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TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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Eingang eine hohe Gestalt.
    „Wir sind krank“, hörte er sich wie aus weiter Ferne sagen. „Wir brauchen Hilfe.“
    Starke Hände stützten ihn. Dann wurde es dunkel um ihn.
     
    *
     
    Als er die Augen öffnete, blickte er in einen erstaunlich klaren blauen Himmel. Er blieb still liegen und genoß den Anblick in stiller Dankbarkeit. Der Wind wehte den Duft der Tannen zu ihm hinüber und machte das Wunder seiner Genesung doppelt eindrucksvoll.
    Er wüßte, daß er geheilt war. Aus der Tiefe seines Unterbewußtseins stiegen Erinnerungen an monotone Gesänge auf; er glaubte, auch den Geschmack herber Kräuter zu empfinden. Und doch schien alles sehr weit zurückzuliegen.
    Nach einiger Zeit sah er zur Seite und erblickte Bob Chavez, der, wie er, auf trockenen Blättern lag. Auch Bob war völlig gesund und lächelte.
    „Erzähle ihnen von dem Rad“, flüsterte er.
    Ashley grinste. Er wollte nachdenken, aber es schien nicht der Mühe wert zu sein. Er lag völlig entspannt und zufrieden da.
    „Fühlen Sie sich besser?“ hörte er Rondol fragen.
    Er öffnete wieder die Augen und stellte fest, daß er geschlafen hatte. Rondol kniete an seiner Seite und lächelte.
    „Vielen Dank, Rondol“, flüsterte Ashley.
    Rondol runzelte die Stirn. „Der andere, der immer eine so sichere Meinung über alles hatte …“
    „Ernie?“
    Rondol nickte. „Er wollte sich nicht helfen lassen. Ich ging zu ihm, nachdem ich eure Krankheit erkannt hatte. Wir sangen auch für ihn und gaben uns größte Mühe, die guten Kräfte in ihm zu mobilisieren. Aber er fluchte laut und jagte uns davon. Jetzt ist er tot.“
    Ashley starrte zum Himmel hinauf. Von den vierundfünfzig waren also nur noch zwei übrig.
    „Ihr werdet uns bald verlassen, Martin“, fuhr Rondol fort. „Wir werden euer Leben nicht länger gefährden, denn wir wollen nicht, daß ihr schlecht von uns denkt. Wir haben euch ausreichend studiert.“
    Ihr uns? dachte Martin.
    Er konnte noch immer nicht klar denken; eine merkwürdige Müdigkeit verhinderte es. Es gefiel ihm aber, alle Probleme zu vergessen und einfach dazuliegen und auf das Rauschen des Windes zu hören. Er schlief auch bald wieder ein, und die Welt um ihn versank.
    Die Morgensonne weckte ihn. Er öffnete die Augen und schloß sie gleich wieder, denn die gleißenden Strahlen blendeten ihn. Dann hörte er Lärm und riß die Augen wieder auf. Ein Raumschiff dröhnte über die Häuser des Dorfes hinweg und stellte sich aufs Heck. Martin staunte über die beachtliche Größe und die Manövrierfähigkeit des Schiffes.
    Es hing über den Bäumen wie ein träger Schwimmer im Wasser. Der riesige, silbrig schimmernde Zylinder kam immer tiefer herunter und wurde schließlich von den Baumwipfeln verdeckt. Die Düsen heulten noch einmal laut auf und verstummten dann. Die nachfolgende Stille wirkte unheimlich auf Ashley, der das alles nicht verstehen konnte. Das große Raumschiff war offenbar neben der Kapsel gelandet.
    Rondol kam herbei und half Martin auf die Beine. Catan, der Häuptling der Nern, war Bob Chavez behilflich und winkte ein Mädchen heran, das die Gruppe durch den Wald führen sollte.
    Martin Ashley gehorchte wie in Trance. Er drehte sich noch einmal um und blickte zum Dorf zurück. Es war ein Abschied, das spürte er genau. Rondol wollte etwas sagen, tat es dann aber doch nicht.
    Martin ließ sich führen, ohne das Ziel zu kennen. Er kannte den Weg durch den Wald und war nicht überrascht, als er plötzlich die Grasebene sah. Das neben der Kapsel stehende Raumschiff war so riesig, daß die kleine Kapsel wie ein Spielzeug wirkte.
    Auf die drei Nern schien das technische Monster keinen besonderen Eindruck zu machen.
    „Es sind unsere Sternenbrüder“, erklärte Catan. „Ihr braucht euch nicht zu fürchten. Unsere Brüder wollen euch wieder in die Heimat bringen.“
    Martin taumelte vorwärts. Alles ging so schnell, daß er seine Gedanken nicht ordnen konnte. Er hatte alle Hoffnung auf eine Rückkehr zur Erde begraben, doch nun sollte er zurückgebracht werden! Widerstreitende Gefühle machten sich bemerkbar. Was sollte er sagen? Er hatte das Gefühl oder mehr eine Ahnung, etwas Großartiges gesehen zu haben. Wahrscheinlich hatte er nur einen Zipfel der Wunderwelt in der Hand gehabt, aber auch dieser Zipfel war ihm entglitten. Er sollte zurück zu dem Planeten, von dem aus er zu dieser wundersamen Reise gestartet war. Er sagte nichts, weil er seine Gefühle nicht ausdrücken konnte.
    Bob Chavez schwieg

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