Ewigkeiten lebt mein Volk auf Fulkhis, bemüht, sich den Bedingungen anzupassen. Es würde hier nicht glücklich werden.“
    „Die Atome sind nichts. Die Form ist von Wichtigkeit. Sie wurde dir von der Erde gegeben.“
    Jorun sah den Alten an. Kormt war so wie die meisten seines Zehnmillionenvolkes – stämmig und düster. Er verfügte über ein hohes Alter, zu hoch für einen Primitiven, der nicht medizinisch behandelt wurde. Er mußte bald zweihundert Jahre alt sein, aber sein Rücken war gerade und sein Schritt fest. Das grobe Gesicht mit der markanten Nase enthielt eine merkwürdige Kraft. Jorun selbst näherte sich seinem tausendsten Geburtstag, aber in Kormts Gegenwart fühlte er sich wie ein Kind.
    Es war sinnlos. Die wenigen Bewohner Terras waren ein zurückgebliebenes Volk armer Bauern, unwissend und uninteressiert. Was konnten sie der alten und mächtigen Kultur entgegensetzen, die diesen kleinen Planeten fast vergessen hatte? Kormt sah auf die untergehende Sonne.
    „Ich muß jetzt gehen“, sagte er. „falls du mich zu sehen wünschest, ich werde heute abend in der Stadt sein.“
    „Wahrscheinlich, denn es gibt eine Menge zu tun, um die Evakuierung einzuleiten. Du bist eine große Hilfe.“
    Der Alte verbeugte sich mit umständlicher Höflichkeit, wandte sich um und ging davon. Er trug das gewöhnliche Gewand der Männer, veraltet im Material wie im Schnitt. Lockere Hosen aus fabrikgewebtem Stoff, eine Jacke und einen Hut.

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