TS 56: Sternenstaub
Stimmung war die des kleinen Mannes, der sich zwischen den Mühlsteinen einer Auseinandersetzung zweier Großer befand.
Er arbeitete sich ein weiteres Jahrhundert vorwärts und fand einen befriedeten Kontinent. Eine Seuche hatte den Krieg entschieden, indem sie beiden Seiten die Verluste zufügte, die ein Weiterführen des Krieges unmöglich machten.
Nach weiteren sechshundert Jahren, nach einem blutigen Arbeiteraufstand, sah Striker eine Rakete auf den Mond zurasen und dort zerschellen. In den nächsten Abschnitten seiner Kontrolle bemerkte er viele Raumschiffe, die wie schimmernde Juwelen durch das All zogen. Auf dem Mars bemerkte er hundert Jahre später eine Bevölkerung von mehr als einer Milliarde Menschen.
Der Mensch hatte jetzt den Hang zur Natur entdeckt und lebte nicht mehr in engen Gemeinschaften, sondern vereinzelt in einer abgesonderten Umgebung. Aber es sah sehr anziehend aus, denn es gab keine Krankheiten mehr, und die Lebenserwartung hatte sich vergrößert. Die Übertreibung des Individuellen war zur Manie geworden, auf drei bewohnten Planeten des Systems geschah dasselbe.
Er war nicht sicher, wie weit er sich auf diesem Sprung in die Zukunft bewegt hatte, denn die Entwicklung zeigte ungeheure Fortschritte. Durch irgendeine Katastrophe war der Mars entvölkert worden, und die Wissenschaft probierte mit Genen herum, brachte schließlich einen Menschen hervor, der mit Hornplatten ausgerüstet war und mit einem gewaltigen Kasten, der das Hirn schützte. Nicht weniger als eine Stange Sprengstoff im Mund konnte die neue Variation des homo sapiens zu Fall bringen. Sie stellte sich aber als Fehlschlag heraus, denn mit der Rückentwicklung zu einem brutalen Krafttyp erschienen wieder Verbrechen und Morde. Der tierische Instinkt feierte Auferstehung. Vereinigte Aktionen der Menschen, die nicht mit Horn gepanzert waren, vernichteten diese neue Rasse restlos.
Neue Experimente brachten einen schmächtigen Menschen hervor. Das Ende der Reihe konnte Striker nicht mehr sehen, denn er befand sich auf der Oberfläche des Saturn und sah dort Straßen, die aus innerem Feuer glühten, Gebäude, die aus Elektrizität zwischen vier Polen bestanden, und ihre Bewohner waren schmächtig und degeneriert, hatten Hornwülste über den Augenbrauen, einige glühten in unirdischen Strahlen.
Die Schlußfolgerung war für Striker so brutal und entsetzlich, daß er versuchte, in den Weltraum zu entkommen. Aber er konnte sich nicht mehr bewegen und das, wovor er sich gefürchtet hatte, war eingetreten. Der Schrecken wuchs in Intensität und Größe.
Striker trieb sieben Jahre lang in der Grenzzone zwischen All und Atmosphäre, überwand langsam die neuen Eindrücke und kam zu sich. Nach vier Jahren hatte er eine verzwickte geistige Kontrolle ausgearbeitet, die ihm ermöglichte, die folgenden Beobachtungen ohne jedes Gefühl zu machen. Er, kam wieder frei und rutschte 15 000 Jahre zurück und auf die Erde. Er hatte genug auf dem Saturn gesehen.
Die Erde war wieder ein Dschungel, vom Menschen verlassen und den Reptilien und Raubtieren überlassen. Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf eine einsame Rauchsäule, aber sie stellte sich als ein Vulkan heraus.
Er riß sich in wenigen Sekunden von der öden Wildnis los und fand sich unweit des Proximus Centauri. In seinem Planetensystem fand er die Menschen wieder. Sein Volk. Jetzt hatten sie eingeschrumpfte Körper und zu Geweihen ausgedehnte Organe, die von innen leuchteten. Sie lebten in einer Welt von Strahlen, jenseits seiner Auffassung, und die Sitten wurden fremder und unverständlicher.
Hätte er nicht die Entwicklung beobachten können, nie wäre ihm die Erleuchtung gekommen, daß es Menschen waren. Und – sie waren fähig, sich durch Raum und Zeit zu bewegen.
Der Geist Strikers wandte sich wieder zur Erde, gefaßt auf die zu erwartenden Tatsachen. Er sah eine Affenkolonie, die den Gebrauch des Feuers gelernt hatte. Es waren zuerst nur wenige, aber nach einem weiteren Jahrhundert redeten sie miteinander in den rohen Begriffen einer Pseudosprache. Sie hatten genügend Feinde, die sie sich unter Anwendung ihrer Schlauheit vom Leibe halten mußten.
Sobald sie sich vermehrten, bildeten sie komplizierte soziale Schranken, die nichts weniger bedeuteten, daß jeder, der das Weib eines anderen nahm, automatisch ausgeschlossen wurde und als Außenseiter weiterleben mußte. Ein Reformator erhob sich und wechselte die Verbote gegen Auswege um, er konnte den gordischen Knoten
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