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TS 64: Bluff der Jahrtausende

TS 64: Bluff der Jahrtausende

Titel: TS 64: Bluff der Jahrtausende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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die Dämmerung heraufzog, empfingen die Funker das erste Signal. Es kam aus Südwesten, und da die Empfänger in Wei-Pu ziemlich dicht beieinander standen, konnte jeder Ort, von dem aus es gesendet worden war, nur mit beträchtlicher Unsicherheit ermittelt werden.
    Liu-Süs Nervosität wuchs, als ein paar Minuten später das zweite Signal aus Östlicher Richtung empfangen wurde. Kurz darauf wiederholte sich das erste, der Sender hatte sich in der Zwischenzeit jedoch um rund zwei Kilometer näher an Wei-Pu herangeschoben.
    Liu-Sü wartete noch. Aber als der erste Sender nur noch zehn Kilometer, der zweite zwölf Kilometer von dem Dorf entfernt war und sich schließlich auch der dritte aus Nordwesten und rund fünfzehn Kilometern Abstand meldete, da schickte er drei schwerbewaffnete und mit Gleitfahrzeugen ausgerüstete Suchgruppen aus und trug ihnen auf, sie sollten ihm die Besitzer der geheimnisvollen Sender so schnell wie möglich – und zwar tot oder lebendig – nach Wei-Pu bringen.
     
    *
     
    Jaune Viviers hatte den rettenden Gedanken gehabt. Nachdem er fünfundzwanzig verschiedene Vorschläge gemacht und Pete O’Neill ihm trocken erklärt hatte: „Bevor du nur dummes Zeug daherredest, halt lieber ganz den Mund!“ fiel ihm als sechsundzwanzigste eine brillante Idee ein. Die Verwirklichung war zwar mit erheblichen Unannehmlichkeiten verbunden; aber dafür waren die Aussichten auf Erfolg um so größer.
    Die drei Männer trennten sich abermals und flogen in Girotaxis südwärts. Zehn Kilometer westlich von Wei-Pu, also weit außerhalb der Reichweite der Ultrarotscheinwerfer, trafen sie sich wieder. Die Taxis schickten sie, bis auf eines, leer nach Ulan zurück.
    In einem Gebüsch nahmen sie mit verhältnismäßig primitiven Hilfsmitteln die Operationen vor, die notwendig waren, um Jaune Viviers Idee zu verwirklichen. Jaune und Pete stöhnten vor Schmerz, Warren Foley ertrug sein Schicksal schweigend und mit mürrischem Gesicht. Als die schmerzstillenden Medikamente zu wirken begannen, brummte er nur:
    „Einen Whisky würde ich jetzt trinken …!“
    Aber sie hatten die Mikrosender, vor wenigen Minuten noch einen Zentimeter tief unter der Haut der Kniekehlen verborgen, in der Hand und konnten anfangen, den Feind in die Irre zu führen.
    Jaune Viviers übernahm diese Aufgabe. Während Pete und Warren auf Wei-Pu zumarschierten, deponierte Jaune die Sender an drei verschiedenen Stellen und ließ sie jeweils ein Signal abstrahlen. Dann sammelte er sie auf und ließ sie, eine Strecke näher an dem Dorf, dieselben Signale wiederholen. Auf diese Weise, so hoffte er, würde der Gegner zu der Überzeugung gelangen, drei Männer, die einen vierten durch ihre Signale aufmerksam zu machen versuchten, näherten sich Wei-Pu aus drei verschiedenen Richtungen.
    Jaunes Taxi bewegte sich stets flach über dem Boden. Jaune hatte ausgerechnet, daß er sich auf diese Weise dem Dorf bis auf zwei Kilometer nähern könne, ohne von den Tastern oder den Ultrarotscheinwerfern erfaßt zu werden.
    Als der erste Lichtschein des neuen Morgens sich am Horizont zeigte, gab Jaune seine Bemühungen auf. Mittlerweile war er Liu-Süs Suchgruppen mehrere Male nur mit Mühe und Not entronnen. Er wußte, daß der Feind auf den Beinen war, um nach den verborgenen Gegnern zu suchen und daß die Mikrosender ihn von dort aus, woJaune sie deponiert hatte, noch wenigstens eine Stunde an der Nase herumführen würden.
    In eiligem Flug, dicht über dem Boden, erreichte Jaune im Halbdunkel der frühen Dämmerung die Stelle, an der er sich mit Pete und Warren verabredet hatte – kaum mehr als zwei Kilometer von Wei-Pu entfernt.
    Das letzte Taxi wurde sofort nach Ulan zurückgeschickt, so würde es dem Gegner hoffentlich noch eine vierte falsche Spur liefern. Warren Foley und Pete O’Neill nahmen sich nur ein paar Minuten Zeit, um sich von den Strapazen zu erholen, die der acht Kilometer lange Marsch mit den frischen Wunden in den Beinen für sie gebracht hatte.
    Dann nutzten sie den letzten Rest der Dunkelheit, um sich in der Deckung der Büsche dem Dorf zu nähern.
     
    *
     
    Liu-Süs Nervosität strebte dem Höhepunkt zu.
    Die Suchgruppen, nun seit anderthalb Stunden unterwegs, hatten noch keinen von Farrens Männern aufbringen können. Die Kodezeichen der Sender kamen von hier und von dort, veränderten Richtung und Position und näherten sich dem Dorf etwa mit der Geschwindigkeit tüchtiger Fußgänger.
    Der Teufel schien mit dem Feind im Bund zu

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