TS 96: Menschen auf fremden Sternen
Fremde auftauchen. Sie haben keine Ahnung, was sich in diesem Universum herumtreibt. Anwesende sind natürlich nicht damit gemeint. Ob Sie es glauben oder nicht, es kamen sogar einmal welche, die uns unterwerfen wollten.“
Shek lachte laut auf. Ashley fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, denn auch die Raumschiffe von der Erde hatten den Auftrag, fremde Planeten zu kolonisieren.
„Wir hörten euren Notruf und beobachteten erst die Juarez und dann die Kapsel. Alle weiteren Informationen erhielten wir von Rondol. Wir mußten vorsichtig sein, denn kein Mensch kann ahnen, was Fremde vorhaben. Ihr habt euch sehr vernünftig verhalten.“
„Wie hat Rondol Sie informiert?“ fragte Ashley.
Shek lachte dröhnend. „Er hat einen starken Sender in seiner Hütte. Jetzt wollen Sie sicher wissen, warum ich so gut Englisch spreche, nicht wahr?“
„Ich nehme an, Sie haben die Sprache von Rondol gelernt. Er lernte sie von mir, während er vorgab, mir seine Sprache beizubringen.“
Shek lachte vergnügt. „Sie sind ein kluger Mann, Martin. Übrigens ist Rondol der beste Arzt im ganzen System. Sie haben großes Glück gehabt.“
„Das wissen wir.“
„Das waren also die wichtigsten Fragen. Ich sagte bereits, daß Sie die Antworten längst kennen.“
Ashley blies gedankenvoll einen Rauchring in die Luft.
„Morgen geht ein Schiff in Richtung Centauri“, fuhr Shek fort. „Wir haben die Handelswege der Raumschiffe von der Erde immer gemieden, aber in diesem Falle wollen wir eine Ausnahme machen. Sie werden irgendwo abgesetzt werden, wo Sie nicht lange auf Hilfe zu warten brauchen.“
„Nach Hause!“ rief Bob Chavez aufgeregt. „Wir werden die Erde wiedersehen!“
Martin Ashley kaute auf dem Pfeifenstiel herum und sagte nichts.
*
Die Unterredung dauerte an, bis die hohen Türme lange Schatten in die Straßenschluchten warfen. Martin entspannte sich mehr und mehr, denn der große, fröhliche Mann war ein angenehmer Gesellschafter. Seine Freundlichkeit war echt, das spürte Ashley sofort.
Nachdem Ashley fühlte, wie er immer gelöster wurde, konnte er auch wieder klarer denken. Er war von Kindheit an neugierig gewesen, und auch jetzt konnte er das Fragen nicht unterlassen.
Bob Chavez hörte staunend zu und schüttelte immer wieder den Kopf. „Es ist nicht zu fassen“, murmelte er. „Vor wenigen Stunden waren wir noch von allem abgeschnitten, und jetzt befinden wir uns in einer Märchenstadt. Außerdem haben wir die Gewißheit, die Erde wiederzusehen.“
Martin wechselte das Thema, denn auf diese Weise konnte er nichts Neues erfahren. „Wie lange besteht eigentlich schon der Kontakt mit den Nern?“ fragte er.
Shek lächelte. „Sehr lange. Wir haben nicht nur Kontakt mit den Nern, sondern auch mit den anderen Bewohnern von Carinae IV. Diese Verbindungen bestehen seit viertausend Jahren. Wir sind zusammen aufgewachsen.“
Ashley dachte fieberhaft nach. Dann formulierte er die Frage, die ihn schon lange quälte. Er formulierte sie geschickt und war sicher, daß Shek die Bedeutung seiner Worte erfassen würde. „Sie haben sich sehr weise und zurückhaltend benommen und nie in die Geschicke anderer Kulturen eingegriffen“, sagte er. „Das fällt besonders durch den Unterschied zwischen den Verhältnissen auf Carinae IV und V auf. Die Versuchung muß doch sehr groß gewesen sein.
Der andere Planet hat eine beachtliche Population und ist dadurch ein aufnahmefähiger Markt.“
Shek lachte laut. Sein Lachen dröhnte durch den großen Raum. Er zündete sich eine neue Zigarette an. „Sie wissen doch genau, was los ist, Ashley. Tatsache ist, daß wir den Bewohnern von Carinae IV dankbar sein müssen, weil sie uns auf unsere Weise leben lassen. Ein Versuch, uns in die Verhältnisse der Nern zu mischen, würde uns bestimmt nicht gut bekommen. Ich möchte sagen, es wäre unser Ende.“ Shek lief mehrmals auf und ab und blieb plötzlich stehen. „Wir wollen den Nern nichts beibringen, sondern von ihnen lernen.“
Martin lehnte sich zurück. Also doch! Sein Gefühl war demnach von Anfang an richtig gewesen.
*
Am nächsten Abend, fünfzehn Stunden vor dem Start des Raumschiffes, ließ Martin Bob Chavez auf dem Startplatz zurück. Er hatte sich praktisch selber zu einem Besuch in Sheks Landhaus eingeladen. Shek war gleich darauf eingegangen, denn zwischen den beiden Männern bestand vom ersten Augenblick an eine starke Sympathie.
Es war ein wunderbares Haus in einer herrlichen Landschaft.
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